Hamburg. Sporthalle in Finkenwerder fiel den Flammen zum Opfer. Nun sammeln Hamburgs Bundesliga-Handballer mit einem Benefizspiel Geld.
Es wird vermutlich ein frommer Wunsch bleiben, den Ralf Pietsch an den HSV Hamburg (HSVH) richtet. „Das Harz wird ein Problem für unsere Jungs. Vielleicht haben wir Glück, und der HSVH benutzt nicht ganz so viel“, sagt der Handball-Abteilungsleiter des TuS Finkenwerder und lacht.
Das klebrige Haftmittel, das in der Regel erst ab der Vierten Liga zum Einsatz kommt, ist für den Hamburg-Ligisten nicht die einzige Herausforderung, wenn der Bundesligist am Sonntag (15 Uhr) zum Benefizspiel in die Sporthalle Hamburg lädt.
Handball: Im Februar brannte die Halle in Finkenwerder ab
In der Nacht auf den 19. Februar hatte der TuS Finkenwerder seine Heimat verloren, als ein Feuer an der Stadtteilschule Finkenwerder ausgebrochen und die Sporthalle samt Ausrüstung vollständig abgebrannt war. Es war die einzige Handballhalle in Finkenwerder, vier Erwachsenen- und fünf Jugendmannschaften waren plötzlich heimatlos.
„Der HSVH hat sich schon wenige Tage nach dem Brand bei uns gemeldet und das Benefizspiel vorgeschlagen. Das hat uns im gesamten Verein völlig aus den Socken gehauen, dass ein Bundesligist uns helfen will“, sagt Pietsch. Die Tickets für das Spiel, das dem HSVH zugleich als offizielle Saisoneröffnung dient, kosten in allen Kategorien zehn Euro, die Ticketerlöse werden gespendet. Über 1000 Karten sind bereits verkauft.
Finkenwerder freut sich auf das Duell
„Das ist eine richtig geile Aktion vom HSVH. Unsere Jungs werden ihren Kindern noch erzählen, dass sie mal gegen eine Bundesligamannschaft gespielt haben“, sagt Pietsch. Die Vorfreude ist groß, doch die unklare Zukunft belastet ihn auch. „Es nervt mich am meisten, dass es scheinbar keine richtige Idee gibt, wann und wo eine neue Halle gebaut wird“, sagt Pietsch.
Auf Abendblatt-Nachfrage teilte die Hamburger Finanzbehörde mit, dass man eine neue Halle bauen werde und sich derzeit mit der Schulbehörde, der Gebäudemanagement Hamburg (GMH) und der Schule in Abstimmung zur Planung befinde. Wann genau diese Planungsphase endet, ist jedoch völlig unklar.
Gemeinschaft im Verein leidet
„Selbst wenn man heute entscheiden würde, eine neue Halle zu bauen, wäre die nicht vor 2025 fertig“, sagt Pietsch. Zurzeit ist die gesamte Handballabteilung auseinandergerissen. Die Kindermannschaften können in kleineren Hallen in Finkenwerder trainieren, andere Teams haben Hallenkapazitäten in Wilhelmsburg oder Fischbek erhalten.
„Die Gemeinschaft leidet total. Früher haben alle Mannschaften nacheinander in derselben Halle trainiert, sodass man sich dort ständig über den Weg gelaufen ist. Jetzt fährt jede Mannschaft alleine irgendwohin und kennt dort niemanden“, erzählt Pietsch.
Sorgen um Nachwuchshandballer
Die Erwachsenen würden dieses Übel vermutlich weiterhin in Kauf nehmen, Sorgen mache er sich allerdings vor allem um den Handball-Nachwuchs im Verein. „Wenn man die Wahl hat zwischen dem Fußballplatz direkt in der Nachbarschaft oder der Handballhalle in Wilhelmsburg oder Fischbek, entscheidet sich der Nachwuchs zukünftig womöglich eher gegen den Handball“, befürchtet Pietsch.
Von den Ticketerlösen des Benefizspiels will der Verein vor allem zerstörte Ausrüstung wiederbeschaffen. Dabei sollen auch andere bisherige Nutzer der Halle profitieren. Die Jiu-Jitsu-Abteilung etwa verlor beim Brand 300 Wettkampfmatten im Wert von insgesamt knapp 50.000 Euro. Auch die Leichtathleten sowie die Badminton-Teams beklagen Schadensummen von mehreren Tausend Euro.
„Das Spiel hilft, damit wir nicht in Vergessenheit geraten. Und von den Einnahmen können wir Teile unserer Ausrüstung wiederbeschaffen“, sagt Pietsch. Harztöpfe allerdings dürfte es beim TuS Finkenwerder auch zukünftig nicht geben.