Hamburg. Überragender Torwart führt den Aufsteiger HSV Hamburg mit starken 15 Paraden zum nächsten Erfolg in der Handball-Bundesliga.
Johannes Bitter grinste schon bevor die Schlusssirene ertönte, tanzte dann mit seinen Teamkollegen im Kreis über den Hallenboden der Barclays Arena. Mit 15 Paraden führte der Torwart den HSV Hamburg (HSVH) zum überraschend ungefährdeten 31:23 (17:10)-Sieg über die favorisierte HSG Wetzlar. Der Aufsteiger feierte bereits seinen dritten Sieg im sechsten Spiel, rückte bis auf Tabellenplatz fünf der Handball-Bundesliga vor. Bester Werfer war Jan Forstbauer mit starken acht Toren.
„Es ist schwer zu begreifen, was hier gerade abgeht. Wir sollten nicht groß darüber nachdenken, sondern einfach genauso weitermachen“, sagte ein strahlender Bitter.
Bereits vor der Partie hatte der HSVH verkündet, dass Torwart Jonas Maier (27) bis zum Jahresende an Zweitligist HSG Nordhorn-Lingen verliehen wird. Maier war hinter Bitter (39) und Jens Vortmann (34) nur dritter Keeper, stand bisher gar nicht im Kader.
Wie der HSV Hamburg Wetzlar bezwang
Der HSVH war gleich zu Beginn im Spiel, der Mittelblock mit Manuel Späth und Azat Valiullin verteidigte aggressiv. Dass Wetzlar nicht wie zuletzt beim 38:16-Kantersieg über die TSV Hannover-Burgdorf mit 22 Toren gewinnen würde, wurde schon in den Anfangsminuten klar. Und dass die favorisierten Hessen überhaupt gewinnen würden, ließ Keeper Bitter dann auch schnell mit mehreren Paraden bezweifeln. Nach einem Valiullin-Block war es Linksaußen Casper Mortensen, der per Gegenstoß zur erstmaligen Viertoreführung verwandelte (7:3/12.).
Hinten zwang der HSVH mit aggressivem, zupackenden Abwehrverhalten die ideenlosen Gäste zu Fehlpässen oder ungenauen Abschlüssen, die Bitter mit Kusshand abfing. Wetzlar-Coach Ben Matschke stand wie versteinert an der Seitenlinie, als Kreisläufer Niklas Weller nach der siebten Bitter-Parade auf acht Tore Vorsprung erhöhte (16:8/28.). Als die Teams beim Stand von 17:10 in die Kabinen gingen, erhoben sich die begeisterten Fans von ihren Plätzen. Der Wetzlarer Fanblock, bestehend aus zwei traurigen Menschen und einer Trommel, war da längst verstummt.
Doch als Wetzlar kurz nach der Pause nach zwei Zweiminutenstrafen gegen den HSVH langsam wieder heranzukommen schien, wachten auch die beiden hessischen Fans wieder auf, trommelten unermüdlich gegen die 2511 Fans in der Arena an.
Wie Bitter die HSV-Fans emotionalisierte
Weil Bitter danach in Unterzahl zu früh aufs Feld lief, kassierte er unter den Pfiffen der Fans eine Zweiminutenstrafe. Doch auch das hielt den HSVH nicht auf, der Torwart peitschte die Fans weiter an. Mitunter schien es, als wollte der 39-Jährige selbst mit auf die Tribüne klettern, um sein Team nach vorne zu brüllen.
Dass er auf dem Feld besser aufgehoben war, demonstrierte er danach jedoch mit weiteren starken Paraden und einer beeindruckenden Quote von 39,47 Prozent gehaltener Bälle. Zehn Minuten vor Schluss stand der Kantersieg bereits fest – und der Matchwinner („Ich habe wieder richtig Bock auf Handball“) wurde mit Sprechchören gefeiert.
Die Statistik
- Tore HSVH: Forstbauer 8, Mortensen 5, Andersen 5, Valiullin 4, Weller 3, Wullenweber 2, Späth, Bauer, Axmann, Schimmelbauer je 1.
- Tore Wetzlar: Rubin 10, Mellegard 3, Cavor, Novak, Holst je 2, Fredriksen, Kusan, Nyfjall, Srsen je 1.
- SR: Christian und Fabian vom Dorff. Strafminuten: Hamburg 10/Wetzlar 4.