Hamburg/Elsenfeld. Nach der 25:31-Niederlage beim TV Großwallstadt rückt die Gefahrenzone bedrohlich nahe. Die Leistungsträger stecken im Loch.

Als Torsten Jansen nach 51 Minuten Jungspund Pelle Fick auf die Platte schickt, hat der Trainer des Handball-Sport-Vereins Hamburg genug gesehen. Rechtsaußen Thies Bergemann hatte gerade drei Fahrkarten in Folge geworfen, darunter ein vergebener Gegenstoß allein vor dem Torwart. Zu viel des Guten. A-Junior Fick (18) kam zu seinem Zweitligadebüt, zog noch einen Siebenmeter und ließ zudem seinen Premierentreffer folgen. Allein: Das Spiel war längst entschieden – zuungunsten der Hamburger.

Der HSVH verlor das direkte Abstiegskampfduell bei Mitaufsteiger und -altmeister TV Großwallstadt mit 25:31 (10:15) „auch in der Höhe verdient“, wie Jansen gesteht. Die sechste Niederlage aus den vergangenen sieben Spielen lässt den Tabellen-14. (14:22 Punkte) immer tiefer in die bedrohliche Zone rutschen. Weiterhin nur ein Punkt trennt die Hamburger vom ersten Abstiegsplatz, den als 16. nun der Gegner aus Unterfranken (13:23) einnimmt. Angesichts der sportlichen Brisanz ist die Vorfreude auf die Weihnachtsspiele am kommenden Sonntag (15 Uhr) in Barclaycard Arena gegen TuSEM Essen sowie zum Jahresabschluss am Zweiten Festtag (26. Dezember) beim ASV Hamm-Westfalen getrübt.

„Der Druck ist groß, lastet auf den Schultern der Spielern“, sagt Geschäftsführer Sebastian Frecke. Er erwarte vor möglicherweise 10.000 Zuschauern (8500 Tickets sind bereits verkauft) gegen Essen keine Glanzleistung des Teams, sehr wohl jedoch den nötigen Willen. „Der hat gegen Großwallstadt in den entscheidenden Zweikämpfen und erneut auch vor dem Tor des Gegners gefehlt. Großwallstadt wollte den Sieg in diesem ,Vierpunktespiel’ mehr als wir“, sagt Frecke. Die Mannschaft sei gut aufgestellt gewesen, „auch wenn die Vorbereitung in der Woche sicherlich nicht optimal war“. Drei Tage stand den Hamburgern die Trainingshalle in der Volksbank-Arena nicht zur Verfügung (Sportgala und Weihnachtsfeier der ECE), Trainer Jansen weilte auf A-Lizenz-Lehrgang in Berlin, dazu kommen weiterhin vier personelle Ausfälle.

Leistungsträger stecken im Leistungsloch

Diejenigen, die jedoch auf dem Spielfeld standen, erwischten bis auf wenige Minuten zu Beginn beider Halbzeiten einen schwachen Tag. Wenn die jüngsten Rückraumspieler, Jan Kleineidam (20/5 Treffer) und Leif Tissier (wird am Montag 19/4), am Ende die besten Torschützen seien, „dann spricht das Bände“, sagt Jansen. Diejenigen, die Anfang November, als der HSVH mit 12:10 Zählern noch ein positives Punktekonto hatte, als auserkorene Leistungsträger vorweggingen, befinden sich eineinhalb Monate später in einem Loch.

Kapitän und Torjäger Lukas Ossenkopp (25/Rückraum links) blieb gegen Großwallstadt über 30 Minuten auf der Bank, kam anschließend nur noch in der Abwehr zum Einsatz. Den Rückraumrechten Kevin Herbst (24/Fuß) und Jan Forstbauer (26/Rücken) waren ihre Blessuren und Zwangspausen deutlich anzumerken, die Abwehr um Niklas Weller (25) und Blazenko Lackovic (38) fand keinen Zugriff. Und dauerhaft kann Torhüter Aron Edvardsson (10 Paraden) die Spiele auch nicht im Alleingang entscheiden. Im spielfreien Januar mit einer personellen Soforthilfe nachlegen kann (finanziell) und will Geschäftsführer Frecke nicht. „Wenn, dann handeln wir perspektivisch“, sagt er.

Drei Siebenmeter verworfen

Vor 1742 Zuschauern in der Elsenfelder Untermainhalle hatte Jansen bereits nach 20 Minuten bis auf Pelle Fick alle Mann durchgewechselt, die 6-0-Abwehr auf eine offensive 3-2-1-Reihung umgestellt. Ohne Erfolg. Aus der 3:2-Führung (6.) wurde in Windeseile ein Sechstorerückstand (6:11/16.). Der TVG brachte den den HSVH mit dessen eigener Stärke, dem schnellen Gegenstoß, aus dem Konzept. Es war an diesem Abend die Vorentscheidung. Sosehr sich Tissier und Kleineidam auch mühten, es blieben erzwungene Einzelaktionen.

Dass die Hamburger nach der Pause zwar auf 12:15 (33.) herankamen, nach zwei Zeitstrafen in doppelter Überzahl selbst nicht trafen und den Gegner im Anschluss wieder auf 12:18 (38.) ziehen lassen mussten, passte ins Bild. Drei vergebene Siebenmeter (Ossenkopp, Weller, Herbst) taten ihr Übriges. Und so bleibt es dabei: Kassiert der HSVH 30 oder mehr Gegentreffer (achtmal), verliert er.