Hamburg. Josha Vagnoman fliegt zum letzten Mal mit ins HSV-Trainingslager nach Österreich. Um Ersatz wird sich bereits bemüht.

Ein bisschen aufgeregt war Stefan Winkler-Hermaden am Freitagmorgen schon. „Ein paar Fußballclubs hatten wir ja bei uns. Aber der HSV ist immer noch der HSV“, sagte der Resident-Manager des Thermenhotels Das Sonnreich im österreichischen Bad Loipersdorf, wo die Hamburger von diesem Sonnabend an ihr einwöchiges Steiermark-Trainingslager absolvieren.

Der 14-fache dänische Meister FC Kopenhagen war schon da, genauso wie Österreichs Traditionsverein Rapid Wien und der türkische Club Basaksehir FK. Später im Sommer werden noch Fehérvár FC aus Ungarn und Sharjah FC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erwartet. Aber: Der HSV ist eben der HSV.

„Für uns ist das schon eine Ehre“, sagte Winkler-Hermaden, der am Tag vor dem großen Besuch hoch und heilig versprach, dass bereits alles vorbereitet sei. An diesem Sonnabend werden die Gäste aus Norddeutschland gegen 17 Uhr erwartet, kurz danach steht bereits das erste Training im neun Kilometer entfernten Rudolf-Gutmann-Stadion in Fürstenfeld auf dem Programm.

HSV Trainingslager mit Vagnoman

Alles sei bestens organisiert. Das Einzige, was Winkler-Hermaden und sein Team am Vortag noch nicht wussten, war, wer eigentlich zu der vielköpfigen Reisegesellschaft gehört, die an diesem Sonnabend um 12 Uhr von Fuhlsbüttel aus abfliegt.

Erst am Freitagnachmittag war klar: Der HSV reist mit insgesamt 27 Fußballern an. Auch Josha Vagnoman, der kurz vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart stehen soll, wird im Flieger dabei sein. Der Außenverteidiger, der am Freitagvormittag gemeinsam mit Sonny Kittel, Maximilian Rohr, Mario Vuskovic und Valon Zumberi die verpflichtenden DFL-Leistungstests im UKE nachholte, wird den gebuchten Hinflug antreten – ob er aber auch beim Rückflug am kommenden Sonnabend mit an Bord sein wird, gilt als eher unwahrscheinlich.

Vagnoman: HSV und VfB vor Einigung

Obwohl noch immer der VfB und der HSV in ihren Verhandlungen das eine oder andere Milliönchen auseinanderliegen, geht man bei beiden Clubs von einer zeitnahen Lösung aus. Am Montag hat der VfB seinen Trainingsauftakt – gut möglich, dass es bis dahin bereits eine für alle Parteien zufriedenstellende Einigung gibt.

Geht es nach Hotelmanager Winkler-Hermaden, dann muss der umworbene Vagnoman aber keinesfalls traurig sein, noch an diesem Wochenende mit dem HSV in die Gemeinde Fürstenfeld zu reisen. „Eingebettet in die wunderschöne Landschaft der grünen Oststeiermark ist Das Sonnreich der optimale Ort, um Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen“, wird schließlich auch auf der Hotel-Homepage versprochen.

HSV will Johansson loswerden

Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, die gerade erst mit dem HSV einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Die Raute trifft das Grüne Herz Österreichs“, schwärmt sie in der Pressemitteilung, in der die Region Steiermark und der HSV ihre Partnerschaft am Freitag bekannt gaben. Der Vorteil für den HSV: Die Hamburger müssen für das einwöchige Trainingslager nichts zahlen – nicht mal für das Zimmer Vagnomans, das möglicherweise ein paar Tage lang frei bleiben wird.

Allzu sehr schröpfen wollten die HSV-Verantwortlichen ihren neuen Trainingslagerpartner aus der Steiermark aber offenbar nicht. Ein Zimmer für Torhüter Marko Johansson wurde jedenfalls nicht gebucht. Der Keeper, den die Hamburger vor einem Jahr für 600.000 Euro aus Malmö verpflichteten, soll die Woche in seiner schwedischen Heimat nutzen, sich einen neuen Club zu suchen.

Jatta und Suhonen bleiben in Hamburg

Ebenfalls nicht im Flieger nach Wien dabei: die verletzten Bakery Jatta (Muskelbündelriss), Anssi Suhonen (Wadenbeinbruch) und Elijah Krahn (Syndesmosebandanriss). Kapitän Sebastian Schonlau, den eine hartnäckige Entzündung am Fuß plagt, fliegt dagegen genauso mit wie Aaron Opoku, der bei Austria Wien auf der Wunschliste stehen soll.

Und obwohl Winkler-Hermaden und die Hotelverantwortlichen ihren Gästen auf der Homepage „Erholung pur“ versprechen, dürfte Trainer Tim Walter bei dieser Ankündigung eher auf Durchzug stellen. Der HSV-Coach will die Grundlagen für seinen zweiten Versuch legen, nun endlich doch mit dem HSV in die Bundesliga aufzusteigen. Höhepunkte in der Woche sollen die Testspiele gegen Split (Mittwoch) und Thessaloniki (Freitag) sein. Für die Partie gegen die Griechen will Vorstand Thomas Wüstefeld sogar eigens einfliegen.

Königsdörffer: HSV und Dresden nähern sich an

Ein paar Tage länger will Wüstefelds Vorstandskollege Jonas Boldt die Steiermark genießen. „Im Sommertrainingslager werden die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison gelegt“, sagte der Sportvorstand, der von vor Ort aus die Vagnoman-Verhandlungen mit Stuttgart vorantreiben will. Erst wenn es mit dem VfB eine Einigung gibt, kann sich Boldt auch um einen weiteren Flügelspieler bemühen.

Zur Erinnerung: Mit Hajduk Splits kosovarischem Nationalspieler Emir Sahiti (23), der am Mittwoch im Trainingslager kurioserweise auf den HSV treffen wird, hatten sich die HSV-Verantwortlichen in dieser Woche in Hamburg getroffen. Auch Linksaußen Jean-Luc Dompé (26) vom belgischen Erstligisten Zulte Waregem soll bereits zu Gesprächen in der Hansestadt gewesen sein.

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Noch einen Schritt weiter ist Boldt bei Dresdens Ransford-Yeboah Königsdörffer (20), bei dem Boldt und sein Vorgänger Ralf Becker, nun Geschäftsführer Sport in Dresden, nur noch ein paar Euro auseinanderliegen sollen. Sobald es im Fall Vagnoman eine Einigung gibt, dürfte rasch eine zweite Einigung bei Königsdörffer folgen.

HSV muss erst Vagnoman verkaufen

Ebenfalls auf Boldts Agenda: ein möglicher Nachfolger für Vagnoman. Der 40-Jährige hat bereits mehrere Rechtsverteidiger und deren Berater kontaktiert, um für den Fall des anzunehmenden Vagnoman-Wechsels gewappnet zu sein. Einer der Kandidaten: der Isländer Alfons Sampsted von FK Bodø/Glimt, dessen Berater Martin Dahlin kein Unbekannter in Hamburg ist.

Doch alles schön der Reihe nach. Erst muss der Dominostein Vagnoman umfallen, dann folgt der Rest. Und über zu wenige Zimmer im Viersternehotel Das Sonnreich braucht sich auch kein Hamburger Sorgen zu machen. „Wir haben für den HSV eine ganze Etage freigeräumt“, sagt Stefan Winkler-Hermaden.

Der Fußballfan hat auch die Relegation gegen Hertha BSC ganz genau verfolgt. „Schade, dass es am Ende nicht geklappt hat“, sagt der stellvertretende Hotelchef, der aber ein gutes Gefühl für den nächsten Versuch in dieser Saison hat. An der Sommervorbereitung, da würde sich Winkler-Hermaden schon jetzt festlegen, wird es sicher nicht scheitern.

*In der ersten Version des Artikels stand, Aaron Opoku stünde vor einem Wechsel zu Austria Wien. Korrekt ist, dass Rapid Wien starkes Interesse an einer Verpflichtung des HSV-Profis hat. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.