Hamburg. Vor allem der zum Saisonende aussortierte Kapitän redet nach dem 1:2 gegen Magdeburg Tacheles – als einziger der HSV-Profis.
Der Schock war Trainer Hannes Wolf und seinem Kapitän noch lange nach dem Spiel anzusehen. "Das ist ekelhaft und tut weh", sagte Mittelfeld-Mann Lewis Holtby nach dem 1:2 (1:0) seines HSV gegen den 1. FC Magdeburg. "Das ist extrem", klagte Wolf am Montagabend über den nächsten schweren Rückschlag im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga.
Der Trend läuft derzeit gegen den HSV – ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison. Holtby befürchtet das Schlimmste und mahnte: "Wir müssen den Arsch hochkriegen, arbeiten und jetzt in der Schlussphase die Punkte holen."
Schon die fünfte Pleite in der Rückrunde
Wieder einmal verspielte der Aufstiegskandidat eine Führung, im zweiten Heimspiel nacheinander kassierten die Hamburger in der Schlussphase den entscheidenden Treffer. Und wie schon beim 2:3 gegen Darmstadt 98 setzte im 1. FC Magdeburg ein Team aus den unteren Tabellenregionen den letzten Punch gegen den HSV. "Das ist enttäuschend", sagte Wolf.
Fünf Niederlagen in der Rückrunde, ein Punkt in den vergangenen drei Liga-Spielen – der Hamburger SV droht das Saisonziel sofortiger Wiederaufstieg aus den Augen zu verlieren. Und dies vor dem Top-Duell am kommenden Montag beim Tabellenführer 1. FC Köln. "Wir brauchen in Köln eine Top-Leistung", meinte Wolf, der nach dem Spiel ebenso wütend in die Kabine stapfte wie Sportchef Ralf Becker.
Hannes Wolf wird laut in der HSV-Kabine
"Wir machen so viele kleine Fehler. Wenn man ein Video zusammenstellen würde, kriegt man einige Minuten zusammen", sagte Wolf, der hinter verschlossenen Türen noch einmal sehr laut gegenüber den eigenen Spielern wurde. "Das Ende ist sehr bitter und tut sehr weh. Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in der Nachspielzeit zu verlieren ist extrem, daran müssen wir ansetzen", hatte Wolf kurz zuvor noch am Sky-Mikrofon gesagt.
Der HSV (51 Punkte) hat nach der zweiten Heimniederlage hintereinander und dem dritten Ligaspiel ohne Sieg nun sechs Zähler Rückstand auf die Kölner, die noch ein Nachholspiel bestreiten müssen, und nur drei Punkte Vorsprung auf den Dritten Union Berlin. Die Aufsteiger aus Magdeburg schöpfen trotz Tabellenplatz 16 wieder Hoffnung.
Magdeburgs Treffer fielen verdient
Dabei war die Stimmung in Hamburg vor dem Spiel noch bestens. Nach dem 2:0 im Viertelfinale des DFB-Pokals beim Liga-Rivalen SC Paderborn am vergangenen Dienstag schien der HSV endlich wieder zu alter Stärke gefunden zu haben.
Doch vom Schwung des Halbfinal-Einzugs war nichts mehr zu sehen. Der Tabellen-16. aus Sachsen-Anhalt bestimmte die Partie, ließ sich auch vom Rückstand durch HSV-Stürmer Bakery Jatta (31.), der nun drei seiner vier Saisontreffern bei Niederlagen erzielt hat, nicht beeindrucken. Der Ausgleich durch Marius Bülter (60.) und der Magdeburger Siegtreffer durch Philip Türpitz in der vierten Minute der Nachspielzeit waren durchaus verdient.
Kaum Klagen über zwei verwehrte Elfmeter
"Wir haben unglaublich viel Leidenschaft in das Spiel gelegt", sagte Magdeburgs Trainer Michael Oenning nach der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte (2010 bis 2011 beim HSV). "Ich bin stolz, dass meine Jungs das so gemacht haben." FCM-Sportdirektor Maik Frank jubelte: "Wir freuen uns riesig und sind megahappy."
Immerhin spricht für die Hamburger, dass sie nicht lange klagten, weil Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) ihnen zwei Elfmeter verwehrte. Erst stoppte FCM-Verteidiger Tobias Müller HSV-Torjäger Pierre-Michel Lasogga zumindest diskussionswürdig im Strafraum. Dankert entschied auf Eckball. Nach diesem fiel Müller der Ball nach einem Kopfball von HSV-Verteidiger David Bates an die weit ausgestreckte Hand.
Holtby nimmt die Mitspieler in die Pflicht
"Jeder muss sich hinterfragen, jeder einzelne, mich mit einbezogen. Investiere ich alles? Mache ich alles? Bin ich auf der Höhe?", sagte Holtby, der als einziger Spieler sprach. Seine Kollegen liefen wort- und grußlos durch die Mixed-Zone. "Solche Ergebnisse können wir nicht mehr liefern. Sonst wird es ganz schwer", sagte Holtby. In Köln kann der zum Saisonende aussortierte Routinier nicht helfen, den Gegenbeweis anzutreten. Der Kapitän sah die fünfte Gelbe Karte und wird fehlen.