Hamburg. Finale Unterschrift des FC Barcelona eingetroffen. Amaechi geht für halbes Jahr in Liga 3. Gideon Jung geht nach Fürth.
Die Hängepartie um die Verpflichtung des HSV-Wunschspielers Ludovit Reis (21) vom FC Barcelona ist beendet. Nachdem die Hamburger tagelang auf die finale Unterschrift der Katalanen gewartet hatten, meldete der HSV am Montagnachmittag endlich Vollzug: Reis hat im Volkspark einen Vierjahresvertrag bis 2025 unterschrieben und wird am Dienstag mit ins Trainingslager nach Grassau (südlich vom Chiemsee) reisen.
„Ludovit ist ein flexibel einsetzbarer Mittelfeldspieler, der neben seinen technischen und taktischen Fähigkeiten über ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Spiel gegen den Ball verfügt“, freut sich Sportdirektor Michael Mutzel über den Transfer. „Er hat trotz seines jungen Alters bereits weitreichende Erfahrungen auf nationaler und internationaler Ebene gesammelt. Mit seiner Winner-Mentalität und Stressresistenz fügt er unserem Kader weitere Substanz zu.“
HSV muss Barça bei Reis-Verkauf beteiligen
Der niederländische U-21-Nationalspieler Reis, der in der vergangenen Saison an den späteren Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück verliehen war, kommt ablösefrei zum HSV. Erst durch spätere erfolgsabhängige Bonuszahlungen kann Barça doch noch Geld an seinem einstigen 3,25-Millionen-Mann verdienen. Laut Angaben des FC Barcelona würde der Club zu 25 Prozent an einem späteren Weiterverkauf partizipieren.
„Ich bin wirklich sehr glücklich, dass der Wechsel jetzt vonstattengegangen ist. Die Fans und der Hamburger SV insgesamt haben mir sofort ein gutes Gefühl gegeben, zudem waren die Gespräche mit Tim Walter sehr gut und zielführend“, sagt der Neuzugang, der ein Versprechen abgibt: „Mit meinem aggressiven Box-to-Box-Spielstil möchte ich dem Team und dem Club helfen.“
Lesen Sie auch:
HSV verleiht Amaechi in 4. Liga
Ein anderer Spieler wird den HSV dagegen vorerst nur aus der Ferne mit seiner Spielweise beeindrucken können. Wie der Club am Abend mitteilte, ist Xavier Amaechi (20) für ein halbes Jahr an den englischen Drittliga-Aufstieger Bolton Wanderers verliehen worden. 3. Liga statt 2. Bundesliga für den einstigen 2,5-Millionen-Euro-Transfer.
„Für Xavier ist es weiterhin das Wichtigste, möglichst viel Spielpraxis zu sammeln. Mit den Bolton Wanderers haben wir einen Verein gefunden, der ihm dies mit großer Wahrscheinlichkeit ermöglichen wird“, hofft Sportdirektor Michael Mutzel. Amaechi war zuletzt vom HSV-Training freigestellt, um sich einen neuen Verein zu suchen. Wie es nach der halbjährigen Leihe weitergeht, ist noch unklar.
Ohne Amaechi, aber mit Reis wird der neue HSV-Trainer Tim Walter mit 24 Spielern inklusive vier Torhütern ins Trainingslager nach Grassau reisen – darunter unter anderem Jonas David und Rückkehrer Aaron Opoku sowie Anssi Suhonen (Mittelfeld) und Maximilian Rohr (Innenverteidigung) aus dem Kader der U21.
Dudziak und Muheim vor Einstieg in Grassau
Jeremy Dudziak und Neuzugang Miro Muheim werden ebenfalls dem HSV-Tross angehören – wenngleich das zuletzt angeschlagene Duo am Montag unter Anleitung von Reha-Coach Sebastian Capel nur individuell trainieren konnte.
Bei Dudziak sei aber "strukturell" alles in Ordnung, so Walter: "Er muss über den Schmerzpunkt hinausgehen, und das soll er auch. Das brauchen wir." Nach Walters Plänen soll Dudziak zu Beginn des Trainingslagers wieder zur Mannschaft stoßen, Muheim dann zur Mitte hin folgen.
Walter zu Corona-Fällen: "Total ärgerlich"
Zum Wochenstart konnte Walter nur mit einem Rumpfkader von 13 Mann trainieren. Der Rückkehr von U-21-Europameister Josha Vagnoman standen noch die Laktattests von Bakery Jatta, Jan Gyamerah sowie Toni Leistner gegenüber.
Letzterer hatte sich im Urlaub ebenso mit dem Coronavirus infiziert wie Sturm-Neuzugang Robert Glatzel und zuletzt auch noch Amadou Onana. "Das ist total ärgerlich", sagte Walter über die Anhäufung der Corona-Fälle. "Aber es tut mir ja für die Jungs leid."
Die Fälle zeigten, dass nach wie vor ein "sensibler" Umgang mit der Pandemie erforderlich sei. Beim HSV nehme er jedoch einen äußerst professionellen Umgang mit der Situation wahr. "Es ist top, was der Arzt und das Team drumherum machen", sagte Walter.
HSV-Trainingslager: Walter setzt "Triggerpunkte"
Trotz der personellen Probleme wird der Cheftrainer auf eine Auffüllung des Kaders verzichten. Trainingsspiele Elf gegen Elf haben für ihn jedenfalls keine Priorität. "Die ganzen strukturellen und prinzipiellen Dinge bekomme ich auch im Neun-gegen-Neun hin", sagte Walter: "Es geht darum, die Jungs individuell zu verbessern."
Das Trainingslager werde "intensiv", kündigte Walter an. Nach morgendlichen Waldläufen "zur Aktivierung" sollen sich die Spieler in jeweils zwei täglichen Einheiten auf dem Platz vor allem Ballbesitz und Gegenpressing als "Triggerpunkte" zur Umsetzung im Spiel aneignen.
Von speziellen Maßnahmen zum Teambuilding sieht Walter eher ab, wenngleich ihm zumindest auch einmal eine Fahrradtour zum nahegelegenen See vorschwebt. "Ob man dann einen Berg mitnimmt, kommt auch darauf an, wie sich die Jungs benehmen", sagte Walter.
HSV-Profis müssen nach EM-Spiel trainieren
Auch rund um das EM-Achtelfinale der Nationalmannschaft gegen England lässt der 45-Jährige nur teilweise Gnade walten. Zwar dürfen die HSV-Profis das Spiel am Dienstag (18 Uhr) auf Wunsch im Fernsehen verfolgen, doch danach soll noch trainiert werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
"Das kann dann auch 21 Uhr werden", so Walter angesichts eines möglichen Elfmeterschießens zwischen den Erzrivalen. Die abendliche Einheit sei ihm jedenfalls wichtig – gerade, "wenn sie dann so lange sitzen mit Chips, Cola und Bier", sagte Walter scherzhaft.
HSV, Reis und die Transfers: "Warten wir es ab"
Ludovit Reis hat es also gerade so noch rechtzeitig geschafft, dem TV-Abend als regulärer HSV-Profi beizuwohnen. Wem der Holländer mit slowakischem Pass die Daumen drücken wird, ist noch offen.
In jedem Fall ist Walter mit dem aktuellen Aufgebot nicht bange. "Wir haben schon mit dem jetzigen Kader ein gutes Potenzial", sagte der neue Trainer.
Gleichwohl weiß auch Walter um die noch offenen Planstellen Torhüter, Offensivspieler und – bei einem Abschied Josha Vagnomans – Außenbahnspieler. "Ich weiß nicht, ob das so schnell hinhaut", sagte Walter zu weiteren Transfers. Aber: "Die Transferperiode und die EM dauern ja noch eine Weile, warten wir es ab."
- Derweil steht Gideon Jung laut der "Bild"-Zeitung unmittelbar vor der Unterschrift bei Erstliga-Aufsteiger Greuther Fürth. Der Defensiv-Allrounder wird am Dienstag zum Medizincheck bei den Franken erwartet.