Champions-League-Sieger HSV wird vom Aufsteiger Bergischer HC vorgeführt. Der Bundesliga-Start der Hamburger ist in die Hose gegangen. Und am Samstag kommt Rekordmeister THW Kiel.

Hamburg. Matthias Rudolph ging es auch am Tag nach der Blamage nicht viel besser – ganz im Gegenteil: „Ich hab’ überhaupt nicht geschlafen, so sehr hat mich das aufgeregt“, sagte der Präsident des HSV Hamburg am Donnerstag. Am Abend zuvor hatte der Champions-League-Gewinner, die vermeintlich beste Handball-Mannschaft Europas, beim Bundesliga-Aufsteiger Bergischer HC eine deftige 27:34-Klatsche kassiert. „Wir müssen ja wohl beim Titelfavoriten verloren haben“, meinte der Vereinschef mit deutlichem Sarkasmus.

Aber damit nicht genug, denn es kann am Wochenende noch viel schlimmer werden: Am Sonnabend steht Rekordmeister THW Kiel vor der Tür (15 Uhr/im Liveticker bei abendlatt.de). Da ist ein Saisonstart mit 0:4 Punkten nicht ausgeschlossen - und bei einer erneuten Leistung wie am Dienstagabend sogar ziemlich wahrscheinlich. „Da muss es ganz anders zur Sache gehen“, forderte Rudolph. „Ich habe ja nicht gesagt, dass wir Meister werden, sondern dass wir Meister werden wollen.“ Der Präsident hält aber am Selbstverständnis des Vereins fest: „Unser Anspruch müssen Titel sein.“

„Das Zusammenspiel hätte anders laufen müssen“

Rudolph will die in der Findungsphase steckende Mannschaft, die mit zahlreichen Weltklassespielern auf 19 Mann aufgefüllt wurde und Automatismen wie Laufwege erst kultivieren muss, nicht als Ausrede gelten lassen. „Meist stand doch nur ein Neuer auf der Platte, das Zusammenspiel hätte anders laufen müssen“, grollte er.

Die Hamburger scheinen in Sachen Fehlstart eine Tradition pflegen zu wollen. 2007 klaute ihnen die HSG Wetzlar im eigenen Haus einen Punkt, drei Jahre später mussten sie sich Frisch Auf Göppingen mit 30:32 beugen, 2012 wurden sie von Wetzlar mit 26:33 heimgeschickt. Trost: 2011 wurde der HSV trotz Fehltritts zum Auftakt deutscher Meister. Der Start ist folglich als Orakel für das Saisonende kein verlässliches Indiz.

„Eigentlich wären wir jetzt urlaubsreif“

Vielleicht steckte den Hamburgern auch der Parforceritt der vergangenen Tage in den Knochen: zuerst die dramatischen Playoff-Spiele gegen die Füchse Berlin um den Einzug in die Champions League, dann die Strapazen des Wüstentrips nach Katar. Bei der Vereins-Weltmeisterschaft in Doha musste der HSV fünf Spiele in sechs Tagen absolvieren, kassierte als Zweiter immerhin 150.000 Euro.

„Eigentlich wären wir jetzt urlaubsreif“, hatte Kapitän Pascal Hens danach zu Protokoll gegeben. Trainer Martin Schwalb hatte das Unheil offenbar kommen sehen: „Es dauert noch ein paar Monate, bis wir richtig eingespielt sind. Ich hoffe, wir lassen in dieser Phase nicht allzu viele Punkte liegen.“ Zwei ist er schon mal los.