Spielmacher der HSV-Handballer trifft am Sonnabend erstmals auf den THW Kiel, zu dem er im Sommer 2014 wechselt. Das Thema scheint ihm weiter Unbehagen zu bereiten.
Hamburg. Wenn Domagoj Duvnjak auf seinen Wechsel im nächsten Sommer zum THW Kiel angesprochen wird, senkt der Spielmacher der HSV-Handballer noch immer leicht den Kopf. Das Thema scheint ihm weiter Unbehagen zu bereiten, jedenfalls möchte der Kroate am liebsten nicht öffentlich darüber reden. Der 25-Jährige flüchtet sich dann in Allgemeinplätze, bevor HSV-Trainer Martin Schwalb ihn aus der Verlegenheit erlöst, unter dem Druck der Fragen etwas sagen zu müssen, was er dann doch nicht sagen will.
„Für ‚Dule‘ ist es am Sonnabend das leichteste Spiel der Saison“, meint Schwalb und legt seine linke Hand väterlich auf Duvnjaks Schulter. „Die HSV-Fans werden ihn feiern, weil er wie immer alles gibt, im Angriff wie in der Abwehr, weil er bis zum letzten Schweißtropfen kämpft, rennt und sich durch die gegnerische Abwehr wackelt. Und die Kieler Anhänger werden sich über ihn freuen, weil sie sehen, was für ein Weltklassespieler ihnen da im nächsten Jahr zuläuft.“
Domagoj Duvnjak kam vor vier Jahren für rund 1,2 Millionen Euro Ablöse aus Zagreb zum HSV. In Hamburg reifte er unter Schwalbs Führung zum derzeit wohl besten Handballer der Welt. Und er ist deshalb der Mann, auf den es an diesem Sonnabend (15 Uhr, O2 World, Sport1 live) ankommt, wenn der HSV ausgerechnet gegen den deutschen Rekordmeister und -pokalsieger THW Kiel das 27:34 zum Saisonauftakt beim Bergischen HC vergessen machen will. Duvnjaks Tore aus dem Rückraum werden dabei gebraucht wie seine umsichtigen Anspiele und in der Defensive sein unerbittliches Zupacken im Mittelblock neben seinem Landsmann Davor Dominikovic, 35, dem neuen Abwehr- und Kommunikationschef des HSV.
„Wir wollten es beim Bergischen HC besonders gut machen, waren vielleicht übermotiviert und haben darüber vergessen, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können“, glaubt Duvnjak die Ursachen der Niederlage erkannt zu haben. „Weil wir bislang nicht optimal eingespielt sind, was niemand erwarten konnte, kam bei uns Hektik auf, als der eine oder andere Spielzug nicht zum Ziel führte. Das müssen wir gegen Kiel besser machen.“ Was nicht leicht werden dürfte, denn der THW spielt mit seinen vier Neuzugängen keineswegs schwächer als in der vergangenen Saison, als man Meister und Pokalsieger wurde. Nur anders.
Im neu formierten HSV-Team kommt Duvnjak eine Schlüsselrolle zu. „‚Dule‘ führt eine Mannschaft nicht unbedingt mit Worten, dafür umso mehr mit Taten“, sagt Schwalb. „Er hat ein feines Gespür für seine Mitspieler, er weiß genau, wann und wie er sie am besten in Szene setzen kann. Das ist eine seiner weiteren herausragenden Fähigkeiten, die selbst auf seinem Niveau nur ganz wenige Topstars besitzen.“
Wenn Schwalb über seinen besten Mann spricht, gerät er meist schon nach wenigen Worten ins Schwärmen. „Sein Weggang wird uns hart treffen“, sagt der Trainer. Verstehen kann er den Schritt immer noch nicht, und Schwalb glaubt inzwischen, dass Duvnjaks Entscheidung heute anders ausfallen würde. Rückgängig machen kann er sie nicht, und so hat der Trainer beschlossen, das letzte Jahr mit ihm noch einmal in vollen Zügen zu genießen. „Mit solch einem Handballer und Menschen zusammenarbeiten zu dürfen ist für jeden Trainer ein Geschenk“, sagt Schwalb. Wobei der Coach den Rest der Mannschaft aus seinen Sympathiebekundungen nicht ausschließen will: „Dieses Team ist ein ganz besonders lernwilliges und motiviertes. Es macht großen Spaß, Trainer dieser Truppe zu sein.“
Umso schmerzlicher ist es für Schwalb, dass er in dieser Saison einen Teil seines 19-Mann-Kaders regelmäßig ausgrenzen muss. In der Bundesliga dürfen maximal 14 Spieler zum Einsatz kommen, in der Champions League 16. Der Trainer tendiert daher zur Formel 12+4. Zwölf Mann stehen auf dem Spielberichtsbogen, die übrigen vier sitzen zunächst eine Reihe hinter der Bank auf der Tribüne. Je nach Spielsituation werden später zwei nachnominiert.
Gegen Kiel sind bis auf den Halbrechten Adrian Pfahl (Operation am linken Ellenbogen) alle HSV-Profis fit. Der Halblinke Blazenko Lackovic ist nach überstandenem Muskelfaserriss in der Wade wieder voll einsatzfähig.