Die HSV-Handballer erzielen beim 35:26 gegen Hüttenberg einen Pflichtsieg, mehr nicht. Die Selbstzweifel beim deutschen Meister bleiben.

Hamburg. Fast beschwingt trat Pascal Hens hinter dem schwarzen Vorhang hervor, der die Kabine der HSV-Handballer in der O2 World von der Interviewzone trennt, aber gleich die erste Frage ließ den Kapitän stutzig werden. Sie lautete, wieso seine Mannschaft so lange gebraucht habe, um ins Bundesligaspiel gegen den Aufsteiger TV Hüttenberg zu finden . Hens schüttelte den Kopf, wiegte seinen Körper hin und her, um schließlich eine Gegenfrage zu stellen: ob etwa alle erwarten würden, dass der HSV nach zehn Minuten schon mit fünf Toren Unterschied führen würde, nur weil man jetzt deutscher Meister sei. Aber natürlich, man könne nicht zufrieden sein mit diesem Spiel, auch wenn der 35:26 (20:14-)Sieg eigentlich nie infrage stand. „Wir machen im Moment einfach zu viele Fehler“, haderte Hens. Warum, könne er sich auch nicht erklären.

Nur etwas mehr als 46 Stunden waren seit dem 32:20-Auftaktsieg in der Champions League gegen St. Petersburg vergangen, aber das schien dem HSV in diesem Fall zunächst eher gutzutun. Das Spiel gegen den Aufsteiger mutete recht bald wie eine Fortsetzung der gefälligen zweiten Halbzeit vom Donnerstag an. Mit dem Unterschied, dass nicht Johannes Bitter, sondern Dan Beutler das Hamburger Tor bewachte. Bitter hatte sich eine Woche zuvor beim glücklichen 32:31-Erfolg in Gummersbach eine Sperre für eine Partie eingehandelt und nahm neben den verletzten Halbrechten Marcin Lijewski und Oscar Carlén hinter der HSV-Bank Platz.

Beutler brauchte eine Weile, um ins Spiel zu finden, aber das galt für seine Vorderleute wie erwähnt genauso. Erst nach etwa zehn Minuten also hatte sich die durchaus variable Hamburger Sechs-null-Abwehr in Position gebracht, und beim Zwischenstand von 6:6 begann der deutsche Meister Spaß an diesem Spiel zu finden. Die Tore gingen nun recht leicht von der Hand, und anders als noch in den Vorwochen wurden die vielen freien Wurfchancen auch wahrgenommen. Nur fünf der 25 Versuche in der ersten Halbzeit gingen daneben. „20 Tore in 30 Minuten sind super“, fand Trainer Per Carlén, wenngleich 14 Gegentreffer wiederum zu viel des Guten seien. Aber vor allem mit dem linken Rückraum, aus dem Hens und Lackovic am Ende jeweils sechsmal bei acht Versuchen erfolgreich waren, könne er sehr zufrieden sein.

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Carlén wäre es noch viel mehr gewesen, wäre das Spiel einfach so weitergelaufen wie in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit. Zehn Minuten gelang den Gästen aus Hessen gar nichts, und als Hens mit einem seltenen Schlagwurf zum 24:14 traf, fühlten sich viele der 8548 Fans in die Meistersaison zurückversetzt. Aber nur kurz, denn vier Minuten und vier schnelle Hüttenberger Angriffe später war der Vorsprung wieder auf den Halbzeitwert von sechs Toren geschrumpft (25:19). „In dieser Phase haben wir ganz schön gewackelt“, gestand Carlén. Neuzugang Renato Vugrinec beendete sie schließlich mit einem formidablen Zuspiel auf Matthias Flohr, der sich am Kreis freigelaufen hatte und Milos Putera im Hüttenberger Tor überwand.

Allzu oft war das Flohr an diesem Abend nicht gelungen. Den indisponierten Linksaußen durch Torsten Jansen zu ersetzen war zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Option. Jansen hatte sich in der Anfangsphase am Sprunggelenk verletzt und erschreckte die Zuschauer eine Zeit lang mit einer dicken Bandage. Später gab der HSV jedoch Entwarnung: Jansens Einsatz am Dienstag beim Bergischen HC sei unbedenklich.

Für den HSV, der sich mit 8:4 Punkten vorerst auf den fünften Tabellenplatz verbessert hat, ist es der dritte Vergleich mit einem Aufsteiger. Gegen Hildesheim (34:28) und jetzt Hüttenberg fiel der Unterschied längst nicht so deutlich aus, wie es der bei der Klasse der Spieler und der Kasse des Vereins hätte vermuten lassen. „Wir können froh sein, dass wir nur gegen Hüttenberg gespielt haben“, sagte Hens. Es klang nicht nach dem Selbstbewusstsein eines deutschen Meisters.

Tore, HSV: Lindberg 10 (6 Siebenme-ter), Hens 6, Lackovic 6, G. Gille 3, B. Gille 2, Schröder 2, Duvnjak 2, Vori 2, Flohr 2; Hüttenberg: Schneider 6, Gerlich 4 (4), A. Lex 3, Weber 3, Billek 3, Pausch 2, S. Lex 1, Scholz 1, Fernandes 1, Stock 1, Ludwig 1. Schiedsrichter: Harms/Mahlich (Magde-burg/Stendal). Zuschauer: 8548. Zeit-strafen: 4; 2.