Hamburg/Lößnitz. Hamburger treten personell arg gebeutelt in Aue an. HSVH-Trainer Torsten Jansen hadert mit der Chancenverwertung.

Reich beschenkt ging es für Torsten Jansen auf die knapp siebenstündige Busfahrt aus dem Erzgebirge zurück nach Hamburg: ein Räuchermännchen von Hubrig, Duftkerzen aus Crottendorf, ein Sechserträger Bier (Wernesgrüner). „Alles hochwertige Originale aus der Region“, frohlockte Rüdiger Jurke. Der Manager des EHV Aue ergoss sich auf der Pressekonferenz in der Erzgebirgshalle zudem in Lobeshymnen über den Handball-Weltmeister von 2007, „einen der drei besten Linksaußen, die Deutschland je gesehen hat“. Doch die Gaben und Worte waren nicht mehr „als Balsam für die geschundene Trainerseele“, wie Jansen bekannte.

Denn die zwei Punkte, die in den 60 Spielminuten zuvor vor 1702 Zuschauern schon auf dem Präsentierteller lagen, die durfte der Coach des Handball Sport Vereins Hamburg am Sonnabendabend nicht mit nach Hause nehmen. Mit 23:24 (13:11) hatte das Zweitligaduell aus Hamburger Sicht einen ganz bitteren Ausgang. „Die Jungs haben gefightet ohne Ende“, lobte Jansen seinen nach Verletzungen und Erkrankungen auf 13 Spieler zusammengeschrumpften Kader.

Tobias Schimmelbauer (Schulter/Außen), Philipp Bauer (Magen-Darm), Jens Schöngarth (Schulter), Dominik Axmann (Fußbruch), Finn Wullenweber (Rücken/alle Rückraum) sowie Marcel Kokoszka (nicht berücksichtigt/Tor) fehlten.

HSV-Handballer schenken Remis her

Kritik übte Jansen an zu vielen klaren Torchancen, die liegengelassen wurden. Die größte Möglichkeit, wenn auch nicht die klarste, auf zumindest einen Punkt bot sich 30 Sekunden vor Spielende, als die Hamburger im letzten Angriff des Spiels keinen Torabschluss mehr hinbekommen sollten. Mehr als ein Notwurf von Jan Forstbauer in den Auer Abwehrblock kam nicht mehr zustande.

„Das war anders geplant und in der Auszeit angesagt worden, doch Aue hat mit zwei Fouls clever die Zeit von der Uhr genommen“, sagte Jonas Gertges. Der Linksaußen war mit neun Toren (5 von 5 aus dem Feld/4 von 5 Siebenmeter) erfolgreichster Hamburger Werfer.

Der 21-Jährige, der zwar lieber die Team-Punkte als die Einzel-Tore genommen hätte, fuhr nach dem Spiel „mit einem guten Gefühl für die eigene Entwicklung“ im eigenen Pkw direkt aus Aue zur Hochzeit seiner Schwester Janina in die Heimat nach Minden.

Aue lobt den HSVH

„Wir haben es nicht geschafft, die Big Points zu machen, uns mal mehr als zwei Tore abzusetzen. Da hat der Killerinstinkt gefehlt. Das müssen wir uns vorwerfen“, urteilte Kapitän Lukas Ossenkopp, der sich im linken Rückraum (1 von 5 aus dem Feld/2 von 2 Siebenmeter) nicht ausnahm. Insgesamt 30:58 Minuten führte der HSVH, 19:50 Minuten stand es Unentschieden, lediglich 9:12 Minuten lag Sieger Aue vorn.

„Großes Kompliment an Hamburg. Sie haben das in ihrer personellen Not taktisch sehr klug gemacht, das Tempo im Spiel geschickt verschleppt“ und sich selbst dadurch Pausen gegeben, sagte Aue-Trainer Stephan Swat. Der 42-Jährige wollte zwar nicht von einem glücklichen Sieg sprechen, sehr wohl aber von „einem hart erkämpfen, bei dem ich drei graue Haare mehr bekommen habe“.

Hamburg im Tabellen-Mittelfeld angekommen

Mit 9:6 unterliefen dem EHV zwar mehr technische Fehler als dem HSVH. Dafür gewannen die Gastgeber mit Erik Töpfer (10 Paraden)/Vilius Rasimas (1) das Torhüterduell. Die Hamburger Aron Edvardsson (7) und Mark van den Beucken blieben allein bei acht Siebenmetern vom elffachen Torschützen Bengt Bornhorn ohne Hand am Ball. Die nach mehreren Anläufen (und Minuten) herausgeworfene Zwei-Tore-Führung (20:18/50.) verspielte der HSVH gegen die umgestellte offensive 5:1-Deckung Aues binnen 28 Sekunden.

Die dritte Auswärtsniederlage in Folge erdet den Hamburger Saisonstart mit nun 13:11 Punkten auf Tabellenplatz sechs, dem ersten eines breiten Ligamittelfelds. Am kommenden Sonntag (17 Uhr) kommt der DJK Rimpar. In der Sporthalle Hamburg werden keine Geschenke verteilt.