Hamburg/Sandhausen. Sportlich war das Unentschieden in Sandhausen für den HSV ein Rückschlag. Doch ein Umstand kann Trainer Tim Walter zuversichtlich stimmen.

Was genau Tim Walter in der Halbzeitpause in Sandhausen gesagt hat, blieb Kabinengeheimnis. Der HSV-Trainer hätte sicher Anlass gehabt, laut zu werden, sehr laut sogar, denn er hatte die vielleicht schlechteste Halbzeit seiner Amtszeit in Hamburg gesehen. Aber man darf sich seine Ansprache wohl nicht als Kabinenpredigt vorstellen, immerhin das verriet Walter später: „Es geht nicht darum, Emotionen zu zeigen. Wer Emotionen zeigt, verliert den Kopf. Es war eher so, dass man versucht hat, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen, auch mit Wechseln.“

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Auch Sportdirektor Michael Mutzel plauderte anderntags keine Interna aus. Nur so viel: Walter habe eine „gute Mischung aus Inhalten und Emotionen“ gefunden. Das Ergebnis ließ sich jedenfalls auf dem Platz erkennen: Nach einer „beschissenen ersten Halbzeit“ (Mutzel) konnte der HSV den 0:1-Rückstand noch ausgleichen und zumindest eine Serie ausbauen: auf nun sieben Spiele ohne Niederlage.

HSV: Konkurrenzkampf um Stammplätze spitzt sich zu

Dieser gute letzte Eindruck ist es, den der HSV unbedingt in die Nordderby-Woche mitnehmen will. „Dass wir so in dieses Spiel zurückgekommen sind, das ist wichtig und für mich entscheidend – und die wichtigste Erkenntnis des heutigen Spiels“, sagte Walter. Eine weitere ist aber vielleicht genauso wichtig: Der Kader bietet dem Trainer echte Alternativen.

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Am Sonnabend waren es Jan Gyamerah, David Kinsombi und Neuzugang Giorgi Chakvetadze, die als Einwechselspieler in der zweiten Halbzeit die Statik des Spiels auf Anhieb veränderten. „Die Wechsel haben uns gezeigt, dass wir von der Bank Qualität bringen können“, sagte Mutzel.

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HSV-Einzelkritik:

Zwei weitere Optionen kommen für Walter nun hinzu: Außenverteidiger Josha Vagnoman gehörte in Sandhausen erstmals seit August wieder zum Aufgebot. Innenverteidiger Stephan Ambrosius trainiert bereits mit der Mannschaft und dürfte spätestens im April sein Comeback geben. Die beiden lange verletzten U-21-Nationalspieler könnten dem HSV laut Mutzel „mit ihrer Power auf dem Platz helfen“.

Und Mittelfeldtalent Anssi Suhonen meldete sich am Sonntag nach überstandener Corona-Erkrankung und einem Muskelfaserriss erfolgreich bei der zweiten Mannschaft zurück: mit einem Tor im Regionalligaspiel gegen Phönix Lübeck. Was aber auch bedeutet: Der Konkurrenzkampf um die Stammplätze beim HSV spitzt sich zu.

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Den Sportchef stimmt das zuversichtlich: „Keiner kann sich ausruhen. Und der Trainer hat eine größere Auswahl als noch vor ein paar Wochen“, sagte Mutzel. Vor allem Chakvetadze konnte sich in Sandhausen nachhaltig für eine Berufung in die Startelf empfehlen – es wäre seine erste.

Doch auch die, die in Sandhausen auf dem Platz bleiben durften, haben in der Pause eine Wandlung vollzogen. Mario Vuskovic etwa: Der Innenverteidiger habe in der ersten Halbzeit ein bisschen ängstlich und passiv gespielt, kritisierte Mutzel: ein Symbolbild für den mutlosen Auftritt der ganzen Mannschaft, die die Bälle nach vorn geschlagen habe, anstatt von hinten herauszuspielen oder ins Dribbling zu gehen. Dann aber habe der junge Kroate aufgedreht und viel für den Spielaufbau getan.

Womit wir wieder bei Walters Halbzeitansprache wären. „Es war toll zu sehen, dass eine so junge Mannschaft die richtigen Hebel in Bewegung setzt, um wieder ins Spiel zu kommen“, sagte Mutzel. Deswegen sei schon am Abend das Gefühl nicht mehr so schlecht gewesen wie noch unmittelbar nach dem Spiel.

Dem HSV kommt Werder Bremen gerade recht

Der kommende Gegner Werder Bremen kommt am Sonntag (13.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) nicht einmal ungelegen. Zum einen musste der wieder erstarkte Nordrivale am Sonnabend gegen Ingolstadt (1:1) nach einer Serie von sieben Siegen selbst einen Rückschlag hinnehmen. Zum anderen hat der HSV zuletzt gegen die stärksten Mannschaften der Liga seine stärksten Spiele gezeigt.

Tabellenspitze 2. Bundesliga:
1. Werder Bremen 23 / 44:31 / 42
2. HSV 23 / 42:21 / 41
3. Darmstadt 98 23 / 48:30 / 41
4. FC St. Pauli 23 / 45:34 / 41
5. FC Schalke 04 23 / 45:27 / 40
6. 1. FC Heidenheim 23 / 29:29 / 38
7. 1. FC Nürnberg 22 / 32:32 / 36

Mutzel ist sich sicher: „Das Nordderby wird ein ganz anderes Spiel, weil Bremen einen ganz anderen Ansatz hat. Da treffen zwei Mannschaften aufeinander, die gern den Ball haben.“

Es werden allerdings auch wieder andere Gegner kommen: solche, die wie Sandhausen darauf aus sind, dem HSV die Lust am Fußballspielen zu nehmen. Genau das habe man der Mannschaft bei der Analyse am Sonntagmorgen klargemacht, sagte Mutzel. Der Sportdirektor ist sich aber sicher, „dass wir es dann besser machen werden“. Walters Stimmbändern würde es guttun.