Hamburg. Richard Hanischkehrt mit den HSV-Handballern im Europapokal in seine Vergangenheit zurück. Die Zukunft des Schweden ist ungewiss.

Viel Zeit für Freundin, Mutter und Schwester wird Richard Hanisch an diesem Wochenende nicht haben. Natürlich wollen sie alle ihren Liebling sehen, wenn er mit den HSV-Handballern schon einmal in der Heimatstadt vorspielt. Aber an diesem Sonnabend steht der Sport im Mittelpunkt, schließlich steht im Viertelfinalhinspiel bei Eskilstuna Guif (16 Uhr/Liveticker auf ticker.ehf.eu) der Einzug in die Endrunde des EHF-Pokals im Mai in Berlin auf dem Spiel.

In zehn Tagen dann will Hanisch privat wiederkommen. Bis dahin will er auch wissen, ob und wie es für ihn weitergeht in Hamburg. Im vergangenen August hatte der HSV den Spielmacher vom schwedischen Hauptstadtclub Hammarby IF Stockholm für ein Jahr verpflichtet, und lange sah es danach aus, als würde es bei diesem einen Jahr bleiben. Hanischs Leistungen waren dürftig, die Einsatzzeiten entsprechend auch. HSV-Finanzier Andreas Rudolph befand den jungen Schweden intern für „nicht bundesligatauglich“.

Inzwischen kann Hanisch, 24, freimütig einräumen, dass ihm die Umstellung auf die Bundesliga zu schaffen gemacht habe: „Die Gegenspieler sind ja doch wesentlich schwerer und stärker, aber auch erfahrener als in der schwedischen Liga.“ Dass er den Deutschkurs inzwischen aufgegeben hat, den er bis vor Weihnachten noch belegt hatte, dürfe man aber nicht falsch verstehen: Hanisch hat sich fest vorgenommen, in Deutschland zu bleiben.

Das Selbstvertrauen dazu hat er sich in der Rückrunde unter Interimscoach Jens Häusler, 47, zurückerspielt, dem er immer öfter nachwies, dass er durchaus eine Alternative zu Kentin Mahé auf der Spielmacherposition ist. Das ist auch Schwedens Nationaltrainer Ola Lindgren nicht entgangen. Er ließ Hanisch kürzlich wissen, dass er zum erweiterten Kader seines Teams gehört. „Richard hat seine Entwicklung gemacht“, sagt HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek. Kommende Woche will auch er entschieden haben, ob Hanischs Vertrag verlängert wird.

Überhaupt sind beim HSV einige Personalfragen plötzlich wieder offen, die längst geklärt schienen. Selbst den Verbleib von Alexandru Simicu schließt Fitzek nicht mehr aus. Der rumänische Halblinke hat zwar einen Dreijahresvertrag beim französischen Champions-League-Aspiranten Saint-Raphaël unterschrieben; ihn aus diesem herauszukaufen, dazu sah der HSV sich nicht in der Lage. Doch die überraschende Rückkehr von Topverdiener Petar Djordjic nach Flensburg scheint neuen finanziellen Spielraum eröffnet zu haben. Bei Hanischs Berater haben andere Clubs bereits Interesse angemeldet. Eine Rückkehr in die schwedische Liga aber würde Hanisch selbst als Rückschritt empfinden: „Ich will mich dort durchsetzen, wo der beste Handball gespielt wird. Und das ist die Bundesliga.“ Diesem Ziel hat er alles andere untergeordnet.

Neulich habe ein Freund angefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, nebenbei im Bereich Verkaufsförderung für ein Kaffeeprodukt einzusteigen. Hanisch lehnte ab: „Ich will mich auf den Handball konzentrieren.“ Abzuschalten brauche er nicht, im Gegenteil: Wenn er vom Training nach Hause komme, mache er den Fernseher an, wann immer ein Spiel übertragen wird, am liebsten aus seiner Heimat.

Deshalb weiß er natürlich, dass Eskilstuna Guif auch in der schwedischen Meisterschaft im Viertelfinale steht und auf Redbergslids Göteborg trifft, jenen Club, zu dem Hanisch als 17-Jähriger wechselte, um Profi zu werden. Häusler hat er alles erzählt, was er über den Gegner weiß. Mit dem Halbrechten Rickard Åkerman hat er bei seinem Jugendclub HK Eskil sogar noch zusammengespielt. „Es ist eine gute Mannschaft, sie haben Melsungen besiegt“, sagt Hanisch, „aber wenn wir unser Konzept durchziehen, sollten wir uns behaupten.“ Das Wiedersehen wäre dann umso schöner.