Hamburg. Das Handballfest in der Barclaycard Arena begeistert 8056 Zuschauer. Es war ein Wiedersehen mit vielen HSV-Ikonen.

Pascal Hens verlässt die S-Bahn am Bahnhof Stellingen, hinter ihm trotten Bertrand Gille und Toto Jansen die Treppenstufen hinunter. Dort warten schon Stefan Schröder und Matti Flohr. Dann geht es hinein in den Busshuttle zur Barclaycard Arena. Der „Helden des Handballs“-Tag war für viele Handballfans in Hamburg am Sonntag die Gelegenheit, noch einmal ihre alten HSV-Trikots aus dem Schrank zu holen. Die Namenszüge ihrer früheren Lieblinge auf dem Rücken.

8056 Zuschauer ließen sich das Legendenduell der HSV-Allstars um die Meisterhelden von 2011 und Champ­ions-League-Sieger von 2013 gegen die Zweitliga-Aufsteiger des Handball Sport Vereins Hamburg nicht entgehen. Sie sollten auf ihre Kosten kommen. Am Ende trennen sich Hamburg und Hamburg schiedlich-friedlich 22:22 (13:11).

Ex-Stars bereiteten sich zwei Tage vor

„Ich bin mit der Mannschaft absolut zufrieden“, sagt Kreisläufer Ber­trand „Bobo“ Gille (40), „es war so cool wieder in Hamburg zu sein und die vielen Gesichter von früher zu sehen.“ Der Franzose, mittlerweile Sportchef in seiner Heimat bei Chambéry HB, bringt gefühlt nur noch halb so viele Kilos auf die Waage wie früher zu besten Zeiten am Kreis.

Auch Pascal „Pommes“ Hens durfte jubeln
Auch Pascal „Pommes“ Hens durfte jubeln © WITTERS | TayDucLam

Zwei Tage habe sich die Truppe „intensiv auf das Spiel vorbereitet“, wie Gille sagt. „Ich weiß nicht, was anstrengender war: Das Spiel oder die Teambesprechungen“, ergänzt „Pommes“ Hens (38). Zwei Tage feierten sie ihr Wiedersehen ausgelassen mit ihren Familien im Side Hotel. „Am Sonnabend saßen wir bei dem ein oder anderen Bierchen bis 3.30 Uhr zusammen“, berichtet Thomas Knorr (47), von 2002 bis 2007 am Hamburger Kreis aktiv.

Schwalb verwirft Siebenmeter

Legende Schröder (37), seit Mai im Karriereende und noch einer der Fitteren, eröffnet den Torreigen. Linksaußen Jansen (47) wird im Spiel gegen sein eigenes Team von Hens freigespielt – und verwandelt sicher. Wie so oft in zahlreichen Schlachten für den HSV-Handball und gemeinsamen Zeiten in der Nationalmannschaft.

Martin Schwalb musste in zivil von der Siebenmeterlinie antreten
Martin Schwalb musste in zivil von der Siebenmeterlinie antreten © WITTERS | TayDucLam

Erst als Erfolgscoach Martin Schwalb (55) von Hallensprecher Marco Heinsohn zum Siebenmeter-Strafwurf aufgefordert wird, wird aus Spaß Ernst. Der heutige Vizepräsident der Hamburger scheitert am 19 Jahre alten Marcel Kokoszka im HSVH-Tor. „Ich konnte mich nicht richtig warm machen“, scherzt Schwalb zur Entschuldigung.

Jansen freut sich über starke Frühform

„Ich bin mit beiden Mannschaften zufrieden“, sagt Trainer Jansen hinterher. Seinen „Young Stars“ waren die Strapazen im vierten Spiel in den vergangenen drei Tagen anzumerken. Am Freitagabend beeindruckte der Aufsteiger eine Woche vor dem Pflichtspielstart im DHB-Pokal mit dem 31:25-Sieg beim Heide-Cup gegen Vadar Skopje, Mazedoniens Meister und Champions-League-Sieger 2017. „Seit drei Jahren haben wir von einer Überraschung beim Heide-Cup geträumt“, sagt Kapitän Lukas Ossenkopp nach dem Achtungserfolg.

Am Ende reichte es nach einer postwendenden 18:37-Klatsche gegen Bundesligist DHfK Leipzig am Sonnabend und einem 27:34 am Sonntagmorgen gegen Schwedens Meister IFK Kristianstad doch nur zum sechsten und letzten Platz in Schneverdingen. Die Füchse Berlin nahmen nach dem 30:24-Sieg gegen den amtierenden Champions-League-Sieger Montpellier HB den Cup mit in die Hauptstadt.

„Gegen Skopje waren die Einstellung und der Wille, unbedingt gewinnen zu wollen, einfach überragend gut. Dazu hat uns der Gegner auf die leichte Schulter genommen“, bilanziert Jansen, „umso wichtiger, dass das Leipzig-Spiel den Jungs wieder verdeutlicht hat, was passiert, wenn Konzentration und Bereitschaft plötzlich nicht mehr vorhanden sind.“

Jansen: Pokal ist Test für die Liga

Torhüterneuzugang Aaron Rafn Edvardsson war gegen Skopje im Verbund mit einer offensiven Deckung der erhoffte starke Rückhalt. Einen Ball vor Spielende bekam der Isländer direkt an die Stirn. Er fiel für die weiteren Begegnungen mit starken Kopfschmerzen aus.

Da auch Justin Rundt (nach Meniskus-OP) noch fehlt, nahm Torwarttrainer Florian Meyer als Ersatz für Kokoszka auf der Bank Platz. Kapitän Ossenkopp (Bänderdehnung) musste seinen Comebackversuch abbrechen. „Wir sehen das Pokalspiel als weiteren Test vor dem Ligastart“, sagt Jansen, der hofft, dass in den zwei Wochen danach bis zum Auftaktspiel in Balingen (31.8.) „alle Mann an Bord sind“. Der HSVH gastiert im Pokal zum Erst­runden-Final-Four in Wilhelmshaven, wo Erstligist GWD Minden (Sa, 17 Uhr) der Auftaktgegner ist.

Die Fans trotten derweil zufrieden nach Hause. Neben ihren alten Trikots haben sie sich mit einem Allstar-Dress neu eingekleidet. Die weißen Shirts von Hens, Gille & Co. waren restlos ausverkauft.

Tore Hamburg Handball Allstars: Sandström - Flohr (6), B. Gille (4), Ursic (3), Souza, G. Gille, Jansen, Schröder (2), Hens (1)

HSVH: Kokoszka, Meyer - Rix (8), Tissier (5),
Axmann, Bergemann, Forstbauer (2), Bauer, Wullenweber, Vogt (1)