Hamburg. Aufsteiger HSV Hamburg begeistert die Bundesliga – nur die Anzahl der Fans enttäuscht. Das soll sich nun ändern.

Torsten Jansen formulierte nach der Gala gegen die HSG Wetzlar völlig neue Ziele: „Wir peilen jetzt die deutsche Meisterschaft an.“ Ein Scherz, natürlich. Dass die Stimmung nach dem 31:23-Sieg von Aufsteiger HSV Hamburg gegen das seit Jahren in der Handball-Bundesliga etablierte Team aus Mittelhessen am Donnerstagabend euphorisch war, ist doch klar. „Heute hat sehr viel gepasst“, lobte Trainer Jansen, „ich bin sehr stolz auf die Mannschaft.“

Am Morgen danach aber hatte er schon wieder in die Trainingshalle gebeten. Regenerationseinheit für die Stammkräfte, volle Pulle für weniger lange Eingesetzte. Am Sonnabend und Sonntag dürfen die Spieler dann ein freies Wochenende genießen. „Danach werden wir uns auf die Füchse Berlin vorbereiten“, kündigte Jansen an. Am Mittwoch (19 Uhr) kommt in der zweiten Runde des DHB-Pokals ein Spitzenteam zur weiteren Standortbestimmung in die Barclays Arena.

HSV Hamburg kämpft um seine Fans

Die Verantwortlichen schauen zudem, wie viele Fans den Weg in den Volkspark finden. Nur 2511 Fans am Donnerstag waren eine Enttäuschung und kosten den Verein etwa 25.000 Euro. Erst ab 6000 Zuschauern ist angesichts der hohen Miete die Gewinnschwelle erreicht. Das könnte nach dem bisherigen Vorverkauf in der Partie gegen Flensburg-Handewitt (10. Oktober) geschafft werden. Der HSVH hofft zudem darauf, dass ab Ende Oktober wieder die günstigere Sporthalle Hamburg zur Verfügung steht.

Das Team tut jedenfalls alles dafür, die Fans zu begeistern. Sieben Punkte nach sechs Bundesligaspielen, viermal in Folge ungeschlagen, das ist eine Ansage. „Ich bin sehr überrascht, wie gut die Spieler auftreten, die schon in der Zweiten Liga dabei waren“, staunte Stefan Kretzschmar, Sportvorstand der Füchse als Experte bei Sky, „ich finde das super.“

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Dies sieht auch der am Donnerstag mit 15 Paraden überragende Torwart Johannes Bitter so. „Was hier passiert, ist schon jetzt ein kleines Märchen“, sagte der 39 Jahre alte Rückkehrer: „Ich sehe im Training, was die Jungs draufhaben. Wie weit sie schon sind, das hat man in der Zweiten Liga vielleicht gar nicht so wahrgenommen.“ Auch ältere Spieler wie Lukas Ossenkopp, Tobias Schimmelbauer, Niklas Weller oder Jan Forstbauer, die schon Jahre dabei sind, haben einen Leistungssprung gemacht, den ihnen wenige zugetraut hatten.

Durch die Neuzugänge hat sich das Trainingsniveau gehoben, davon profitieren alle. Jansen hat einen breiten Kader, in dem jeder Leistung bringen kann, aber auch ersetzbar ist. „Die Dazugekommenen sind keine Spinner, sie fügen sich ein“, lobt der Trainer: „Wir brauchen jeden. Jeder weiß, dass wir diszipliniert spielen wollen. Es muss eine unserer Stärken sein, dass wir als Mannschaft gewinnen und verlieren.“