Hamburg. Die Basketballer müssen Nachhaltigkeitsziele erfüllen, um erstklassig zu bleiben. Wie der Zwischenstand auf dem Weg dorthin ist.

Welche Schuhgröße Jan Fischer hat, ist nicht bekannt. Als wurfstarker Hobbybasketballer ist der kaufmännische Leiter der Veolia Towers Hamburg zumindest flink auf den Beinen.

Welchen Fußabdruck sein Club hat, lässt der 43-Jährige gerade berechnen. An die Lizenzbedingungen der Basketball-Bundesliga ist künftig auch die Umsetzung von Maßnahmen zur Nachhaltigkeit gebunden, darunter die Ermittlung des CO2-Abdrucks.

Basketball: Hamburg Towers müssen Nachhaltigkeitsziele für Lizenz umsetzen

Bis zum 30. Juni haben die Towers in Kooperation mit dem TÜV Nord Zeit, um zu ermitteln, wie viele Emissionen durch Reisen der Spieler und des Betreuerstabs zum Training sowie zu Bundesligapartien ausgestoßen werden. Der Wert muss bis Ende 2027 um 30 Prozent reduziert werden. „Abgesehen davon haben wir beim Nachhaltigkeitscheck bereits vier von fünf Haken“, sagt Fischer.

Grundlage der Strategie der Liga sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die Vereine leiteten fünf priorisierte ab, aus denen wiederum 15 Subziele gebildet wurden.

Bundesliga-Clubs müssen zehn Ziele der Vereinten Nationen erfüllen

Acht davon gelten für alle Clubs als Muss-Ziele, zwei weitere Kann-Ziele dürfen frei gewählt werden. Diese werden von der kommenden Saison an verbindlich. Gemäß dieser Logik muss jeder Verein zehn Subziele verbindlich umsetzen. Bei Nichterfüllung drohen künftig Geldstrafen, Punktabzug und gar der Lizenzentzug.

So weit wird es bei den Towers nicht kommen. „Vieles von dem, was verlangt wird, erfüllen wir bereits, mussten dem nur eine dokumentarische Form verleihen“, sagt Fischer.

Bundesliga-Manager: „Prozess schreitet sehr gut voran"

Das bestätigt Sebastiano Provenzano, als Leiter Strategisches Marketing der Bundesliga für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen verantwortlich. „Potenzial besteht noch beim Formellen. Also bei der Dokumentation der Subziele und Prozesse, damit das Gute, das wir tun, auch nachgewiesen werden kann. Nach den bisherigen Rückmeldungen ist aber alles umsetzbar.“

Generell schreite der Prozess sehr gut voran. „Die Sorgen bei den Vereinen sind größtenteils gewichen, und man geht das Thema an allen Standorten gewissenhaft an. Sehr erfreulich ist, dass es überall einen Verantwortlichen für die Thematik gibt", sagt Provenzano. Es sei zu spüren, dass die Vereine nicht als Wettbewerber agieren, sondern das selbe Ziel verfolgen, „wenngleich mit unterschiedlicher Handschrift."

Basketballer wollen Kinder vor sexueller Gewalt schützen

Die der Towers ist seit Jahren im Stadtteil Wilhelmsburg offen sichtbar. Die Wurzeln des Vereins liegen in der Sozialarbeit, seit 18 Jahren gibt es Angebote im Kinder- und Jugendbereich.

Im Teilbereich „Gesundheit und Wohlergehen“ fokussieren sich die Hamburger im Subziel „Kinder- und Jugendschutz" auf die Prävention sexueller Gewalt. „Alle Mitarbeiter mussten einen Ehrenkodex unterzeichnen“, sagt Fischer. Zudem gibt es in Antonia Meiswinkel und Till Schuster Vertrauenspersonen, an die sich Betroffene gegebenenfalls wenden können.

Towers bieten preisgekröntes Programm „Learn4Life" an

Für das Segment „Hochwertige Bildung“ gibt es interne Workshops unter Leitung des Sozialarbeiters Noah Felk. „Künftig wollen wir auch Spieler und Fans mehr für Klimaschutzthemen sensibilisieren", sagt Fischer.

Das elfwöchige, preisgekrönte Programm „Learn4Life“ unter Leitung von Schuster ist ein weiterer wichtiger Bestandteil. Mit dem offenen und kostenlosen Angebot „BasKIDball" wird der Punkt „Weniger Ungleichheiten“ abgehakt. Zudem ist es den Towers bereits gelungen, in jeder Altersklasse mindestens eine weibliche Mannschaft zu stellen. „In diesem Bereich wollen wir mit Girls Days und Basketball-AGs weiter Mädchen zu unserem Sport holen", sagt Fischer.

Towers entwickeln mit Veolia Pfandbechersystem in Inselpark Arena

Die „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ gehen die Towers unter anderem mit dem Restaurant Wilhelms im Wälderhaus als Caterer für das VIP-Areal an. Das Lokal setzt ausschließlich auf regionale Kost.

Da die Betreiberschaft der Inselpark Arena in eigener Hand liegt, lassen sich auch hier unkompliziert Maßnahmen umsetzen. Plastik wurde bereits verbannt, Getränke werden in Bechern aus Maisstärke ausgeschenkt. Gemeinsam mit Namenssponsor Veolia soll ein Pfandbechersystem entwickelt werden.

EuroCup-Spiele zählen nicht zum CO2-Abdruck

In den CO2-Abdruck nicht einberechnet sind übrigens die Reisen im EuroCup sowie Zuschauerströme, aber auch das wollen die Towers aus Eigeninteresse erheben. Bei zu hohen Werten soll es möglich sein, anstatt auf Reduktion auf Kompensation zu setzen.

Grundsätzlich sind Hamburgs Basketballer aber auf einem sehr guten Weg. „Die Herausforderung bestand nicht darin, Angebote für die jeweiligen Bereiche zu schaffen, sondern zu schauen, was aus unseren bestehenden Portfolio zu welchem Ziel passt“, sagt Fischer.