Nach einer Flut von Spielen mit Siegen, aber auch einigen Rückschlägen haben sich die HSV-Handballer in den Urlaub verabschiedet.

Hamburg. Die Spielpause kommt für die Handballer des HSV Hamburg wie gerufen. 17 Bundesliga-, drei Pokal- und sieben Champions-League-Partien seit Anfang September haben beim ausgelaugten deutschen Meister Spuren hinterlassen. Coach Per Carlén will seinen mit Spielerdaten und Trainingsplänen gefütterten Computer „erst mal nicht mehr anschalten“. Matthias Flohr freut sich einfach darauf, „jetzt Urlaub zu haben“. Und Torwart Dan Beutler ist „dankbar für die Pause“. Nach der Europameisterschaft in Serbien will der HSV im Februar 2012 zwar noch einmal angreifen, doch beim „Tanz auf drei Hochzeiten“ ist die Titelchance nur im DHB-Pokal realistisch.

In der Liga ist der HSV zwar Dritter, hat aber bei 28:8 Punkten bereits vier Niederlagen auf dem Konto. Den Titel zu verteidigen scheint angesichts der Dominanz des THW Kiel (36:0) aussichtslos. Obwohl Carlén das Auftreten seines Teams „bis jetzt ganz okay“ findet, scheint die einzige Konstante bei den Hanseaten die Unbeständigkeit zu sein. Beispielhaft dafür war vor allem die erste Halbzeit im Match gegen Frisch Auf Göppingen am Dienstagabend.

Vor 13 171 Zuschauern in der O2 World lag der HSV nach einer unterirdischen Anfangs-Viertelstunde 2:10 hinten, schaffte aber bis zur Pause ein kaum für möglich gehaltenes 14:14. Am Ende siegten die Norddeutschen standesgemäß 34:29. „Wir verlieren zu schnell unser Konzept“, gab Flohr zu. Nach jeweils zwei vergebenen Siebenmetern von Michael Kraus und Hans Lindberg war es der Außen, der sich vor dem fünften Strafwurf den Ball schnappte – und verwandelte. „Das war ein unfassbarer Fehlstart. Aber wir haben eine tolle Moral gezeigt“, urteilte Flohr.

Matthias Flohr weckte den anfangs müden HSV auf

"Andere machen sich beim Examen mehr Druck"

Die Aufholjagd wurde auch von den Fans honoriert, die trotz des klaren Rückstands und des bis dahin katastrophalen Auftritts weiter voll hinter ihrem Team standen. „Es war eine tolle Atmosphäre. Hier ist eine große Familie entstanden“, sagte Präsident Martin Schwalb.

Der polnische Handball-Nationalspieler Marcin Lijewski konnte nicht mitwirken, weil sich eine Verletzung aus dem vorherigen Spiel gegen den SC Magdeburg „letztlich als Rippenbruch herausgestellt“ habe, teilte der HSV nach dem letzten Spiel des Jahres mit. Ob Lijewski trotz seiner Blessur bei der Mitte Januar beginnenden Europameisterschaft in Serbien teilnehmen kann, steht noch nicht fest. „Da muss man abwarten“, sagte der 34-Jährige.

Coach Carlén will auch jene Spieler, die nicht bei der EM-Endrunde antreten, erst am 16. Januar des neuen Jahres wieder zum gemeinsamen Training bitten. „Meinen Jungs wünsche ich, dass sie eine gute EM spielen“, sagte der Schwede, der aber vor allem hofft, dass ihm zum Rückrundenstart gegen die Füchse Berlin am 8. Februar der komplette Kader zur Verfügung steht. Denn die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle in den Vormonaten konnte der HSV nicht immer kompensieren. (dpa/abendblatt.de)