Hamburg. Der Österreicher startet mit seinem neuen Team in die Saisonvorbereitung. Darauf legt der der Neu-Hamburger besonders viel Wert.
Die Saisonplanung einer Basketballmannschaft ist immer auch ein bisschen Kunst. Keiner Stilrichtung zuzuordnen, eher Freistil. So weiß Benka Barloschky, Co-Trainer der Veolia Towers Hamburg, noch nicht exakt, wie das Endergebnis der Vorbereitung des Bundesligisten, die an diesem Sonnabend beginnt, aussehen soll. „Wir stellen den Spielern unsere Ideen von Angriff und Verteidigung vor, zeigen ihnen das gesamte Bild. Anschließend wischen wir alles weg und beginnen, das über die kommenden Wochen ganz detailliert aufzumalen“, sagt der 34-Jährige, der den Wilhelmsburgern seit sieben Jahren assistiert, und grinst dann. „Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass solche Pläne schön und gut sind, sich im Verlauf der Vorbereitung aber herauskristallisiert, welche davon umsetzbar sind. Alles ist lebendig, sonst wäre der Beruf langweilig.“
Veolia Hamburg Towers suchen noch Verstärkung
Lebendig ist selbst noch die Zusammenstellung des Teams. Mindestens einen Akteur – nach Abendblatt-Informationen einen wurfstarken Flügelspieler – möchte Cheftrainer Raoul Korner noch unter Vertrag nehmen. Die Nationalspieler Jonas Wohlfarth-Bottermann (32) und Ziga Samar (21/Slowenien) fehlen, bis sie entweder aus dem Kader für die EM (1. bis 18. September) in Deutschland gestrichen werden oder bei den Titelkämpfen ausscheiden.
Dafür möchte Korner zunächst Akteure aus der U-19-Bundesligamannschaft der Towers integrieren. „Das kann ein Ansporn für die Jüngeren sein, dass sie sehen, die Chance auf Profibasketball bei uns besteht, und es kann manchmal schnell gehen“, so der Österreicher.
Eine spannende Personalie dabei sei Leif Möller. Der 19-Jährige kann sich nach geschafftem Abitur erstmals in Vollzeit auf Basketball konzentrieren. „Das ist ein interessantes Jahr, weil wir sehen können, in welche Richtung es bei ihm geht. Wir werden ihm Möglichkeiten bieten, aber nichts versprechen“, sagt Barloschky.
Den Beweis, erfolgreichen Basketball spielen zu können, muss auch Aufbauspieler Kendale McCullum (26) antreten, der von Absteiger Gießen 46ers gekommen ist. „Wenn er schon mehrfach abgestiegen wäre, würde ich, all seiner guten persönlichen Statistiken zum Trotz, die Finger von ihm lassen. Aber zuvor hat Kendale stets für siegreiche Clubs gespielt. Vor allem hat er einen einwandfreien Charakter, dem Kriterium, bei dem ich niemals Abstriche machen würde“, sagt Korner.
Warum Trainer Korner den EuroCup mit gemischten Gefühlen sieht
Stichwort Rekrutierung: Die Teilnahme am EuroCup hilft den Hamburgern hierbei. Vor allem US-amerikanische Akteure sind gewillt, auf ein üppigeres Gehalt zu verzichten, um sich auf internationaler Bühne ins Schaufenster zu stellen – und bei starken Leistungen im Folgejahr andernorts das Dreifache zu verdienen. „Beim Verpflichten hilft’s, bei der Durchführung schadet der EuroCup“, so Korner angesichts der Doppelbelastung. Allerdings sei sein Team zum Saisonende hin dadurch auch eingespielter.
Ein Problem bei der Zusammenstellung seines Kaders musste der 48-Jährige dennoch feststellen. Wegen der Pandemie werden in der US-Spitzenliga NBA zunehmend Kurzzeit- und Minimalverträge an Ergänzungsspieler vergeben für den Fall, dass Stammkräfte coronabedingt ausfallen. „Das dörrt den US-Markt zunehmend aus“, berichtet Korner, der in der ersten Trainingswoche nur kontaktloses Training ansetzt. Zur Sache geht es erstmals im Trainingslager von 17. bis 24. August im polnischen Breslau, ehe die Towers wieder in ihr Trainingszentrum an der Wandsbeker Zollstraße zurückkehren.
Veolia Towers Hamburg wollen neue Trainingshalle beziehen
Hier werden sie bis zum Saisonstart am 28. September bei Meister Alba Berlin ihre Vorbereitung, inklusive der beiden in Hamburg ausgetragenen von insgesamt acht Testspielen, absolvieren. Der Bezug einer besser gelegenen und permanent verfügbaren Trainingshalle in Harburg ist jedoch in Vorbereitung.
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Die Kunst einer Saisonvorbereitung mag eine ungenaue sein. Darüber, wie man Mannschaften zusammenstellt und führt, weiß Korner genau Bescheid. Mehrfach hat er in der Vergangenheit dazu Unternehmen beraten. Aber das muss warten. Am Sonnabend stand Raoul Korner nur für einen Termin zur Verfügung: Dafür, das Bild einer erfolgreichen Saison zu malen.