Erstmals seit 2009 verloren die Hamburger gegen Flensburg. Am Ende hieß es 30:36. Der HSV rutschte auf Rang vier ab und bangt um Europa.

Flensburg. Die Anspannung war groß. Mit ernsten Mienen betraten die HSV-Handballer um Kapitän Guillaume Gille Sonnabendnachmittag das Parkett der ausverkaufen Campushalle. Beim Bundesliga-Nordderby gegen die SG Flensburg-Handewitt wollte die Mannschaft von Interimstrainer Jens Häusler zwei wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Plätze sichern.

Doch das Vorhaben scheiterte eklatant. Die Hamburger unterlagen bei den starken Flensburgern 30:36 (15:18).

Dass die SG alles gegen einen Sieg der Gästetruppe unternehmen würde, machten die Fans des Tabellenvierten und direkten Verfolgers des HSV bereits vor Spielbeginn durch ein gellendes Pfeifkonzert deutlich.

Die Hamburger ließen sich zu Beginn der ersten Halbzeit jedoch nicht davon beeindrucken. Das Spiel war ausgeglichen, keines der beiden Teams konnte sich absetzen. Während der HSV jedes Tor hart erkämpfen musste, gelangen den Flensburgern einfache Treffer über Gegenstöße und die zweite Welle. Nach 16 Minuten erzielte Hamburgs Spielmacher Domagoj Duvnjak die erste Zwei-Tore-Führung für die Hanseaten. Sie sollte die einzige bleiben.

Flensburg kam besser ins Spiel. Der eingewechselte Rückraumlinke Petar Djordjic sorgte mit einem Doppelschlag in der 19. Minute schließlich für die Wende in der ersten Halbzeit und die 12:10-Führung der SG. Der HSV agierte fortan statisch, spielte körper- und ideenlos. Weder die Einwechselung von Keeper Johannes Bitter (26.) noch die Rotation auf der Spielmacherposition - Guillaume Gille kam für Domagoj Duvnjak – brachten neue Impulse, sodass die SG mit einem Drei-Tore-Vorsprung (18:15) in die Pause gehen konnte. „Heute ist viel schief gelaufen, ich habe keine Erklärung“, sagte Außenspieler Hans Lindberg sichtlich geknickt.

Die zweite Hälfte war beinahe das Spiegelbild der ersten. Der HSV kam motiviert aus der Kabine, nutzte seine Torchancen und erarbeitete sich durch einen Treffer von Duvnjak sogar die 20:21-Führung (37 Min.). Danach allerdings ging nichts mehr beim deutschen Meister. „Es war, als hätte man bei uns den Stecker gezogen“, kommentierte Kapitän Guillaume Gille die Leistung.

Trainer Jens Häusler konnte die Spieler ein- und auswechseln, wie er wollte – die Mannschaft blieb uninspiriert – und scheiterte ein ums andere Mal an dem auf Flensburger Seiten überragenden Keeper Matthias Andersson. Der Schwede avancierte zum Mann des Spiels, hielt aus allen Lagen und na-gelte das Tor (22 Paraden) geradewegs zu.

Die Hamburger wirkten konsterniert, konnten dem Gastgeber nichts entgegensetzen. Die Abwehr fiel in sich zusammen. „Wir haben Systemfehler gemacht, die ich so auch selten erlebt habe“, sagte Trainer Jens Häusler. Am Ende war der HSV in der „Hölle Nord“ dem Untergang geweiht.

Eine Trainerdebatte will der HSV allerdings nicht neu beleben. „Jens Häusler arbeitet mit der Mannschaft und wird das auch weiterhin tun“, sagte HSV-Präsident Martin Schwalb, der Spekulationen zurückwies, dass er selbst wieder das Zepter auf der Bank übernehmen könnte.

Tore: Flensburg: Eggert (7/6), Glandorf (7), Svan Hansen (7), Mogensen (5), Djordic (5), Knudsen (5). HSV: Duvnjak (7), Lackovic (5), Lindberg (5/3), Jansen (3), Lijewski (3), Schröder, Vori, B. Gille, G. Gille. Zeitstrafen: 3-2 Schiedsrichter: Fleisch/Rieber (Ostfildern/Nürtingen). Zuschauer: 6500.