Hamburg. HSV bereitet sich auf zwei Aufgaben in Süddeutschland vor. Einem Profi schwillt das Auge, auch zwei andere wackeln noch.

Daniel Thioune geht den Endspurt im Aufstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga mit reichlich positiver Energie an. "Ich freue mich über den Druck, den haben wir uns ja verdient", sagte der Trainer des HSV am Montag, nachdem seine Mannschaft am unfreiwillig spielfreien Wochenende durch die SpVgg Greuther Fürth vorerst vom direkten Aufstiegsplatz zwei verdrängt wurde.

Doch am Donnerstag (20.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) will der HSV mit einem Sieg im Nachholspiel beim SV Sandhausen wieder zurück in die Spur finden. Das ursprünglich für vergangenen Freitag angesetzte Duell war wegen mehrerer Corona-Fälle beim Gegner und damit verbundener Quarantäne verschoben worden. Vier positiv getestete Sandhäuser Profis fallen auch für die Neuansetzung noch immer aus.

HSV: Dudziak hat ein geschwollenes Auge

Beim HSV sieht die personelle Lage indes ein wenig entspannter aus, auch wenn am Montag Jeremy Dudziak wegen eines Gerstenkorns im Auge nicht mit der Mannschaft trainieren konnte. "Es ist ziemlich zugeschwollen, er nimmt bis heute Antibiotikum", sagte Thioune über den Mittelfeldspieler, dessen Leiden sich bereits seit vergangenem Donnerstag angebahnt hatte.

Zwar sei Dudziak dadurch "vielleicht ein bisschen geschwächt", dennoch rechne er am Dienstag mit einem Wiedereinstieg des zweitbesten Vorbereiters (acht Torvorlagen). Gleichwohl sei Vorsicht geboten.

Leistner und van Drongelen im Wartestand

Das gelte auch weiterhin für die lange verletzten Abwehrkanten Toni Leistner und Rick van Drongelen. Zwar sei Leistner am Montag wieder ins Teamtraining eingestiegen. Aber, so Thioune: "Es war die erste Einheit für ihn heute mit technischen Abläufen und Defensivverhalten." Das Duell in Sandhausen komme für Leistner daher wahrscheinlich ebenso noch zu früh wie für van Drongelen, der am Freitag beim internen Testspiel über 40 Minuten aber immerhin schon mitgewirkt hatte.

"Er ist eine Option. Aber schauen wir mal, ob es schon passen kann", sagte Thioune über den Niederländer, den der Anfang März bei seinem Comeback im Stadtderby bei St. Pauli erlittene Außenbandriss am Sprunggelenk "doch ziemlich zurückgeworfen" habe.

Rick van Drongelen im Training am Montag
Rick van Drongelen im Training am Montag © Witters | Unbekannt

HSV nimmt alle gesunden Spieler mit

Das Wackeltrio Dudziak, van Drongelen und Leistner soll aber in jedem Fall zum HSV-Tross zählen, der sich am Mittwoch zunächst auf den Weg in Richtung Leimen begibt, um von dort nach dem Sandhausenspiel weiterzureisen ins Hotel Herzogspark in Herzogenaurach.

Dort soll sich die Mannschaft dann auf die nächste süddeutsche Aufgabe bei Jahn Regensburg am Sonntag (13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) vorbereiten. "Wir haben entschieden, dass wir mit allen, die gesund sind und trainieren, die Reise antreten werden", kündigte Thioune an.

Thioune: Leistner tut dem HSV auch "passiv" gut

Der 46-Jährige weist daraufhin, dass etwa auch der mit vier Gelben Karten vorbelastete Sonny Kittel für Sonntag ausfallen könnte: "Wenn wir nur mit einem kleineren Tross fahren, dann könnten wir das nicht kompensieren."

Daher werde letztlich auch Leistner dabei sein – unabhängig davon, ob er zum Kader zählt oder nicht. "Ich habe ihm gesagt, dass wir ihn auf jeden Fall brauchen, egal ob aktiv auf dem Platz oder passiv – da tut er uns ja auch ganz gut", so Thioune über den 30 Jahre alten Routinier, dessen letzter Einsatz durch Muskelbündel- und Sehnenanriss nun auch schon bald wieder drei Monate zurückliegt.

Gute für den Teamgeist: Die HSV-Routiniers Toni Leistner (l.) und Simon Terodde im Training am Montag.
Gute für den Teamgeist: Die HSV-Routiniers Toni Leistner (l.) und Simon Terodde im Training am Montag. © Witters | Unbekannt

HSV will bei Standards gefährlicher werden

Der fünftägigen Trainings- und Wettkampf-Reise gewinnt Thioune viel Positives ab. "Wir verbringen mehr Zeit miteinander, das ist gut für den Teamgeist. Es ist wie ein Trainingslager", sagt der Coach, der überhaupt froh ist, den Fokus wieder auf konkrete Spielvorbereitungen richten zu können: "Nach Darmstadt hätte ich gerne relativ schnell wieder auf dem Platz gestanden, weil wir das 1:2 wieder aus den Köpfen bekommen und nicht noch zehn Tage damit rumrennen wollten."

Trainiert würden nun vermehrt Standardsituationen: "Ich glaube, da können wir auch mal wieder für ein bisschen Torgefahr sorgen."

Thioune schöpft Mut aus seiner Erfahrung

Und Thioune ist guter Dinge, dass sich die Arbeit am Ende mit dem Aufstieg bezahlt macht. "Natürlich weiß ich, dass der Druck deutlich größer ist, weil die Spiele weniger werden", sagte er am Montag angesichts des Endspurts mit nur noch sechs Möglichkeiten zu punkten.

Diese Erfahrung habe er allein in den drei zurückliegenden Spielzeiten mit dem VfL Osnabrück gemacht, als er abwechselnd in Ab- und Aufstiegskampf steckte. "Es ging immer gut aus", erinnert sich Thioune. Deshalb empfinde er in solchen Situationen auch "Spaß bis zum Ende".

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"Mit den Entscheidungen, die ich in den vergangenen drei Jahren in diesen Momenten getroffen habe, lag ich vielleicht nicht so verkehrt, weil am Ende etwas Positives herauskam", sagte Thioune. Deshalb sei er nun auch als HSV-Trainer wieder sehr zuversichtlich. "Ich gehe aber immer noch völlig rational an die Sache ran. Auch, wenn es emotional jetzt vielleicht ein bisschen schwerer wiegt."

Derweil hat der HSV wie alle anderen 35 Proficlubs der Bundesliga und 2, Liga die Lizenz für die kommende Saison erhalten. Wie im Vorjahr ist die Spielerlaubnis für den HSV nicht an Auflagen geknüpft worden.