Hamburg. Der Trainer bescheinigt seinem Zweitligateam “Rückzugsverhalten einer Altherrentruppe“. Im Weihnachtsspiel muss eine Steigerung her.

Meist gibt nichts den Spielverlauf im Sport trefflicher wieder als die Reaktion des Trainers. So gesehen beim Gastspiel des Handball Sport Vereins Hamburg am Sonnabendabend bei der HSG Krefeld: Verbrachte Hamburgs Coach Torsten Jansen die erste Halbzeit noch überwiegend im Sitzen, brachen die Emotionen spätestens mit der Auszeit zwölf Minuten vor Spielende aus dem rheinisch-bergischen Wahlhanseaten heraus. Ein eindringlicher Weckruf ans Team, eine zu Boden gedonnerte Wasserflasche, Kopfschütteln – und am Ende dann doch die erleichterte Umarmung mit Mutter, Vater und Bruder, die aus der nahen Heimat angereist waren.

„Ich bin froh, dass wir dieses Spiel hinter uns gebracht haben. Zur Leistung brauche ich nicht viel zu sagen. Wir können uns glücklich schätzen, das Spiel gewonnen zu haben“, sagte Jansen unmittelbar nach dem 29:26 (16:12)-Erfolg beim abgeschlagenen Tabellenletzten der Zweiten Liga. Seine Warnung, es gehe nur über eine 100-prozentige Einstellung zum Spiel, sei offenbar nicht von jedem gehört worden.

„Am wichtigsten sind die zwei Punkte“, pflichtete der genesene Jens Schöngarth bei. Das Ende der Auswärtssieglosigkeit, die seit September anhielt, „tut der Mannschaft zudem gut“.

HSV Hamburg muss sich im Weihnachtsspiel steigern

Der Rückraumrechte war beim Comeback nach ausgekugelter Schulter und sieben Wochen Pause mit sechs Toren gemeinsam mit Außen Thies Bergemann erfolgreichster Hamburger Werfer. „Damit bin ich persönlich sehr zufrieden, 35 Minuten Spielpraxis waren ordentlich“, sagte der 31-Jährige. Als Mannschaft habe jeder jedoch Steigerungspotenzial, „und mit Blick auf das Weihnachtsspiel gegen Ferndorf müssen wir uns schnell steigern“.

Am 26. Dezember (17 Uhr) empfängt der HSVH den erstarkten Ligazwölften TuS Ferndorf, der beim 30:26-Erfolg in Eisenach ein vorweihnachtliches Ausrufezeichen setzte, traditionell vor großer Kulisse in der Barclaycard Arena. Er könne nach einem schlechten Spiel jetzt nur auf ein gutes in vier Tagen hoffen, sagte Jansen. „Für mich ist Krefeld abgehakt.“ Blick und Energie richten sich nach vorn, der Trainer bittet am Montag, seinem 43. Geburtstag, und am ersten Weihnachtsfeiertag zum Training. Mit dem Jahreskehraus gegen Ferndorf gehe dann „die Rückrunde bei null los“.

Vor der Krefelder Saisonrekordkulisse von 1444 Zuschauern in der Glockenspitzhalle verdiente sich der HSVH die anfängliche 7:6-Führung (15.) einzig durch die Paraden von Torhüter Aron Edvardsson. Der Isländer präsentierte sich mit sieben teils frei vor ihm abgewehrten Würfen als Rückhalt. Als Aufsteiger Krefeld zunehmend technische Fehler einstreute, setzten sich die Favoriten aus Hamburg ab (14:8/24.).

HSVH-Trainer Jansen: "Rückkzugsverhaltenwie Altherrentruppe"

Jansen brachte Schöngarth, gewährte nach der Halbzeitpause ebenfalls Außen Tobias Schimmelbauer (nach Faserriss in der Schulter) das Comeback. Doch der zwischenzeitliche Siebentorevorsprung (19:12/33.) schmolz. „In der Abwehr fehlte die Aufmerksamkeit, die Mannschaft hatte ein Rückzugsverhalten einer Altherrentruppe“, urteilte Jansen.

26 Tore – mehr gelangen den fightenden Krefeldern nur zweimal in dieser Hinrunde. Im Angriff boten beim HSVH Passgenauigkeit und Entscheidungsverhalten Anlass zur Kritik. Als Ligatoptorjäger Niklas Weller seinen dritten Siebenmeter vergab (28:26/58.) – HSG-Keeper Norman Toth parierte insgesamt vier Strafwürfe, zudem gegen Lukas Ossenkopp –, bot sich der HSG die Chance auf Zählbares.

Edvardsson hielt. Das Spiel war entschieden, Jansen konnte sich wieder setzen.