Der HSV Hamburg könnte trotz des Titelgewinns nächste Saison nicht in der Champions League dabei sein. Ligakonkurrent Füchse Berlin ist optimistisch, den freien Platz zu bekommen. Auch beide Clubs in der Quali seien denkbar.

Berlin. Es wäre ein absolutes Kuriosum. Der HSV Hamburg droht trotz Gewinn der Champions League die Königsklasse in der kommenden Saison zu verpassen. Eine Titelverteidigung wäre somit nicht möglich. Was zunächst unglaublich klingt, könnte tatsächlich zur Realität werden.

Nachdem der HSV am Sonntag jedoch erstmals Europas Handball-Krone (30:29 n.V. gegen FC Barcelona) gewann, aber als Champion nicht automatisch für die kommende Saison gesetzt ist, bleibt die Frage: Nehmen die Norddeutschen als deutscher Vertreter am Vierer-Qualifikations-Turnier teil oder werden sie automatisch als Titel-Träger für die Hauptrunde gesetzt? Denkbar ist jedes Szenario, da die Paragrafen der Europäischen Handballföderation (EHF) keine klare Auskunft geben.

Möglich ist sogar, dass kommende Saison fünf deutsche Mannschaften in der Champions League vertreten sind. „In diesem Punkt ist die EHF der Handballgott. Das sehen wir ganz entspannt, glauben an eine faire Chance“, meinte Hanning. „Bevor wir nicht definitiv Vierter sind, wird es kein Telefonat mit der EHF geben.“

Champions-League-Qualifikation oder zweitklassiger EHF-Pokal? Die Füchse Berlin gehen weiter davon aus, dass die Europäische Handball-Föderation (EHF) dem Hauptstadtclub für das Qualifikations-Turnier zur Königsklasse einen Startplatz einräumt. „Wir verlassen uns auf die EHF. Vorher müssen wir jedoch unsere Hausaufgaben machen. Das heißt: Mit einem Sieg in Hannover wollen wir den vierten Tabellenplatz sichern“, sagte Berlins Manager Bob Hanning am Montag.

Die ersten drei Teams THW Kiel, Rhein-Neckar Löwen und SG Flensburg-Handewitt haben sich direkt für die Königsklasse qualifiziert. Der vierte Rang hatte in den vergangenen Jahren immer für die Qualifikations-Turniere des höchsten europäischen Wettbewerbs gereicht.

Ein prominentes Beispiel, wie solch eine Situation souverän gelöst werden kann, gibt es aus dem Fußball. Als der FC Liverpool 2005 die Champions League gewann, schlossen die Engländer die Liga lediglich mit Platz fünf ab, der nur zur Teilnahme am damaligen Uefa-Pokal berechtigte. Der Sieger der Champions League war damals nicht automatisch für die kommende Saison in der Königsklasse qualifiziert - ähnlich wie jetzt beim Handball.

Die Uefa ließ Liverpool letztlich alle drei Qualifikationsrunden durchlaufen, während Everton, die in der Premier League Rang vier belegten, ebenfalls an der Champions League teilnehmen durfte und seinen Platz nicht für Liverpool räumen musste. Ein ähnliches Szenerio erhoffen sich nun auch die Füchse Berlin und der HSV Hamburg. Everton überstand die dritte Qualifikationsrunde letztlich nach jeweils zwei 2:1-Niederlagen gegen den FC Villareal nicht. Liverpool marschierte bis ins Achtelfinale vor, scheiterte dann aber an Benfica Lissabon (0:1, 0:2).

200 HSV-Fans feiern müde Handball-Helden

Rund 200 jubelnde Fans haben am Montag den frisch gebackenen Champions-League-Sieger am Flughafen der Hansestadt in Empfang genommen. Einen Tag nach dem Triumph der Hamburger waren die Stimmen der Spieler brüchig und die Augen glasig. Als Igor Vori mit dem Pokal in der Hand die Vorhalle betrat, brandete Beifall auf. Zuvor hatten die Fans lautstark gefordert: „Wir wollen die Mannschaft sehen.“

Angesichts des bislang größten Erfolges in der Vereinsgeschichte fehlten Trainer Martin Schwalb noch immer die rechten Worte. „Ich suche noch dieses Gefühl. Es ist einfach so groß und unglaublich.“ Ungläubig fügte er an: „Wir haben an einem Wochenende den THW Kiel und den FC Barcelona geschlagen.“

Michael Kraus gestand, er wisse nicht mehr so ganz genau, was in der Partynacht passiert sei. Schwalb erinnerte sich: „Ich habe gedacht, dass der Pott die Nacht nicht überlebt.“ Wermutstropfen im Freudenkelch der Hamburger: Mannschaftskapitän Pascal Hens flog nicht mit, weil er am Dienstag in Wiesbaden am Knöchel operiert wird.