Hamburg. Die Hamburger Handballer besetzen die Positionen des Torhüters und des Abwehrchefs neu. Außerdem wird Weltmeister Jansen Trainer.

Am Mittwochabend treffen die Vergangenheit und die Zukunft von Jens Vortmann aufeinander, und für ihn ist klar, was ihm näherliegt: „Ich werde nicht den Füchsen Berlin die Daumen drücken.“ Ist ja auch lange her, dass er ihr Tor gehütet hat, vor zehn Jahren begann hier seine Profikarriere. Die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt ist zwar geblieben, schon weil er in Berlin im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben ist. Aber beim Bundesligaduell in der Hauptstadt (19 Uhr/Sport1) wird Vortmann, 27, vor allem an das denken, was vor ihm liegt: den Wechsel von GWD Minden zum Handball-Sport-Verein Hamburg im kommenden Sommer.

Am Montag unterschrieb der Nationaltorhüter (elf Länderspiele) auf der Geschäftsstelle des HSV einen Zweijahresvertrag. „Ich habe in Minden vier Jahre lang vor allem gegen den Abstieg gekämpft“, sagte Vortmann, „jetzt wollte ich auch einmal höhere Ziele in Angriff nehmen.“

Das wäre dem Vernehmen nach zwar auch an anderen Standorten möglich gewesen. Für Hamburg habe letztlich auch gesprochen, dass er hier Studium und Profihandball besser vereinbaren kann. Umso besser, dass auch seine Freundin in Hamburg eingeschrieben ist – sie ist in der Examensphase ihres Medizinstudiums.

Erster Biegler-Wunsch erfüllt

Vortmann ist der erste große Personalwunsch, den der HSV seinem künftigen Trainer Michael Biegler erfüllt. Zweifel daran, dass der polnische Verband seinen noch bis 2016 unter Vertrag stehenden Nationalcoach für den HSV freigeben wird, gibt es offenbar nicht mehr. Fitzek will in Kürze nach Warschau reisen, um den Wechsel abzuschließen. Schon jetzt baut Biegler die Mannschaft nach seinen Vorstellungen um. Und er scheint gewillt, dabei auch auf bekannte Namen keine Rücksicht zu nehmen. So hat der HSV, um die Abwehr zu stabilisieren, ebenfalls für zwei Jahre Piotr Grabarczyk unter Vertrag genommen. Der Pole, der seit 13 Jahren für den Spitzenclub KS Kielce spielt, ersetzt den Kroaten Davor Dominikovic, dessen Vertrag nicht verlängert wird. „Wir mussten etwas in der Deckung tun“, sagte Fitzek, „Piotr hat im Januar eine überragende WM gespielt und entscheidend zum Gewinn der Bronzemedaille für die Polen beigetragen.“ Offensiv kann Grabarczyk, 32, am Kreis eingesetzt werden.

Einschneidende Veränderungen stehen auf der Linksaußenposition bevor. Torsten Jansen, Weltmeister von 2007 und neben Kapitän Pascal Hens der dienstälteste Hamburger, wird nach zwölf Jahren keinen neuen Profivertrag beim HSV erhalten. Fitzek: „Toto ist ein unfassbarer Spieler, der Hammerleistungen für den HSV gebracht hat. Aber wir müssen auch dem Nachwuchs eine Chance geben.“ Jansen, 38, soll dazu aktiv beitragen: Ihm wird die Leitung der A-Jugend angeboten, möglicherweise auch der Posten des Assistenztrainers der U23-Mannschaft. Aus der wiederum soll Felix Mehrkens, 20, in die Profimannschaft aufrücken. Er konnte sich dank einer Förderlizenz beim SV Henstedt-Ulzburg in der Zweiten Bundesliga behaupten.

Schmidt konnte sich selten empfehlen

Mit welchen gestandenen Profis sich Mehrkens die Position teilen muss, ist noch ungewiss. Der frühere Nationalspieler Kevin Schmidt, 26, konnte sich nur selten für einen Anschlussvertrag empfehlen. Für ihn spricht, dass Matthias Flohr, 33, möglicherweise auch am Kreis gebraucht wird. Gegen ihn spricht, dass der HSV auch kommende Saison einen deckungsstarken Linksaußen wie Flohr braucht, sofern der Vertrag mit Hens, 35, kommende Woche wie geplant verlängert wird – der Halblinke Hens kann von jeher nur auf der Außenposition verteidigen.

Zudem scheint Biegler Spielmacher Kentin Mahé eher auf der Linksaußenposition einzuplanen – auf der er mit Frankreich immerhin kürzlich Weltmeister geworden ist. Dann aber bräuchte der HSV noch eine Verstärkung in der Rückraummitte. Richard Hanisch reichte zuletzt immerhin Argumente nach, warum der HSV ihn vor der Saison aus Schweden geholt hat. Fraglich ist auch, ob der Vertrag des als „Perspektivspieler“ verpflichteten Alexander Feld verlängert wird. Der Mittelmann konnte wie auch Kreisläufer Tim Oliver Brauer und Rechtsaußen Kevin Herbst zuletzt vornehmlich Oberliga-Spielpraxis in der U23-Mannschaft sammeln.

Pfahl soll entlastet werden

Sicher ist, dass für den rechten Rückraum noch ein Linkshänder verpflichtet werden soll, um Adrian Pfahl zu entlasten. Im linken Rückraum ist der HSV dagegen mit Petar Djordjic, Hens und dem aus Rostock kommenden Tom Wetzel vergleichsweise überbesetzt.

Auch Vortmann, in Minden sogar Kapitän, wird es nicht leicht haben, in Hamburg auf seine Einsatzzeiten zu kommen. Max-Henri Herrmann ist es in drei Jahren nicht gelungen, dafür waren Johannes Bitters Leistungen schlicht zu konstant auf hohem Niveau. „Max-Henri hat den Sprung bei uns leider nicht geschafft“, sagte HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek, „mit Jens haben wir eine Alternative auch als Torwarttyp.“ Der Deutschfranzose Herrmann, 21, soll bereits einen anderen Verein gefunden haben.