Fürstenfeld/Hamburg. Königsdörffer kommt, Vagnoman will weg – doch sein Transfer nach Stuttgart stockt. Lässt sich Boldt auf einen Tausch mit Massimo ein?

Jonas Boldt konnte sich am Montag über fehlende Kommunikation nicht beklagen. Der Sportvorstand des HSV führte nach seiner Ankunft im Trainingslager der Hamburger in Fürstenfeld verschiedene Gespräche. Bei der ersten Einheit am Vormittag begrüßte er jeden Spieler persönlich per Handschlag, plauderte minutenlang mit Sonny Kittel und dessen Kollegen nach dem Training. Nach dem Mittag saß er mit Tim Walter und seinem Trainerteam im Mannschaftshotel zusammen und besprach die wichtigsten Themen.

Und ganz nebenbei hatte Boldt noch mit verschiedenen Managern und Beratern zu tun. Schließlich läuft beim HSV gerade die heißeste Phase der Kaderplanung. Und das lag nicht an den 32 Grad in der österreichischen Steiermark, sondern an zwei Personalien, die am Montag bei den mitgereisten HSV-Fans für Diskussionen sorgten.

HSV: VfB erhöht Vagnoman-Offerte – Boldt will mehr

Zum bevorstehenden Transfer von Dynamo Dresdens Ransford Königsdörffer wollte sich Boldt zwar noch nicht offiziell äußern, da der neue Stürmer am Montag in Hamburg erst seinen Medizincheck absolvierte, ehe er einen langfristigen Vertrag unterschrieb. An diesem Dienstag soll sich der 20-Jährige aber bereits auf den Weg nach Österreich machen, um im HSV-Hotel „Das Sonnreich“ einzuchecken. Gut möglich, dass Königsdörffer bereits am Mittwoch im ersten Testspiel der Vorbereitung gegen Hajduk Split (17.30 Uhr) dabei ist, um die Position des verletzten Bakery Jatta auf dem rechten offensiven Flügel zu besetzen.

Königsdörffer könnte dann gemeinsam mit Josha Vagnoman auf einer Seite spielen. Der Außenverteidiger will zwar gerne so schnell wie möglich zum VfB Stuttgart wechseln. Doch trotz der verbesserten Offerte des Bundesligisten liegen beide Parteien finanziell noch weit auseinander.

Nach Abendblatt-Informationen soll Stuttgart sein bisheriges Angebot von bislang vier auf rund fünf Millionen Euro erhöht haben. Dem HSV aber ist das nicht genug. Boldt wirkt genervt angesichts der selbst für Schwaben zu ausgeprägten Sparhaltung. Schließlich weiß VfB-Sportdirektor Sven Mislintat, dass die Hamburger sieben Millionen Euro fordern. Stand jetzt droht der Transfer zu scheitern.

Josha Vagnoman verhält sich im HSV-Training vorbildlich, obwohl er zum VfB Stuttgart will.
Josha Vagnoman verhält sich im HSV-Training vorbildlich, obwohl er zum VfB Stuttgart will. © Witters | Unbekannt

Lässt sich Boldt auf Tausch mit Massimo ein?

Bewegung könnte in den Poker kommen, wenn der VfB den Hamburgern tatsächlich einen zusätzlichen Spieler anbietet. Die Stuttgarter brauchen dringend einen Außenverteidiger, haben in der Offensive aber zu viele Profis im Kader. Beim HSV sieht die Lage anders aus. Trotz des Königsdörffer-Transfers suchen die Hamburger weitere Qualität in der Offensive. Konkret geht es um die VfB-Profis Roberto Massimo (21), Mateo Klimowicz (21) und Wahid Faghir (18), die beim VfB derzeit wenig Aussicht auf Spielzeit haben.

Ins Anforderungsprofil des HSV passt von den dreien am ehesten noch Massimo. Der Flügelspieler stand in der Hinrunde der Saison 2019/20 schon einmal im Kader von Trainer Walter, damals beim VfB. Den Durchbruch hat der deutsche U-21-Nationalspieler in Stuttgart aber weder bei Walter geschafft, noch bei dessen Nachfolger Pellegrino Matarazzo. Führt Massimos Weg nun nach Hamburg?

Vagnoman selbst will nach Möglichkeit noch in dieser Woche ein längeres Gespräch mit Boldt suchen und seinen Wechselwunsch noch einmal verdeutlichen. Bislang verhält sich der U-21-Europameister von 2021 trotz der für ihn unbefriedigenden Situation hochprofessionell. Im Training präsentierte sich Vagnoman auch am Montag in Topform.

Der heutige HSV-Trainer Tim Walter (M.) kennt Roberto Massimo (r.) noch aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart.
Der heutige HSV-Trainer Tim Walter (M.) kennt Roberto Massimo (r.) noch aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart. © imago/Pressefoto Baumann | Unbekannt

Wie Mislintat um Vagnoman-Ablöse pokert

Will Stuttgart den schnellen Außenverteidiger wirklich haben, müsste Mislintat sechs Millionen Euro plus Bonuszahlungen und einer Weiterverkaufsbeteiligung bieten. Angesichts der noch fehlenden Erlöse durch die eigentlich geplanten Millionen-Verkäufe von Sasa Kalajdzic, Borna Sosa und Orel Mangala bleibt der VfB, der einen Transferüberschuss erwirtschaften muss, noch zurückhaltend.

„Am besten wäre es, die Transferperiode würde jetzt enden, dann hätten wir eine sehr gute Mannschaft“, sagte Mislintat am Montag beim Trainingsstart des VfB. Das dürfte vor allem der branchenübliche Poker sein. „Im Moment ist der Markt auch noch sehr ruhig. Man kann noch nicht vorhersehen, was passieren wird“, so Mislintat.

Bilbija könnte Gewinner der HSV-Vorbereitung werden

Der HSV hätte wiederum kein Problem damit, Vagnoman (Vertrag bis 2024) zu halten. Schafft es der 21-Jährige nach Jahren endlich körperlich stabil zu werden, könnte er für die Hamburger wiederum ein wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen werden. Möglicherweise spielt er am Ende sogar gemeinsam mit Königsdörffer auf dem rechten Flügel. Der Neuzugang aus Dresden, der 1,2 Millionen Euro kostet, soll dem HSV mehr Tiefe im Angriffsspiel verleihen.

Boldt hat die fehlenden Tiefenlaufwege in der vergangenen Saison als einen der Schwachpunkte im Hamburger Offensivspiel ausgemacht. Dafür soll neben Königsdörffer auch Filip Bilbija sorgen. Der Neuzugang, der ablösefrei vom FC Ingolstadt kam, könnte einer der Gewinner der Vorbereitung werden. Trainer Walter bezeichnete den schnellen Stürmer mit den schlaksigen Beinen als „Schleicher“, der „erfrischende Elemente“ in das HSV-Spiel bringt. Gegenüber Königsdörffer, mit dem Bilbija um einen Startplatz konkurriert, hat er aktuell den Vorteil, noch keine Einheit verpasst und die Abläufe des Walter-Systems schon frühzeitig verinnerlicht zu haben.

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HSV will im Offensivspiel variabler werden

Im Vergleich zur vergangenen Saison will der HSV offensiv nicht nur schneller und mit mehr Tiefe spielen, sondern auch variabler sein. Dafür sucht der Club weiterhin Verstärkung. Am Mittwoch gegen Split könnte es zum Treffen mit HSV-Kandidat Emir Sahiti kommen. Bislang hat der kosovarische Nationalspieler nach seinem Urlaub aber nicht mit dem kroatischen Topclub trainiert und könnte gegen die Hamburger nur zuschauen. Zudem kostet der 23-Jährige laut „Bild“ sogar 3,5 Millionen Euro Ablöse. Sahiti könnte dem HSV zwar Flügel verleihen, in diesem Fall aber wäre nur eine Leihe denkbar.

Es bleibt also weiterhin viel in Bewegung auf den HSV-Flügeln. Genauer gesagt eigentlich nur auf dem rechten Flügel. Links hat der Club sowohl defensiv mit Miro Muheim und Tim Leibold als auch offensiv mit Kittel oder auch Bilbija genug Auswahl. Vieles hängt nun also an Vagnoman, wie es auf der rechten Außenbahn weitergeht. Und an Boldt, der als Vorstand nicht nur für den Sport zuständig ist, sondern auch für die Kommunikation.