Das Finale gibt es ab 18 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de. Erstmals in der Vereinsgeschichte hat der HSV Handball das Finale der Champions League erreicht. Mit 39:33 besiegte das Schwalb-Team Titelverteidiger THW Kiel. Sonntag wartet Barcelona.

Köln. „Finale, Finale, oho“, sangen die rund 600 mitgereisten Fans der HSV-Handballer in der Kölner Lanxess-Arena schon Minuten vor dem Schlusspfiff. Und als der größte Erfolg der elfjährigen Vereinsgeschichte vollbracht war, schleuderte Kreisläufer Igor Vori den Ball ins Publikum. 39:33 (19:16) hatten die Hamburger im Halbfinale der Champions League Titelverteidiger THW Kiel besiegt und damit im vierten Anlauf zum ersten Mal das Endspiel der Königsklasse erreichet. Es war zudem der erste Erfolg gegen die Kieler nach zuvor sieben Niederlagen in Folge.

Gegner ist am Sonntag (18 Uhr, Eurosport live) der FC Barcelona. Das erste Halbfinale hatten die Spanier mit 28:23 (13:10) gegen den polnischen Meister KS Kielce gewonnen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte es noch 17:17 gestanden, aber die Polen nutzten in den nächsten Minuten ihre Chancen nicht. Mit dem Erreichen des Finales haben die Hamburger bereits 395.000 Euro an Prämien sicher. Für den Endspielsieg würde es noch einmal 100.000 Euro extra geben. Bester Torschütze des HSV war Domagoj Duvnjak, der am Sonnabend seinen 25. Geburtstag feierte, der elf seiner 13 Würfe verwandelte. Kapitän Pascal Hens traf achtmal. Für Kiel war der Serbe Marko Vujin zehnmal erfolgreich.

„Wir haben die Qualität, um die Kieler zu bezwingen“, hatte HSV-Trainer Martin Schwalb am Sonnabend im Abendblatt-Interview gesagt. Und das bewiesen seine taktisch hervorragend vorbereiteten Spieler gleich in der ersten Halbzeit. Rechtsaußen Hans Lindberg mit einem Siebenmeter und Spielmacher Duvnjak warfen die Hamburger schnell mit 2:0 in Führung. Die Kieler fanden zwar in den nächsten Minuten ebenfalls ins Spiel, auch weil HSV-Kapitän Hens sie mit Fehlpässen bediente, doch auch die 5:3-Führung des THW nach sieben Minuten brachte den HSV an diesem Tag nicht von seiner spielerischen und kämpferischen Linie ab.

Torsten Jansen, der wegen seines Kopfstoßes vor zehn Tagen im Bundesligaspiel gegen den Berliner Ivan Nincevic beim Einlaufen, Einwerfen und nach dem Spiel mit Pfiffen bedacht wurde, hatte seine Nerven diesmal im Griff und netzte in der elften Minute zum 7:6 für den HSV ein. Und fortan waren es die Kieler, die mit technischen Fehlern und Missverständnissen die Hamburger immer wieder in Ballbesitz brachten. Den nutzte der HSV, um sich Mitte der Halbzeit abzusetzen. Sechs Tore von Duvnjak in den ersten 30 Minuten und acht Paraden von Torhüter Johannes Bitter (Fangquote: 13 von 45/28 Prozent) sorgten zwischenzeitlich für einen komfortablen Vorsprung, und als Jansen einen Tempogegenstoß in der 27. Minute zum 19:13 abschloss, verstummten sogar die Kieler Fans für einen Moment.

Doch den deutschen Rekordmeister (18 Titel) und Triple-Gewinner des Vorjahres scheinen solche Rückstände erst richtig heiß zu machen. Jedenfalls gelangen den Kielern bis zum Seitenwechsel noch drei Tore in Folge zum 16:19-Halbzeitstand, was HSV-Allrounder Matthias Flohr über die Nachlässigkeiten seiner Kollegen auf dem Spielfeld laut schimpfen ließ.

Zum Klagen bestand diesmal jedoch kein Anlass. Die Hamburger blieben konzentriert, die Abwehr machte dem Kieler Rückraum das Leben schwer, aber es war vor allem die Durchschlagskraft im Angriff, die den HSV das Spiel überraschend klar beherrschen ließ. Hens und Duvnajk trafen fast nach Belieben, und auch Vori blieb vom Kreis eine Waffe. Die Folge: Die Kieler konnten in der zweiten Halbzeit ihren Rückstand auf maximal drei Tore Differenz reduzieren, den HSV in Gefahr bringen konnten sie nicht. „Es war irgendwie nicht unser Tag“, meinte THW-Kapitän Marcus Ahlm, „der HSV war heute einfach besser.“

„Das war ein Spiel auf sehr hohem Niveau. Wir freuen uns, dass wir dem THW über 60 Minuten standhalten konnten. Einige Dinge in der Abwehr und im Rückzugsverhalten haben mir nicht gefallen, aber wir haben am Sonntag ja noch die Gelegenheit, das besser zu machen“, sagte HSV-Trainer Schwalb. Sein Kollege Alfred Gislason war sehr traurig, das Finale verpasst zu haben. „Uns fehlte in unserer Abwehr komplett die Aggressivität. Deshalb hat der HSV verdient gewonnen“, meinte der Isländer, der Schwalb anschließend noch ein paar Tipps zum FC Barcelona gab.

Den Fairplay-Preis des Tages verdiente sich Kiels Linksaußen Dominik Klein. „Ich kann es nicht verstehen, dass das Publikum einen verdienten Spieler wie Toto Jansen, der in dieser Arena 2007 mit Deutschland Weltmeister geworden ist, auspfeift. Er hat einen Fehler begangen, aber er hat es nicht verdient, so behandelt zu werden.“

Die Statistik

Tore:

THW Kiel: Vujin 10/4, Jicha 6, Narcisse 4, Ahlm 4, Sigurdsson 3, Sprenger 2, Ekberg 2, Ilic 1, Palmarsson 1

HSV Hamburg: Duvnjak 11, Hens 8, Lindberg 7/3, Lijewski 5, Vori 5, Jansen 2, Lackovic 1

Zuschauer: 20.000 (ausverkauft)

Strafminuten: 8 / 8

Disqualifikation: – / -