Hamburg. Bergemann, Weller und Forstbauer mit sechs Toren beste Werfer des HSV Hamburg. Mannschaft feiert Reaktion.

44 Sekunden – dann konnte sich der Großteil der 2890 Zuschauern in der Sporthalle Hamburg am Freitagabend wieder setzen. Die Zweitligahandballer des HSV Hamburg gingen im Heimspiel gegen den HC Elbflorenz Dresden im Schnellstart mit 1:0 in Führung. Bis zum ersten Tor stehen die Fans aus Tradition. Zweieinhalb Minuten vor Spielschluss sprangen sie noch einmal auf. Dieses Mal aus Begeisterung.

Mit 28:25 (15:10) gewannen die Hamburger von der Unterelbe gegen die Sachsen von der Oberelbe und behielten in der Schlussphase kühlen Kopf. Sechs Tore (16:10/33.) betrug der Vorsprung des HSVH bereits. Die Führung jedoch schmolz kontinuierlich, nach 53 Minuten (24:23) drohte das Spiel zu kippen. Trainer Torsten Jansen sah das Unheil nach zwei Niederlagen in Folge kommen.

Ossenkopp übernahm den entscheidenden Wurf

„Dann wird es eine mentale Last. Da kommt die Angst vorm Verlieren“, sagte ein erleichterter Coach hinterher. „Wir nehmen uns unsere schlechte Phase in der Schlussphase, treffen dann die ein oder andere falsche Entscheidung“, sagte er. Dennoch sei er weit weg davon, das Spiel schlecht zu reden. „Die Drucksituation vor dem Spiel war da“, erklärte Jansen seinen emotionalen Jubel nach Spielschluss. „Wir wollten eine Reaktion zeigen, wieder gewinnen. Das ist uns gelungen“, ergänzte Kapitän Lukas Ossenkopp hinterher im Gespräch mit den Fans. Die waren beim 23:32 in der Vorwoche in Dormagen „zu Recht sauer über unsere Leistung“, so der Rückraumlinke, der unter der Woche seinen Vertrag bis Mitte 2021 verlängerte.

Passend dazu übernahm Ossenkopp Verantwortung und den entscheidenden Wurf. Dank seines Treffers beim 26:24 im Zeitspiel über die massive Dresdner Mauer hinweg brachte er die Halle die angesprochenen zweieinhalb Minuten vor Schluss zum Kochen. „Da ist dann auch Glück dabei“, kommentierte der 27-Jährige. „Wir müssen uns in kleineren Schritten das Selbstbewusstsein erarbeiten. Heute war ein erster Schritt“, sagte Rückraumkollege Jan Forstbauer.

Auch die Torwartleistung sprach für die Hamburger

Der HSVH, der ohne den Spielmacher Philipp Bauer (23/Gehirnerschütterung) auskommen musste, erwischte den erhofften Start nach Maß. Ließ die gegen den Abstieg werfenden Dresdner durch zupackende Abwehrarbeit verzweifeln und führte früh mit 6:1 (9.). Auch die Torwartleistung sprach für die Hamburger. Der Isländer Aron Edvardsson zwischen den Pfosten packte bis zu Halbzeit siebenmal zu (41 Prozent). Selbst den knapp sechs Monate lang verletzten Rückraumshooter Finn Wullenweber beorderte Trainer Jansen aufs Feld. Der 22-Jährige blieb bei zwei unvorbereiteten Abschlüssen torlos, „ihm fehlte verständlicherweise noch die Dynamik“, so Jansen.

In der zweiten Halbzeit jedoch ließen die Hamburger die Dresdner kräftig mitwerfen. Elbflorenz traf mit jedem Angriff, Edvardsson bekam keine Hände mehr an die Bälle „und vorne werden wir lethargisch“, sagte Ossenkopp. Kommenden Freitag gastiert der HSVH, der sein Punktekonto als weiterhin Liganeunter wieder positiv stellte, beim Aufstiegsaspiranten Hamm-Westfalen.

HSV Hamburg: Edvardsson (10 Paraden), Kokoszka – Weller (6 Tore/3 Siebenmeter), Forstbauer, Begemann (beide 6), Tissier (5), Ossenkopp (3), Axmann (2), Schimmelbauer, Lackovic, Vogt, Wullenweber