Hamburg. Vier Tage nach der Pokal-Schmach in Dresden präsentieren sich die Hamburger beim Zweitliga-Auftakt von einer ganz anderen Seite.
Daniel Thioune reagierte ganz cool, als am Freitagabend um 20.22 Uhr sein erstes Ligaspiel als HSV-Trainer offiziell beendet war. Dabei war es ein Start in die neue Zweitligasaison, der für den 46-Jährigen nicht viel besser hätte laufen können. Mit 2:1 (1:0) gegen Fortuna Düsseldorf gewannen Thioune und seine Hamburger zum ersten Mal seit 2017 wieder das Ligaauftaktspiel und übernahmen gleich zum Start die Tabellenführung. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“, sangen die HSV-Fans im A-Block auf der Westtribüne.
Auch Neuzugang Simon Terodde feierte ein perfektes Debüt im Volkspark. Der Stürmer erzielte gleich in seinem ersten Ligaspiel für den HSV seinen ersten Doppelpack und seine Zweitligatore 119 und 120. „Ich war mir sicher, wenn ich von Anfang an spiele, werde ich ein-, zweimal vor die Kiste zur Chance kommen“, sagte Terodde nach dem Spiel bei Sky.
Thioune lobte hinterher aber nicht nur seinen Stürmer, sondern das gesamte Team. „Meine Mannschaft hat heute eine gute Reaktion gezeigt. Es war ein verdienter Sieg“, sagte Thioune vier Tage nach dem 1:4 im Pokal in Dresden.
HSV wird gegen Düsseldorf Favoritenrolle gerecht
„Endlich wieder im Stadion“, riefen die neuen Stadionsprecher Christina Rann und Christian Stübinger den Fans in der „ausverkauften“ HSV-Arena zu. Mehr als 1000 Tickets konnte der Club angesichts der kurzfristigen Zuschauerfreigabe allerdings auch nicht verkaufen. So war es zunächst eine etwas merkwürdige Atmosphäre im Duell der beiden Traditionsclubs, die zum engen Kreis der Aufstiegsfavoriten gehören.
Am Freitagabend zeigte aber nur der HSV, warum er von Fortuna-Trainer Uwe Rösler vor dem Anpfiff als „großer Favorit“ bezeichnet wurde. Die neuformierten Hamburger erspielten sich gleich in den ersten 20 Minuten mehrere Möglichkeiten. Vor allem die Chance von Jeremy Dudziak hätte eigentlich das 1:0 sein müssen, doch Fortuna-Torwart Florian Kastenmeier reagierte aus kurzer Distanz bemerkenswert (10.). Zuvor hatte Moritz Heyer per Kopf das Tor nur knapp verfehlt (8.).
Thioune hatte Neuzugang Heyer, der erst am Donnerstag aus Osnabrück zum HSV gewechselt war, auf Anhieb für die Startelf nominiert. Der im Pokal angeschlagene Stephan Ambrosius durfte im Abwehrzentrum an der Seite von Heyer für Jonas David verteidigen. Zudem rückten Amadou Onana für Ex-Kapitän Aaron Hunt und Terodde für Lukas Hinterseer in die Startelf. „Wir waren nicht einverstanden damit, was am Montag passiert ist, deshalb haben wir einige Änderungen vorgenommen“, erklärte Thioune.
Und tatsächlich sollte sich der HSV deutlich verändert präsentieren. Genauer gesagt: deutlich verbessert. Die Hamburger spielten mutigen Fußball, arbeiteten gut gegen den Ball und wirkten auch defensiv stabil. „Es ist uns gelungen, das Pressing der Düsseldorfer gut zu überspielen“, sagte Thioune.
Thioune lobt die Stimmung der 1000 Fans im Volkspark
Es sollte allerdings bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte dauern, ehe das verdiente 1:0 fiel. Nach einem Foul von Florian Hartherz an Dudziak entschied Schiedsrichter Christian Dingert auf Strafstoß. Terodde übernahm die Verantwortung und traf ins rechte Eck, obwohl Torwart Kastenmeier die Ecke geahnt hatte. Damit setzte sich der dreimalige Torschützenkönig der Zweiten Liga auch beim HSV gleich an die Spitze der Toptorjäger.
Und während der Wechsel von Torhüter Julian Pollersbeck zu Olympique Lyon noch am Abend offiziell werden sollte, erlebte Daniel Heuer Fernandes im HSV-Tor einen äußerst ruhigen Abend. Die schwachen Düsseldorfer kamen kaum einmal gefährlich in das letzte Drittel der Hamburger.
In der zweiten Hälfte zog sich der HSV etwas zurück und wartete auf Ballverluste der Fortuna. Und die sollten kommen. Zunächst vertändelte Dudziak noch eine gute Konterchance (57.), drei Minuten später machte er es besser. Und wie. Nach einem Doppelpass mit Kapitän Tim Leibold zog er Richtung Grundlinie und legte genau im richtigen Moment in die Mitte. Dort stand Terodde, wo ein Torjäger eben stehen muss. Aus einem Meter drückte der 1,92-Meter-Mann den Ball per Kopf über die Linie. „Das Tor gehört zu 80 Prozent Jerry“, sagte der Torschütze.
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Spätestens jetzt wurden auch die 1000 Zuschauer im Volkspark so richtig laut. „Das war endlich mal wieder ein bisschen Gänsehaut“, sagte Thioune über die Rückkehr der Fans. „Sie waren ein Antrieb für die Spieler. Wir würden uns freuen, wenn beim Heimspiel gegen Aue in zwei Wochen noch ein paar mehr kommen dürfen“, so Thioune.
Anders als in der vergangenen Saison ließ der HSV auch in der Schlussphase nur noch wenig zu. In der 81. Minute wurde Heuer Fernandes das erste Mal geprüft, als er einen Kopfball von Kevin Danso parierte. Als alle schon auf den Abpfiff warteten, kam Düsseldorf doch noch durch Matthias Zimmermanns abgefälschten 18-Meter-Schuss zum späten Anschlusstreffer (90.+3).
Der Rest war HSV-Jubel. Die Hamburger können sich nun ganz in Ruhe auf die nächste Partie vorbereiten. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagte Thioune. Am Montag in neun Tagen wartet mit Paderborn der nächste Absteiger.