Hamburg. 48 von 50 Einzellogen sind für die neue Zweitligasaison bereits verkauft. Doch eine Gruppe geht leer aus und ist nun verärgert.
Der Ärger hatte sich auch am Montagabend noch nicht gelegt. In ihrem Podcast „HSV – meine Frau“ gab es für die Moderatoren neben dem bevorstehenden Saisonstart des HSV vor allem ein Thema: das Ende der „Looooge“. Am Freitag hatten die bisherigen Mieter des kleinen VIP-Raums im Volksparkstadion um Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste die Nachricht erhalten, dass ihre Loge in der kommenden Saison bereits vergeben sei.
Volksparkstadion: Auch HSV-Profi bedauert Aus der Kult-Loge
Jonas Kölln, einer der acht HSV-Fans und Co-Moderator des Podcasts, schimpfte in der Sendung über den Vorgang, der in den sozialen Medien für emotionale Reaktionen gesorgt hatte. HSV-Profi Tim Leibold postete einen weinenden Emoji unter den Instagram-Beitrag, in dem die Mitglieder der „Looooge“ ihr Aus verkündeten. Auch Tobias Schweinsteiger reagierte mit einem Smiley, dessen Mundwinkel nach unten zeigen. „Kopf hoch, Jungs“, schrieb der ehemalige Co-Trainer.
Im September vergangenen Jahres hatten Fürste, Kölln und sechs weitere Freunde im dritten Heimspiel der Saison erstmals in der Loge auf der Osttribüne kurz vor den Stehplatzrängen der Nordtribüne Stimmung gemacht, als die Ultragruppen aufgrund der Corona-Beschränkungen noch nicht wieder geschlossen im Stadion waren.
Schnell sorgte die Gruppe mit ihrem für Logenbesucher ungewöhnlich lautstarken Support für Aufmerksamkeit. Höhepunkt war das Heimspiel gegen Regensburg im November, als nach dem 4:1-Sieg selbst Trainer Tim Walter vorbeischaute und zusammen mit den Gästen lautstark zu einem der Abschlach-Lieder sang. Das Abendblatt bezeichnete die „Looooge“ als neues „Feier-Epizentrum“.
Trotz fünfter Zweitliga-Saison: Boom bei den HSV-Logen
Dass Fürste und seine Freunde ihren Stammplatz nach nur einer Saison wieder verloren haben, hat vor allem mit dem Ansturm auf die Logen insgesamt zu tun – trotz erhöhter Preise. Von 50 Einzel-Logen sind bereits 48 verkauft. Die letzten zwei sind optional zu vergeben, sollte ein potenzieller Kunde sofort zuschlagen wollen. Bei Kosten ab 60.000 Euro pro Loge pro Saison kann der HSV also mit mehreren Millionen Euro für die Spielzeit 2022/23 alleine durch die Vermarktung der Einzellogen planen. Hinzu kommt, dass bereits alle 23.000 Dauerkarten für die neue Saison verkauft sind. Nach der erfolgreichen Schlussphase der vergangenen Saison haben die Fans trotz der verlorenen Relegation gegen Hertha BSC wieder richtig Lust auf den HSV.
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Bei den Gründern der „Looooge“ herrscht dagegen Frust. Schließlich ist jetzt nicht nur ihr bisheriger Platz weg, sondern auch alle Dauerkarten, die sie zuvor jahrelang hatten. Offenbar kam es bei der Reservierung zu einem Kommunikationsproblem mit HSV-Vermarkter Sportfive.
Nachdem die Logen-Mieter in der vergangenen Saison bedingt auch durch die Corona-Pandemie noch einen Rabatt bekamen, fragten sie auch zur neuen Saison nach einem geringeren Preis an. Bis zum 30. Juni lief die Frist des Vorkaufsrechts. Als sich Fürste und Co. schließlich entschieden hatten, den erhöhten Preis zu zahlen, bekamen sie die Nachricht, dass ihre Loge nun bereits vergeben sei.
War der Support für Walter und Boldt Grund für das Aus der "Looooge"?
In den Kommentaren des Instagram-Beitrags wurde schnell gemutmaßt, ob der anhaltende Machtkampf in der HSV-Führung ein Grund sein könnte für das Aus der „Looooge“. Schließlich hatten sich die Fans beim letzten Spiel gegen Hertha BSC mit einem Transparent klar für eine Fortsetzung mit der sportlichen Leitung ausgesprochen. „Immer weiter, Boldt und Walter“, stand auf dem großflächigen Plakat.
Nicht mehr weiter geht es nun mit der „Looooge“ an ihrem bisherigen Platz. „Es bricht uns das Herz, denn wir haben die letzte Saison mit jedem Einzelnen im Stadion geliebt und sind uns auch sicher, dass man in der kommenden Saison viele positive Erlebnisse zusammen hätte haben können“, schrieben die Jungs in ihrem Instagram-Statement.
Theoretisch hätten sie noch die Möglichkeit, eine der zwei noch optional zu vergebenen Logen zu reservieren. Doch diese befinden sich auf der anderen Seite des Stadions neben dem Familienblock. Weit weg also von der Nordtribüne, mit der die „Looooge“ vor allem nach den Spielen eine stimmungsvolle Symbiose bildete. Endgültig besiegelt scheint das schnelle Ende der „Looooge“ aber noch nicht zu sein.
Bis zum ersten Heimspiel gegen Hansa Rostock am 24. Juli wollen Fürste und Co. versuchen, einen Tauschpartner zu finden. Ausgang offen.