Hamburg. Für den Hamburger Basketball-Bundesligaclub beginnt die Saison Freitagabend in Ludwigsburg. Was die Towers im Oktober alles erwartet.

Kurz vor dem Start in ihre zehnte Saison als professioneller Basketballclub, fünf davon von 2014 bis 2019 in der 2. Bundesliga ProA, kehrten Marvin Willoughby (45) und Jan Fischer (43) an ihre Wurzeln zurück. In einem eingeschossigen Flachbau auf dem Gewerbegelände an der Rotenhäuser Straße 8 begannen die heutigen Towers-Geschäftsführer, mithilfe der Benno- und Inge-Behrens-Stiftung den Verein Sport ohne Grenzen auf- und auszubauen, den sie 2006 gegründet hatten.

Das Haus, in dem heute eine Baufirma residiert, gilt als Keimzelle der Bundesligamannschaft. Kindern und Jugendlichen über Sport, speziell über Basketball Werte wie Fairness, Respekt und Toleranz zu vermitteln, trieb damals den Nationalspieler Willoughby und den Soziologen Fischer an: „Wir wollten in Wilhelmsburg einen Ort schaffen, an dem die Kids zu uns kommen können. Und im Rückblick dürfen wir sagen: Vieles, was wir uns vorgenommen hatten, ist uns auch gelungen.“

Die Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby (r.) und Jan Fischer vor dem Haus am Rotenhäuser Damm, in dem sie von 2010 an ihre Projektarbeit für den Verein Sport ohne Grenzen fortsetzten.
Die Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby (r.) und Jan Fischer vor dem Haus am Rotenhäuser Damm, in dem sie von 2010 an ihre Projektarbeit für den Verein Sport ohne Grenzen fortsetzten. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Ein Kilometer südöstlich ist zu besichtigen, was aus der privaten Initiative wurde. Statt wie anfangs geplant in einer umgebauten Lagerhalle präsentiert der 2013 gegründete Folgeverein Hamburg Towers in der ehemaligen Blumenhalle der internationalen Gartenschau, die inzwischen edel-optics.de Arena heißt, Basketball der nationalen Spitzenklasse, jetzt im fünften Jahr in der Bundesliga. Das Jubiläum soll, Stand jetzt, am 24. März in der Barclays Arena am Volkspark im Heimspiel gegen Bayern München gefeiert werden.

Towers-Cheftrainer Barloschky musste wieder neun neue Spieler integrieren

Die Ziele von einst sind um drei weitere ergänzt worden: Talente zu finden, zu fördern und sie in Hamburg zu halten. Das professionelle Umfeld dafür zu entwickeln, darin sehen Fischer und Willough­by weiter ihre Hauptaufgabe. Der logistische und finanzielle Aufwand ist auch im fünften Jahr der Erstklassigkeit nicht geringer geworden. Die Towers bleiben ein Start-up, das vor allem US-Profis als Durchgangsstation für ihre Karrieren in Europa nutzen. Drei Viertel des Spielerkaders mussten für diese Saison erneut ausgetauscht werden. In sieben Wochen Vorbereitung hatte Cheftrainer Benka Barloschky neun Neue zu integrieren.

„Der Prozess wird wohl erst gegen Ende der Spielzeit abgeschlossen sein“, ahnt der 35-Jährige. Was ihn positiv stimmt: „Die Mannschaft hat eine hervorragende Arbeitseinstellung. Alle Spieler kommen überpünktlich zum Training, verbringen sehr viel Zeit miteinander. “ Und: „Wir werden jeden Tag besser“, sagt Barloschky, der weiß, dass über allen Fort- und Entwicklungsschritten Ergebnisse stehen. Mit denen wollen die Hamburger am heutigen Freitag (20 Uhr/Dyn) in Ludwigsburg beginnen. Die Herausforderung könnte nicht größer sein. Die Riesen sind das einzige Bundesligateam, gegen das die Towers noch nie gewonnen haben: Die Bilanz: neun Spiele, neun Niederlagen.

Veolia Towers Hamburg haben im Monat Oktober sechs Heimspiele in Wilhelmsburg

Überhaupt hat es der Saisonstart in sich: Am Sonntag (17 Uhr), 43 Stunden und eine nächtliche Busfahrt aus dem 650 Kilometer entfernten Stuttgarter Vorort später, folgt gegen die Würzburg Baskets das erste Heimspiel, bevor am Mittwoch (18 Uhr/MagentaSport) in Riga der erste Auftritt im EuroCup ansteht. Gegner ist der ostukrainische Club Prometey Slobo­zhanske, der seine Heimspiele in der lettischen Hauptstadt austrägt. In der vergangenen Saison schieden die Towers gegen Prometey im Achtelfinale des EuroCups aus. Die Woche wird abgerundet mit dem Gastspiel der Towers am übernächsten Sonntag (17 Uhr) bei Bayern München. „Das Programm ist eine Challenge für uns alle, für Spieler und Trainer, weil wir alle zwei Tage das Team auf einen neuen Gegner vorbereiten müssen. Aber wir wollten das ja genau so haben“ sagt Barloschky.

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Mit einem Saisonetat von weiter rund 5,5 Millionen Euro rangieren die Towers im Mittelfeld der Liga, mit einem Platz in den neuen Play-ins, Rang sieben bis zehn, wären am Ende wahrscheinlich alle einverstanden. In den vergangenen vier Bundesligajahren kämpften die Towers zweimal gegen den Abstieg, schafften 2020/21 und 2021/22 unter dem spanischen Trainer Pedro Calles als Tabellensiebter zweimal die Play-offs.

Towers: In der Bundesliga und im Pokal muss immer ein Ausländer auf die Tribüne

Für Erstligasaison Nummer fünf stehen Barloschky 15 Spieler, darunter sieben Importprofis zur Verfügung, von denen in Bundesliga und Pokal sechs eingesetzt werden dürfen. Das Problem entstand, weil die erhoffte Einbürgerung des US-Kapitäns Seth Hinrichs (30) bisher scheiterte. Der Trainer will nun jedes Mal am Vorabend der Spiele entscheiden, welcher Ausländer auf die Tribüne muss. Theoretisch hätte er dafür bis 90 Minuten vor dem Tip-off Zeit.

Für das Heimspiel gegen Würzburg sind bislang 2800 der 3400 Eintrittskarten verkauft. Die Tageskasse öffnet am Sonntag um 16 Uhr, online gibt es Tickets bis zum Spielbeginn. „Waren vor Corona 80 Prozent der Karten in der ersten Stunde vergriffen, ist das Kaufverhalten in den vergangenen zwei Jahren deutlich kurzfristiger geworden“, sagt Geschäftsführer Fischer. Auch setzten die Towers mit 940 diesmal sechs Prozent weniger Dauerkarten ab. Hinzu kommt: Im Monat Oktober spielen sie gleich sechsmal zu Hause.