Odense/Hamburg. Ex-Kapitän der HSV-Handballer wird Pokalsieger mit Midtjylland. Schröder debütiert in überfüllter Arena erfolgreich für die U23.

Einen besseren Einstand hätte sich Pascal Hens nicht wünschen können. Erst vor fünf Tagen war der ehemalige Kapitän der HSV-Handballer zum HC Midtjylland gewechselt, am Sonntag feierte er mit seinem neuen Club mit dem Gewinn des dänischen Pokals gleich den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. „Das ist einfach sensationell“, meinte Hens.

Schon der 27:25-Erfolg im Halbfinale der Pokalendrunde in Odense gegen Tvis Holstebro, den Tabellenführer der dänischen Liga, galt als große Überraschung. Midtjylland ist schließlich nur Elfter und kämpft gegen den Abstieg. Und auch im Endspiel lief der Ausrichter des Santander Final4, der Handball Club Odense, kurz GOG, Dänemarks Tabellenvierte, als klarer Favorit aufs Feld. Vor 4000 Zuschauern, etwa 3000 davon aus Odense, hatte Midtjylland in der ausverkauften Halle jedoch jederzeit eine Hand mehr am Ball, siegte mit 30:26 (13:12). Hens, der erst dreimal mit seinen neuen Kollegen trainieren konnte, warf in der 16. Minute sein erstes und bisher einziges Tor für seinen jetzigen Arbeitgeber. Insgesamt spielte er im Finale fast 20 Minuten, glänzte bei einigen Anspielen und holte zwei Siebenmeter heraus.

„Ich bin von der Mannschaft super aufgenommen worden, bin stolz, ein Teil dieses Teams zu sein“, sagte der Weltmeister von 2007. Neben dem ebenfalls 35 Jahre alten Isländer Vignir Svavarsson ist er der einzige Ausländer im Kader. Und sein Auftreten verriet, dass er ein Beispiel gelungener Integration werden kann. Hens feuerte sein Team von der Bank aus an, klatschte sich mit seinen Mitspielern ab, lag sich mit ihnen nach der Schlusssirene in den Armen. Verständigungsschwierigkeiten gibt es nicht. Man spricht Englisch. Nach dem Pokaltriumph fuhr die Mannschaft mit dem Bus anderthalb Stunden nach Herning zurück. „Alles wirkt hier entspannter als in der Bundesliga“, ist Hens’ erster Eindruck.

Volksbank-Arena erneut überfüllt

Seine ehemaligen Hamburger Mannschaftskameraden geben in dieser Woche ihr Debüt für ihre neuen Vereine. Bis auf den rekonvaleszenten Drasko Nenadic, 25, der nach einer Knieoperation wohl noch bis in den April hinein ausfällt, sind alle Profis des insolventen HSV bei anderen Clubs untergekommen (siehe Infokasten). Die Hamburger nehmen nach dem Lizenzentzug nicht mehr am Spielbetrieb der Bundesliga teil und müssen in der Dritten Liga einen Neustart wagen.

Die U23 des Vereins ist sportlich auf dem Weg in diese Klasse. Vor mehr als 200 Zuschauern in der erneut überfüllten Volksbank-Arena besiegte die Mannschaft von Trainer Jens Häusler den Lokalrivalen AMTV Hamburg mit 41:25 und bleibt mit nun 31:3 Punkten Tabellenführer der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein vor der SG Wittorf Neumünster (26:8) und dem FC St. Pauli (25:9). Die Kiezhandballer besiegten vor 300 Zuschauern in ihrer renovierten Kulthalle an der Budapester Straße den Nachwuchs des VfL Bad Schwartau unaufgeregt mit 33:26.

Kader-Übersicht des insolventen HSV

Folgende Spieler haben den HSV verlassen:

Johannes Bitter (TVB Stuttgart)

 

Ilija Brozovic (THW Kiel)

 

Allan Damgaard (Bjerringbro-Silkeborg)

 

Alexander Feld (TSV Bayer Dormagen)

 

Matthias Flohr (Skjern Handbold)

 

Hans Lindberg (Füchse Berlin)

 

Maciej Majdzinski (Bergischer HC)

 

Adrian Pfahl (Frisch Auf Göppingen)

 

Justin Rundt (SV Henstedt-Ulzburg)

 

Kevin Schmidt (VfL Gummersbach)

 

Jens Vortmann (SC DHfK Leipzig)

 

Tom Wetzel (TuS N-Lübbecke)

 

Dener Jaanimaa (THW Kiel)

 

Pascal Hens (HC Midtjylland)

 

Piotr Grabarczyk (TuS N-Lübbecke) 

  

Casper Mortensen (Hannover-Burgdorf)

Folgende Spieler haben sich bisher keinem neuen Verein angeschlossen:

Tim-Oliver Brauer

 

Drasko Nenadic

 

Stefan Schröder (spielt in der U23 weiter)

 

Felix Mehrkens (spielt in der U23 weiter)

1/20

Beim HSV Hamburg gab Stefan Schröder, 34, sein Debüt im ehemaligen zweiten Team, das jetzt das erste ist. Der frühere Nationalspieler wird von einem Gönner und einstigen Präsidiumsmitglied des Vereins bezahlt und kann sich „sehr gut vorstellen, den Weg der Mannschaft über diese Saison hinaus weiter zu begleiten“. Bei den bisherigen Trainingseinheiten habe er großen Spaß gehabt, das Klima im Team sei hervorragend. Gegen den AMTV warf der Rechtsaußen sechs Tore, nur zwei Würfe misslangen ihm. Trainer Häusler jedenfalls freut sich auf die Zusammenarbeit. Publikumsliebling Schröder, der sich als Immobilienmakler längst ein zweites berufliches Standbein aufgebaut hat, könnte das Gesicht des neuen HSV werden. Das ist zumindest der Plan.

Einen anderen schmiedet der Hamburger SV e. V., mit 73.500 Mitgliedern der größte Verein der Stadt. Offenbar gibt es Bestrebungen, mit dem Handball-Sport-Verein Hamburg e. V. eine Spielgemeinschaft zu bilden. Das berichtet das Magazin „Handball inside“. Erste Gespräche zwischen den Geschäftsführern beider Clubs, Jörn Spuida (Hamburger SV) und Gunnar Sadewater (HSV Hamburg), haben bereits stattgefunden. Der Charme dieser Lösung: Der Hamburger SV verfügt aufgrund seines hohen Beitragsaufkommens über eine solide finanzielle Basis.