Hamburg. Viele nackte Zahlen sprechen gegen den HSV. Doch es gibt auch einige positive Entwicklungen im Volkspark.

Jonas Boldt und Tim Walter lassen in diesen Tagen kaum eine Gelegenheit aus, um ihren Weg zu erklären. Unermüdlich sprechen die beiden Verantwortlichen des HSV von Entwicklung, die schon seit zwei Jahren als oberstes Ziel ausgegeben wurde. Spätestens nach dem 0:1 in Kiel ist nun aber eine große Debatte entfacht, was genau sich eigentlich beim HSV entwickelt hat.

Auf den ersten Blick könnte man zu einem vorschnellen Urteil kommen, dass sich kaum etwas zum Positiven entwickelt hat. Der Etat wurde zwar auf rund 20 Millionen Euro reduziert. Nach den Absteigern Schalke 04 und Werder Bremen stellt der HSV damit aber noch immer den drittteuersten Kader der Liga, was nicht am Tabellenbild abzulesen ist. Stattdessen war der Tabellensechste mit sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz noch nie schlechter in seiner Vereinshistorie. 45 Punkte nach 29 Spielen sind zudem die schlechteste Bilanz in allen vier Zweitligajahren. Eine Entwicklung, die sich zuletzt auch bei den Zuschauerzahlen gegen Paderborn (27.100) und Aue (21.900) widerspiegelte.

Doch eine Bewertung der Entwicklung beim HSV alleine anhand dieser Kennzahlen zu vollziehen, würde zu kurz greifen. Denn natürlich ist nicht alles schlecht, nur weil der vom Club angestrebte Aufstieg zum vierten Mal in Folge verpasst wird. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Hamburger vor der Saison nicht als Topfavorit auf die begehrten ersten drei Plätze gestartet sind.

Entwicklung beim HSV: Was positiv ist

Positiv hervorzuheben ist, dass es Vorstand Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel gelungen ist, die Mannschaft deutlich zu verjüngen. Mit Ludovit Reis (21), Mario Vuskovic (20), Anssi Suhonen (21), Jonas David (22) haben alleine vier Jungprofis durch Einsatzzeiten ihren Wert gesteigert. Perspektivisch könnten alle vier für Transfergewinne beim HSV sorgen. Genauso wie Eigengewächs Josha Vagnoman, der in diesem Sommer offenbar auf einen Wechsel drängt.

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Mit diesen Spielern, die für eine neue DNA ohne überteuerte und alternde „Säulenspieler“ stehen, musste man in diesem Jahr nicht zwangsläufig aufsteigen. Doch die Youngster können das Gerüst stellen, um in den nächsten Jahren oben anzugreifen.

Entwicklung: HSV braucht Lösungen auf dem Platz

Hierfür ist allerdings eine Entwicklung auf dem Platz vonnöten. Und diese ist seit Wochen rückläufig. Walter und Boldt haben zwar um Geduld geworben und betont, dass eine Entwicklung nicht immer nur in eine Richtung gehen könne, sondern Rückschläge dazugehörten. Doch die Probleme auf dem Feld sind seit Jahren ähnlich. In allen vier Zweitligajahren tat sich der HSV gegen tief stehende Mannschaften schwer. Gegen Paderborn und Kiel hatte die Mannschaft zwar ganz nach Walters Geschmack jeweils 70 Prozent Ballbesitz, aber eben hauptsächlich in ungefährlichen Zonen. An Lösungen, sich gegen eine kompakte Defensive Torchancen zu erspielen, mangelte es dagegen.

In den kommenden Wochen trifft der HSV in der Liga mit Karlsruhe, Regensburg, Ingolstadt, Hannover und Rostock ausschließlich auf Mannschaften aus unteren Tabellenregionen. Auch wenn der Aufstieg nicht mehr möglich scheint, müssen die Hamburger in diesen Spielen zeigen, dass sie sich auch in solchen Partien weiterentwickeln können. Eine Fragestellung, mit der sich auch der Aufsichtsrat beschäftigt.

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