Hamburg. Toni Leistner steht dem HSV nach seiner schweren Muskelverletzung wieder zur Verfügung. Doch wohin mit dem Abwehrchef?

Das Training am Donnerstag verließ Toni Leistner mit einem Lächeln im Gesicht. Der HSV-Verteidiger beendete die Einheit an der Seite von David Kinsombi zwar vorzeitig, doch die Maßnahme war abgesprochen. „Toni wird Stück für Stück teilintegriert“, sagte Trainer Daniel Thioune über die Rückkehr des 30-Jährigen, der sich vor genau zwei Monaten beim Heimspiel gegen den SC Paderborn einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zugezogen hatte.

In dieser Woche ist Leistner nun ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Am Freitag nimmt ihn Thioune allerdings noch raus, wenn er seine Spieler auf dem großen Feld üben lässt. „Ich will noch etwas abwarten. Er ist ja deutlich länger ausgefallen als die anderen beiden“, sagte Thioune und meinte Rick van Drongelen (Bänderriss) und Kinsombi (muskuläre Probleme), die schon am Freitag wieder alles mitmachen sollen.

Leistner: Mattuschka legt Verletzung offen

Rechtzeitig zum Auswärtsspiel bei Hannover 96 am Ostersonntag steht Leistner aber wieder zur Verfügung, so wie aller Voraussicht nach auch Simon Terodde (Corona-Infektion) und Jeremy Dudziak (Schulterluxation).

Dass Leistner auf Anhieb in die Startelf zurückkehrt, ist allerdings unwahrscheinlich. Zu schwerwiegend war die Verletzung, die der HSV zunächst nur als Muskelbündelriss kommunizierte. Eine Woche später verriet Sky-Experte Torsten Mattuschka (40) im TV, dass bei Leistners Verletzung auch eine Sehne in Mitleidenschaft gezogen wurde. So erklärt sich auch die lange Ausfallzeit.

Leistner nimmt Mattuschka "Verrat" nicht übel

Leistner und Mattuschka kennen sich noch aus ihrer Zeit bei Union Berlin 2014. Sie trainierten zwar nur vier Wochen zusammen, weil Mattuschka schließlich zu Energie Cottbus wechselte. Trotz der kurzen Zeit halten die beiden bis heute noch Kontakt. „Wir schreiben uns regelmäßig, haben uns nie aus den Augen verloren“, sagt Mattuschka am Donnerstag im Gespräch mit dem Abendblatt.

Leistner (r.) und Mattuschka im August 2014 im Trikot von Union Berlin.
Leistner (r.) und Mattuschka im August 2014 im Trikot von Union Berlin. © Imago/Matthias Koch | Unbekannt

Dass Mattuschka versehentlich das Detail über seine Verletzung verriet, hat Leistner ihm nicht übel genommen. „Toni ist ein super Typ und extrem charakterstark. Er ist sich für nichts zu schade und denkt immer für das große Ganze und nicht an sich selbst“, sagt Sky-Experte Mattuschka.

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HSV-Duo macht Leistner Platz streitig

Für HSV-Trainer Daniel Thioune ergeben sich durch Leistners Rückkehr ganz neue Optionen, aber auch gedankliche Zwickmühlen. Denn in Leistners Abwesenheit machten Stephan Ambrosius und Moritz Heyer zuletzt richtig gute Spiele im Abwehrzentrum. Der variable Heyer könnte zwar wieder ins defensive Mittelfeld rücken, doch dort machte Amadou Onana in den vergangenen zwei Wochen zwei starke Spiele. Thioune wird also auch wieder unangenehme Entscheidungen treffen müssen, wenn es um die Frage geht: Wohin mit Leistner?

Diese Frage musste Thioune schon zu Beginn der Saison beantworten, als Ambrosius und Heyer den Abwehrchef schon einmal vertreten mussten, nachdem Leistner sich im DFB-Pokal in Dresden mit einem pöbelnden Fan angelegt hatte und daraufhin vom DFB gesperrt wurde. Schon damals hatten Mattuschka und Leistner Kontakt. „Ich habe ihn geschützt und unterstützt“, sagt Mattuschka. „Und das hätte jeder gemacht, der mal selbst Fußball gespielt hat.“

Ulreich ist froh über Leistners Rückkehr

Nach dem Fehlstart beim HSV erkämpfte sich Leistner im Dezember einen festen Platz und füllte vor allem seine Aufgabe als Führungsspieler aus. Von den angedachten Säulenspielern um Torwart Sven Ulreich, Abwehrchef Leistner, Abräumer Klaus Gjasula und Stürmer Terodde stand zuletzt gegen Heidenheim nur noch Ulreich auf dem Platz. „Wir sind froh, dass Toni wieder da ist“, sagt Ulreich. „Er hat viel Erfahrung und ist daher für die junge Mannschaft da hinten drin wichtig, weil er weiß, wie er mit bestimmten Situationen umzugehen hat. Seine Zweikampfstärke tut uns gut.“

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Ulreich lobt aber auch die Vertreter: „Die Jungs, die für ihn eingesprungen sind, haben es in den vergangenen Wochen richtig gut gemacht.“ Angesichts des engen Terminplans nach Ostern ist vor allem Trainer Thioune froh, dass Leistner ihm wieder zur Verfügung steht. Und auch Sky-Experte „Tusche“ Mattuschka freut sich darauf, in den kommenden Wochen neben seinem Kumpel Terodde auch wieder häufiger über Toni Leistner zu sprechen. „Toni tut jeder Mannschaft gut. Er kann auch in der Bundesliga noch eine gute Rolle spielen, wenn der HSV den Aufstieg schafft. Ich hoffe es jedenfalls.“ Auch wenn Zweitliga-Experte Mattuschka bei Sky dann nicht mehr den HSV analysieren würde.