Hamburg. Die Bundesliga-Handballer unterliegen Vizemeister Flensburg-Handewitt, halten aber gut mit. Weller ist der beste HSVH-Werfer.

Die 6435 Zuschauer in der Barclays Arena standen geschlossen von ihren Plätzen auf, der Großteil spendete anerkennenden Applaus. Feiern durfte aber nur der Fanblock der SG Flensburg-Handewitt, noch 20 Minuten nach Spielende setzten die Schleswig-Holsteiner mit ihrer Mannschaft zur Humba an. Mit 27:33 (14:17) unterlag der HSV Hamburg (HSVH) dem großen Favoriten in der Handball-Bundesliga. Bester Werfer eines über 45 Minuten starken Aufsteigers war Kreisläufer Niklas Weller mit sieben Toren.

„Wenn man uns vor fünf, sechs Monaten gesagt hätte, dass wir phasenweise mit Flensburg mithalten, hätte ich gesagt: träum weiter“, sagte HSVH-Trainer Torsten Jansen.

Flensburg reiste mit Sorgen nach Hamburg

Während Tobias Schimmelbauer wegen seiner Bauchmuskelverletzung erneut ausfiel, kehrte Casper Mortensen nach seiner Entzündung am Kinn auf Linksaußen zurück in den Hamburger Kader. Rückraumschütze Finn Wullenweber musste hingegen kurzfristig mit einer Erkältung passen.

Die größeren personellen Sorgen hatte ohnehin der deutsche Vizemeister mitgebracht. Allein im Rückraum fehlten Magnus Rød (Anriss der Patellasehne), Gøran Søgard (Adduktoren) und Lasse Möller (Knorpelschaden). Mit Jim Gottfridsson war die Flensburger Schlüsselfigur nicht fit, aber zumindest spielbereit. Der schwedische Ausnahmespieler hatte mit großen Fußproblemen zu kämpfen, biss aber auf die Zähne. Irgendwie. „Er ist ein Krieger, wie man ihn sich nur wünscht“, sagte SG-Trainer Maik Machulla über seinen Kapitän, der nach dem Spiel durch die Katakomben in die Kabine humpelte.

Beim HSVH sollten sich Azat Valiullin und Manuel Späth um SG-Kreisläufer Johannes Golla kümmern, dem nachgesagt wird, in naher Zukunft einen Zweitwohnsitz im Flensburger Kraftraum beantragen zu wollen. Auch Gottfridsson konnte man die Verletzung während des Spiels nicht anmerken.

HSV-Handballer von Beginn an stark

Der HSVH war gleich zu Beginn wach, deckte aggressiv, zwang die Stars der SG in ein Spiel auf Augenhöhe. Während Mit-Aufsteiger TuS N-Lübbecke acht Tage zuvor noch eine 17:34-Lehrstunde erhalten hatte, biss sich der Gastgeber zunehmend ins Nordderby. Mitte der ersten Halbzeit war es Rückkehrer Mortensen, der einen Gegenstoß lässig zur Zweitoreführung ins Gäste-Tor abtropfen ließ (10:8/16.).

Danach bewies die SG jedoch vor allem durch starke Einzelaktionen – allen voran von Gottfridsson –, dass sie sich keinen weiteren Ausrutscher im Titelrennen erlauben wollte. Kurz vor der Pause bestrafte Simon Hald einen technischen Fehler, sodass der HSVH mit einem Dreitorerückstand in die Pause ging. „Leider haben wir es in der ersten Halbzeit verpasst, den Anschluss zu halten“, sagte Jansen nach dem Spiel.

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HSV-Handballer kämpften sich gegen Flensburg zurück

Nach Wiederanpfiff schien es zunächst, als würde der Favorit schnell davonziehen können. Andersen verlor den Ball in der Vorwärtsbewegung, Golla erhöhte auf 15:19, HSVH-Coach Jansen vergrub das Gesicht in seinen Händen. Danach brachten zwei Paraden von Jens Vortmann (insgesamt sechs) den HSVH jedoch wieder ins Spiel. Als Mortensen den Ball aus vollem Lauf zum erneuten Ausgleich (22:22/40.) ins Netz feuerte, saß kaum einer der johlenden Hamburger Fans noch auf seinem Platz.

Die folgende Auszeit des entnervten Machulla nahm dem HSVH jedoch vollkommen die Fahrt, einen Flensburger 4:0-Lauf später stand der alte Viertorerückstand wieder (23:27/49.). „Flensburgs Rückraum hat vielleicht mit Ausnahme von Aaron Mensing schon 3000 Spiele gemacht. Die haben die Automatismen und verlieren nie die Ruhe“, sagte Jansen. Auch der eingewechselte SG-Keeper Benjamin Buric wurde nun zunehmend zum Faktor, der HSVH verlor die Schärfe und Präzision im Angriff. „Flensburg hat sich dann besser auf uns eingestellt. Wir wissen, dass wir am Ende besser spielen können“, sagte HSVH-Spielmacher Leif Tissier.

Die mitgereisten Flensburger Fans feierten bereits eine laute Party, während zwei Tore von Lasse Svan die Vorentscheidung brachten (24:30/55.). „Am Ende hat es leider nicht gereicht. Wir waren 45 Minuten gut, hatten dann aber zu viele technische Fehler. Flensburg hat unserer Abwehr dann echt wehgetan“, sagte Mortensen.

Die Statistik:

  • Tore HSV Hamburg: Weller 7, Mortensen 6, Forstbauer 5, Valiullin 3, Andersen 2, Tissier 2, Ossenkopp 1, Bergemann 1, Späth, Gertges, Kleineidam, Bauer.
  • Tore SG Flensburg-Handewitt: Wanne 8, Gottfridsson 7, Golla 5, Mensing 5, Larsen 3, Hald 3, Svan 2, Bult, Steinhauser, Lindskog, Meyer-Siebert, von Oettingen.