Hamburg. Ist der HSV schon reif für die Bundesliga? Die Planungen sind bereits eingeleitet – um das Schicksal eines anderen Teams zu vermeiden.

Tim Walter wollte am Donnerstag nicht verraten, was er an diesem Freitag um 18.30 Uhr tut. Gut möglich aber, dass der HSV-Trainer die Zweitliga-Konferenz bei Sky anschaltet und schaut, was Fortuna Düsseldorf gegen Darmstadt 98 macht.

Schließlich hat es sich auch bis zu Walter herumgesprochen, dass der HSV auf Schützenhilfe von Düsseldorf oder dem SC Paderborn am letzten Spieltag angewiesen ist, wenn der Tabellenvierte aus Hamburg in der Tabelle noch an Darmstadt vorbeiziehen will.

Ist der HSV schon aufstiegsreif?

Auf mögliche Getränke-Geschenke an die Fortuna will Walter aber in jedem Fall verzichten. Bier oder Wein? Das lass sein. „Dass man darauf hofft, ist normal, aber ich schaue eigentlich immer nur die Spiele unseres nächsten Gegners. Dass man die Ergebnisse mitbekommt, ist klar“, sagte Walter zwei Tage vor dem eigenen Spiel gegen Hannover 96 am Sonnabend (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de).

Mehr ließ sich der 46-Jährige auf der Pressekonferenz nicht entlocken. Auch nicht auf die Frage, welche Rolle der HSV in der kommenden Saison spielen könnte, sollte er mit dieser Mannschaft doch noch in die Bundesliga aufsteigen. „Das ist eine sehr gute Frage, aber die stellen wir uns erst, wenn es so weit ist“, sagte der Hamburger Cheftrainer zur
Zufriedenheit seines Pressesprechers.

HSV: Planungen für möglichen Aufstieg bereits eingeleitet

Hinter den Kulissen hat der HSV die Planungen für einen möglichen Aufstieg aber bereits eingeleitet. Zumindest wurde intern schon einmal über die verschiedenen Szenarien gesprochen. Die Maßgabe ist klar: Schafft der Club nach vier Jahren die Rückkehr in die Bundesliga, wollen die Verantwortlichen das Budget von aktuell rund 20 Millionen Euro für die Mannschaft erhöhen und den Kader insbesondere im Offensivbereich verstärken, um in der kommenden Saison nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie Greuther Fürth in dieser Saison.

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Die Franken hatten nach dem Aufstieg ihre Topspieler David Raum, Anton Stach und Paul Jäckel verloren und den Kader nicht adäquat auffüllen können. Mit bislang nur 18 Punkten ist Fürth sang- und klanglos wieder abgestiegen. So ein Szenario will der HSV vermeiden.

HSV will wirtschaftlich wieder an die Grenzen gehen

Aber auch im Falle des Klassenverbleibs soll es nach Abendblatt-Informationen sportlich keinen Sparkurs geben. Dann würde der Club wirtschaftlich an seine Grenzen gehen, um in der kommenden Saison wieder einen aufstiegsfähigen Kader beisammenzuhaben. Bei der Kaderplanung ergibt sich für die Hamburger aber wie schon in den vergangenen Jahren die Schwierigkeit, dass sie kurz vor Schluss noch nicht wissen, in welcher Liga sie in der kommenden Saison spielen.

Die Verantwortlichen müssen zweigleisig planen, was bei der Zusammenstellung der Mannschaft immer wieder Schwierigkeiten bereitet. Schon mehrfach hatte der HSV in den vergangenen Jahren Toptransfers vorbereitet (Jae-sung Lee, Lukas Nmecha, Nico Schlotterbeck), die aber nur im Falle des Aufstiegs umsetzbar gewesen wären. Am Ende verpasste der HSV nicht nur dreimal die Rückkehr in die Bundesliga, sondern auch die Verpflichtung vieler interessanter Spieler.

HSV: Umbruch im Kader wird es nicht geben

In diesem Sommer ist die Lage etwas anders. Einen Umbruch im Kader wie in den Jahren zuvor wird es auch dann nicht geben, wenn der Aufstieg verpasst wird. Der Großteil des Aufgebots steht – unabhängig von der Liga. Sollte der HSV aufsteigen, sieht er sich personell auf vielen Positionen bereits ausreichend besetzt, um in der Bundesliga mithalten zu können. Das gilt vor allem für den Defensivbereich inklusive Torhüter Daniel Heuer Fernandes und Sechser Jonas Meffert sowie für die Achterpositionen, die aktuell von Ludovit Reis und Anssi Suhonen besetzt werden.

Verstärken will sich der HSV in beiden Fällen auf den offensiven Außenbahnen und im Sturm. Spekuliert wurde über den dänischen Mittelstürmer Jens Odgaard von US Sassuolo. Der 23-Jährige wird aber ebenso wenig kommen wie dessen Landsmann Tobias Bech (20) von Viborg FF, der vor wenigen Wochen im Testspiel beim HSV mit zwei sehenswerten Toren für Aufmerksamkeit sorgte. Mit dem Außenbahnspieler hat sich der HSV beschäftigt, restlos überzeugt sind die Kaderplaner von Bech aber offenbar nicht. Doch auch wenn Mikkel Kaufmann während seiner bisherigen Leihe nicht überzeugen konnte, bleibt Dänemark ein spannender Markt.

Welche Spielertypen braucht der HSV in der kommenden Saison?

Eine Frage, die sich die sportlichen Verantwortlichen bei der Planung stellen, ist: Welche Spielertypen braucht der HSV in der kommenden Saison? Vor dieser Saison wurde die Mannschaft nach den Vorstellungen von Trainer Walter zusammengestellt. Spieler wie Toni Leistner oder Klaus Gjasula, die in das System nicht passten, wurden abgegeben. Wer Walter kennt, der weiß, dass er auch in der Bundesliga an seiner Spielidee festhalten würde. Für Spieler wie Innenverteidiger Stephan Ambrosius, der seine Stärken im Zweikampf und weniger im Spielaufbau hat, würde das bedeuten, sich zur neuen Saison womöglich anderweitig zu orientieren.

Dass die aktuelle Mannschaft in der Bundesliga mit ihrem Aufbauspiel an Grenzen stoßen könnte, hat zuletzt das Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg gezeigt. Im Achtelfinale beim 1. FC Köln wiederum bewies der HSV, dass er eine heimstarke Bundesligamannschaft, die Chancen auf die Europa League hat, auch auswärts bespielen kann.

Bevor sich diese Fragen konkret stellen, muss der HSV aber ohnehin erst einmal die eigenen Hausaufgaben lösen. „Wir sind voller Tatendrang und voller Energie. Wir wollen mit aller Macht gewinnen“, sagte Walter. Das Volksparkstadion wird aller Voraussicht nach am Sonnabend ausverkauft sein. Am Donnerstag waren nur noch 1000 Tickets im Vorverkauf erhältlich. Die Fans sind bereits reif für die Bundesliga. Die Mannschaft muss das jetzt auch beweisen.