Braunschweig. Der HSV zieht nach großem Pokalfight in Braunschweig in die zweite Runde ein. Das Ausgleichstor der Gastgeber war umstritten.

Am Ende musste der HSV noch einmal zittern. Trainer Tim Walter war außer sich an der Seitenlinie, weil es trotz längst abgelaufener Nachspielzeit noch einen Eckball für Eintracht Braunschweig gab. Doch als die Hamburger auch diesen überstanden hatten, durften die Gäste endlich durchschnaufen und sogar ein bisschen jubeln. Der HSV ist durch das glückliche, aber auch nicht unverdiente 2:1 (1:1) beim Drittligisten in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen. Den Spielern war die Erleichterung nach ihrem großen Kampf im Pokal anzusehen – dem Trainer dagegen nicht.

HSV-Trainer Walter sauer auf Leibold

„Wir haben es spannend gemacht“, sagte HSV-Trainer Walter mit einem Schmunzeln bei Sky. Die Ergänzung „unnötig“ vermied er zwar, doch das Lachen verging ihm dennoch recht schnell im Laufe des Interviews. „Wenn wir nach der Führung auf dem Gaspedal bleiben, haben wir einen entspannten Abend. Doch dann waren wir nicht bereit, nach hinten zu laufen. Das Gegentor war eine Frechheit.“

Bei jenem Gegentor fiel Tim Leibold in einen Sekundenschlaf, worauf Walter erbost reagierte. „Wenn der Einwurf über mich geworfen wird und ich nicht in meine Position komme, habe ich den Job verfehlt. Das war fahrlässig. Und deswegen bin ich auch sauer.“ Aber er fügte hinzu: "„Die zweite Halbzeit war durch die Bank wirklich sehr, sehr gut.“

HSV-Trainer Tim Walter war mächtig sauer über die Leistung seiner Mannschaft in Braunschweig – vor allem beim Gegentor.
HSV-Trainer Tim Walter war mächtig sauer über die Leistung seiner Mannschaft in Braunschweig – vor allem beim Gegentor. © Imago / Christian Schroedter | Unbekannt

Auch seine Spieler waren nicht wirklich zufrieden mit ihrer Leistung. „Es war das erwartet schwere Erstrunden-Duell im Pokal. Nach der 1:0-Führung haben wir einige Dinge nicht gut gemacht. Aber jetzt sind wir einfach happy, in die nächste Runde eingezogen zu sein“, bilanzierte Torhüter Daniel Heuer Fernandes. Jan Gyamerah (29.), der auch zum Spieler des Spiels gekürt wurde, und Robert Glatzel (68.) erzielten die Tore für den HSV. „Wir haben es dem Gegner zu einfach gemacht“, klagte Glatzel. Luc Ihorst (44.) hatte zwischenzeitlich für die Gastgeber ausgeglichen.

HSV kassiert strittigen Ausgleich

Eben jener Ausgleichstreffer war allerdings strittig: Beim Braunschweiger Einwurf vor dem Tor war noch ein zweiter Ball in den Händen eines Eintracht-Profis auf dem Platz. Laut dem TV-Sender Sky, der aus dem Regelwerk zitierte, läge eine Wiederholung einer solchen Szene im Ermessen des Schiedsrichters. Der Treffer zum 1:1 sei somit regulär gewesen. Der Videoassistent (VAR) ist in der ersten Pokalrunde noch nicht aktiv.

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Mit zwei Neuen in der Startelf startete der HSV im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig. Hamburgs Trainer Tim Walter brachte Maximilian Rohr und Sonny Kittel neu in die Mannschaft. Der angeschlagene Jonas Meffert (nach Schleudertrauma) und Bakery Jatta, der nach seiner Corona-Impfung die halbe Trainingswoche verpasst hatte, mussten dafür weichen.

Vor allem die Nominierung von Rohr war überraschend. Viele hatten mit Moritz Heyer auf der Sechs für den gar nicht erst nach Braunschweig gereisten Meffert gerechnet. Doch Walter gibt dem unerfahreneren Rohr den Vorzug. Routinier Klaus Gjasula, der unter dem neuen HSV-Coach kaum eine Perspektive hat und vor dem Absprung steht, gehörte gar nicht erst dem Kader an.

Braunschweig mit Feuerwerk gegen HSV

Zunächst erwischte der HSV den besseren Start: Die erste Großchance der Partie hatte der aufgerückte Rechtsverteidiger Jan Gyamerah, der Braunschweigs Torhüter Fejzic zu einer Glanztat zwang (8.). Doch auch die Eintracht zeigte sich offensivfreudig bei Kontern und kam durch Bryan Henning zu ihrem ersten Abschluss. Sein Versuch wurde abgeblockt, nachdem HSV-Keeper Heuer Fernandes etwas unglücklich in die Mitte abgewehrt hatte (18.).

Kurz darauf machte es Gyamerah besser als bei seinem ersten Versuch. Nach einer Balleroberung durch David Kinsombi marschierte der Rechtsverteidiger durch die gesamte Abwehr der Gastgeber und schob überlegt zur Hamburger Führung ein.

1:0 für den HSV. Doch wer nun dachte, der HSV bekäme durch das Führungstor mehr Sicherheit, der sah sich schnell getäuscht. Denn bis zur Pause entwickelte Braunschweig ein wahres Offensivfeuerwerk. Henning per Distanzschuss (25.), Müller ans Außennetz (35.), Nikolaou (37.) und Krauße (40.) hatten die besten Möglichkeiten – ehe Ihorst zum verdienten Ausgleich ins leere Tor einschob.

Walter mit Doppelwechsel beim HSV

HSV-Coach Walter reagierte zur Pause und brachte Jatta und Heyer für die enttäuschenden Manuel Wintzheimer und Ludovit Reis. Dennoch ging der Pokalfight so weiter, wie er aufhörte: mit einer Großchance für die Eintracht. Doch der Versuch des im Strafraum freigespielten Multhaup wurde abgeblockt (52.). Und der HSV? Der konterte durch einen gefährlichen Abschluss durch Glatzel (54.).

Viel mehr als diese zarte Offensivbemühung lief bei den Hanseaten jedoch weiterhin nicht zusammen. Stattdessen hatte Multhaup erneut die Führung für die Gastgeber auf dem Fuß (67.).

Glatzel schießt HSV zum Sieg

Doch wer seine Chancen nicht nutzt, der wird bestraft, lautet eine bekannte Fußballweisheit, die sich auch in Braunschweig bewahrheiten sollte. Denn nach einer Leibold-Ecke traf Glatzel aus kurzer Distanz zur schmeichelhaften 2:1-Führung.

Plötzlich war wieder der HSV am Drücker – und hatte die Vorentscheidung durch Jatta auf dem Fuß. Der Gambier wurde exzellent durch Glatzel in den Lauf geschickt, tauchte frei vor Fejzic auf, doch vergab überhastet (73.).

HSV-Stürmer Robert Glatzel lässt sich für sein Tor zum 2:1 in Braunschweig feiern.
HSV-Stürmer Robert Glatzel lässt sich für sein Tor zum 2:1 in Braunschweig feiern. © Witters | Unbekannt

Braunschweig wechselte offensiv und riskierte fortan mehr zulasten der eigenen Defensive. Den Gästen boten sich dadurch größere Räume. Einen dieser Räume hätte beinahe der eingewechselte Mikkel Kaufmann zum 3:1 genutzt (81.). Auch ohne den viel zitierten Sack zuzumachen, brachte der HSV das Ergebnis über die Zeit, denn viel mehr passierte nicht. Das Team von Trainer Walter ist eine Runde weiter. Das war das Ziel. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

Die Statistik:

  • Braunschweig: Fejzic – Wiebe, Schultz, Nikolaou (78. May), Kijewski (81. Schlüter) – Krauße – Henning (81. Kobylanski), Behrendt – Multhaup – Ihorst, Müller (46. Pena Zauner). – Trainer: Schiele
  • HSV: Heuer Fernandes – Gyamerah, David, Schonlau, Leibold – Rohr (61. Suhonen) – Reis (46. Heyer), Kinsombi (90. Vagnoman) – Wintzheimer (46. Jatta), Glatzel, Kittel.
  • Tore: 0:1 Gyamerah (29.), 1:1 Ihorst (44.), 1:2 Glatzel (68.)
  • Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
  • Zuschauer: 6000
  • Gelbe Karten: Behrendt, Krauße –

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