Hamburg. Vor dem Nordderby gegen Hannover 96 ist von Anspannung keine Spur. Der 46-Jährige sorgt bei Pressekonferenz für einige Lacher.

Wenn die Mannschaft des HSV im Saisonfinale der Zweiten Liga ähnlich locker und gelöst auftritt wie Trainer Tim Walter (46) in der Pressekonferenz am Donnerstag, dann dürfte die Wahrscheinlichkeit groß sein, dass die Hamburger am Sonnabend (13.30 Uhr, Sky und Liveticker auf abendblatt.de) gegen Hannover 96 und am 15. Mai im Auswärtsspiel bei Hansa Rostock ihre fußballerischen Hausaufgaben erledigen werden.

HSV News: Ein Abwehrspieler in der Walter-Falle?

Als der HSV-Trainer von einem Journalisten erklärt bekam, dass das lange verletzte Abwehrtalent Stephan Ambrosius (22) in der "Walter-Falle" stecken würde, weil der gebürtige Hamburger nicht zum filigranen Aufbauspiel des Trainers passen würde, brach es aus ihm raus. "In was für einer Falle?", fragte der Coach sichtlich amüsiert nach. "Ach so! Die Walter-Falle! Sind die anderen Spieler auch in dieser Walter-Falle oder wo sind die?", sagte Walter, der anschließend ernsthaft erklärte, dass Ambrosius nach seinem Kreuzbandriss auf einem guten Weg sei, aber einfach noch Zeit brauchen würde. "Wir freuen uns einfach, dass er bei uns ist, egal ob er in der Walter-Falle, in der Mausefalle und sonst einer Falle steckt", sagte Walter, der im Verlauf der Pressekonferenz gemeinsam mit Pressesprecher Philipp Langer noch einige Wortkreationen mit dem Wort "Falle" zum Besten gab. So fielen noch die Begriffe Abseitsfalle und Radarfalle.

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In jedem Fall steckt der HSV in der Aufstiegsfalle. Aus eigener Kraft können die Hamburger zwei Spieltage vor dem Saisonende nicht mehr in die Bundesliga aufsteigen. Sie sind auf Schützenhilfe angewiesen. Die könnte am Freitagabend Fortuna Düsseldorf liefern, die gegen den aktuellen Tabellenzweiten antreten müssen. "Die spielen am Freitag, ja. Dass man darauf hofft, ist normal, aber ich schaue eigentlich immer nur die Spiele unseres nächsten Gegners. Dass man die Ergebnisse mitbekommt, ist klar", erklärte Walter, der auf eine Kontaktaufnahme zu Fortuna-Coach Daniel Thioune (47) verzichtet. "Das bringt eh nichts. Die Jungs beim anderen Verein machen ihr Ding und wir versuchen, unser Ding zu machen. Das ist das einzige, dass wir beeinflussen können", so Walter.

Walter schwärmt von Zusammenarbeit mit der HSV-Führung

Nur bedingt beeinflussen kann Walter auch die Nebengeräusche rund um den Verein. In den vergangenen Wochen wurde immer wieder spekuliert, ob der Trainer auch in der neuen Saison an der Seitenlinie steht. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (40) hatte sich nach dem 4:0-Sieg in Ingolstadt erneut klar zum Trainer positioniert. "Die Vereinsführung mit Michael Mutzel, Thomas Wüstefeld, Jonas Boldt und ich haben einen ganz engen Austausch. Wir sind viel und heiß am diskutieren. Wir wollen den Verein nach vorne bringen. Deswegen haben wir einen sehr regen Austausch. Das kann ich sagen", erklärte Walter.

Bis zum Spiel am Sonnabend wird sich Walter vor allem mit seinem Trainerteam und der Mannschaft austauschen. Wie gefährlich Hannover 96 sein kann, musste der HSV im Hinspiel erfahren. Trotz drückender Überlegenheit verloren die Hamburger bei den Niedersachsen mit 0:1. "Ich erwarte Hannover ähnlich wie im Hinspiel als einen eher abwartenden Gegner, die situativ pressen. Gerade bei Abstößen. Dazu viele lange Bälle, weil sie vorne einen guten Zielspieler drin haben", sagte Walter und dürfte damit Hannovers Stürmer Hendrik Weydandt gemeint haben. Am Freitag wurde bekannt, das Hannovers Trainer Christoph Dabrowski (43) den Verein nach der Saison verlassen wird. Nachfolger soll Stefan Leitl (44) vom Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth werden.

Nordderby gegen Hannover 96 nahezu ausverkauft

Personell kann der HSV-Trainer im Nordderby nahezu aus dem Vollen schöpfen. Lediglich der gesperrte Linksverteidiger Miro Muheim (23, fünfte Gelbe Karte) sowie der langzeitverletzte Tim Leibold (28, Aufbau nach Kreuzbandriss) stehen am Wochenende nicht zur Verfügung. Für Muheim dürfte Josha Vagnoman (21) in die Viererkette rücken.

Große Hoffnungen setzt Walter im wohl letzten Heimspiel der Saison in die HSV-Fans. Bis zum Donnerstagnachmittag waren 56.000 der 57.000 verfügbaren Eintrittskarten verkauft. Somit wird das Volksparkstadion aller Voraussicht nach zum ersten Mal in der Liga in dieser Saison ausverkauft sein. "Meine Mannschaft verspürt große Vorfreude, ist voller Energie und Tatendrang. Wenn unsere Fans uns so tatkräftig unterstützen, wie immer, wenn sie ins Stadion können, dann ist es unfassbar schön. Das pusht uns unglaublich nach vorne. Es ist schön, dass so viele Menschen uns unterstützen und uns Zuspruch geben. Das macht richtig Spaß", schwärmte Walter.

Und diesen Spaß will der HSV-Trainer im Saisonendspurt vorleben, damit am Ende Fans, Mannschaft und Verantwortliche nach dem 34. Spieltag doch noch etwas zu feiern haben.