Hamburg. Nach 26 Jahren macht der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt Schluss. Auch in Hamburg hat der Funktionär Spuren hinterlassen.
An den 1. Juli möchte Dierk Schmäschke noch nicht denken. „Im Moment bin ich voll im Alltagsgeschäft eingebunden. Wehmut wird aber aufkommen, wenn ich meinen letzten aktiven Tag als Geschäftsführer habe“, sagt der 64-Jährige, der die SG Flensburg-Handewitt von 1996 bis 2003 sowie seit 2011 zu großen Handballtiteln führte. Im Sommer ist Schluss mit Handball, dann übergibt Schmäschke an Holger Glandorf.
„Man muss den Übergang rechtzeitig hinbekommen. Mit Holger haben wir eine ideale Persönlichkeit, die auch sportlich im Handball keine unerhebliche Vorgeschichte hat. In den vergangenen Jahren hat er sich intensiv auf den Job vorbereitet“, sagt der SG-Geschäftsführer, der vom Sommer an vom operativen Geschäft in das Präsidentenamt der Flensburger wechselt. „Ich sage immer, dass ich dann so ein bisschen der Frank-Walter Steinmeier der SG Flensburg-Handewitt sein werde“, sagt Schmäschke und lacht.
Handball: Seit Jahresbeginn läuft die Übergabe an Schmäschkes Nachfolger
Kontakte pflegen, Sponsoren betreuen, Ratschläge geben – auch als Präsident wird Schmäschke weiter aktiv sein. „Ich werde mich weiter um Handball kümmern, mir aber auch mehr Zeit für meine Familie nehmen. Ich habe mittlerweile vier Enkel und freue mich sehr darauf, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.“ Damit der Übergang zu Glandorf (39) gelingt, teilt Schmäschke seit Jahresbeginn sein Büro mit dem Weltmeister von 2007. „Wir versuchen auch, Termine so oft wie möglich gemeinsam wahrzunehmen“, sagt er. Die restliche Abstimmung geschieht mit kurzen Zurufen von Schreibtisch zu Schreibtisch.
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Dass bis zum Ende seines Vertrages am 30. Juni noch entscheidende Bundesligaspiele warten, beginnend mit dem Heimspiel gegen den HSV Hamburg (HSVH) an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky), betont der SG-Boss immer wieder. Platz zwei muss es für die Champions-League-Qualifikation mindestens werden, zurzeit liegt Flensburg mit zwei Zählern Rückstand auf Rang vier. Ein weiteres Highlight auf Schmäschkes Abschiedstournee ist das Viertelfinale der Königsklasse gegen den FC Barcelona „Viel mehr geht nicht“, sagt er.
Die Konkurrenz aus Magdeburg und Berlin ist stärker geworden, die Leistungsdichte an der Spitze größer. „Die Durchmärsche, wie Kiel oder wir sie in den vergangenen Jahren zum Teil in der Bundesliga geschafft haben, sind fast nicht mehr möglich. Dieser stärkere Wettbewerb macht es noch interessanter“, sagt Schmäschke, der in den vergangenen 26 Jahren Bundesliga vor allem die gestiegene Belastung der Profis beobachtet hat. „Einige unserer Spieler sind seit fast drei Jahren ununterbrochen im Einsatz.“ Jammern wolle er trotzdem nicht. „Viele Teams beneiden uns für diese Vielzahl an Spielen, die auf diesem Niveau normal sind. Gäbe es weniger, müsste man auch die Frage stellen, inwiefern das Ganze noch finanzierbar wäre. Mit weniger Spielen würde sich auch im Gehaltsgefüge einiges relativieren.“
Schmäschke prägte Ära beim HSV Hamburg
Dass es in seinem letzten Jahr als Geschäftsführer auch ein Duell mit dem HSVH gibt, bei dem er von 2003 bis 2011 als Berater, Geschäftsführer und hauptamtlicher Vizepräsident einen Europapokalsieg, zwei Pokalsiege und einen Meistertitel feierte, freut ihn besonders. „Meine Zeit in Hamburg habe ich ausschließlich positiv in Erinnerung“, sagt Schmäschke. Aber auch traurige Ereignisse, wie der Abschied vom im Alter von 32 Jahren an Hautkrebs verstorbenen Rückraumspieler Oleg Velyky, bleiben präsent. „Das hat sehr wehgetan“, erinnert sich Schmäschke, der den HSVH-Neuaufbau nach der Insolvenz genau verfolgte: „Ich freue mich, dass sie wieder da sind. So ein Verein, so eine Stadt haben es verdient, Bundesliga zu spielen.“
Das dürfte auch nächste Saison der Fall sein. Nach Niederlagen von Balingen (21:29 beim Bergischen HC) und Minden (22:33 in Göppingen) haben die Hamburger weiter neun Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.