Hamburg. Hamburger verlieren auch das zweiten Spiel in Bonn. Derweil gibt es eine überraschende Wende, wer Calles' Nachfolger werden könnte.

Sie stemmten die Hände in die Hüften, schüttelten enttäuscht die Köpfe, starrten mit leeren Blicken an die Hallendecke. Die Basketballer der Hamburg Towers haben auch das zweite Play-off-Viertelfinale mit 81:89 (26:15, 20:22, 16:29, 19:23) bei den Telekom Baskets Bonn verloren, liegen nach der Last-Second-98:100-Niederlage nach Verlängerung vom Freitagabend in der Best-of-5-Serie mit 0:2 zurück. Das dritte Spiel steht am Freitag (19 Uhr) in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena an.

Um sich noch ins Halbfinale zu werfen, müssten die Towers die nächsten drei Begegnungen gewinnen. Unmöglich scheint das nicht, waren sie doch in Bonn in fünf der neun Spielabschnitte die bessere Mannschaft. „Wir sind noch nicht k. o.“, sagte Trainer Pedro Calles. „Wir müssen jetzt nur über die gesamte Spieldauer konsequenter verteidigen.“ Mit 21 Punkten war Flügelspieler Jaylon Brown erneut bester Hamburger Werfer.

Wie im Auftaktmatch gehörten die ersten zehn Minuten den Towers. Kapitän Max DiLeo glänzte dabei in Abwehr und Angriff, hechtete für eine Balleroberung sogar über die Werbebande. 12:2 führten die Hamburger nach drei Minuten, 26:15 zum Ende des Viertels. Der Vorsprung hätte weit höher ausfallen können, hätten die Towers von der Freiwurflinie konzentrierter agiert. Gleich zehn Würfe gingen daneben, wobei Maik Kotsar keinen seiner fünf Versuche verwandelte, erst sein siebter im zweiten Viertel saß. Die Bonner dagegen trafen kaum aus dem Feld, 14 von 16 ihrer Schüsse verfehlten das Ziel.

Bonns MVP zu stark für die Towers

Im zweiten Viertel arbeiteten beide Teams an ihren Schwächen, die Towers netzten mehr Bälle von der Freiwurflinie ein, die Bonner mehr aus den Distanzen. Die Hamburger verteidigten weiter aggressiv, spielten strukturierter, mannschaftsdienlicher als die Bonner, nutzten ihre Balleroberungen zu erfolgreichen schnellen Gegenstößen (Fastbreaks), auf der anderen Seite standen zur Halbzeit elf Ballverluste (am Ende 19), sechs mehr als bei den Bonnern (insgesamt elf).

In der Auftaktbegegnung hatten die Statistiker nach 45 Minuten neun technische Fehler mehr bei den Towers gezählt, die das Spiel letztlich zugunsten der Bonner entschieden. In die zweite Halbzeit starteten die Hamburger mit drei Ballverlusten, trafen im Angriff schlechte Entscheidungen, griffen sich in Offensive und Defensive kaum noch Rebounds, während sich bei Bonn Bundesliga-MVP Parker Jackson-Cartwright warmschoss, nicht zu verteidigen war, zwei Dreier in Folge verwandelte. Skyler Bowlin traf den nächsten zum 56:55, der ersten Bonner Führung in der 26. Minute. 16:29 verloren die Towers die dritten zehn Minuten und die Kontrolle über ein lange souverän geführtes Spiel.

Und Besserung zeichnete sich im Schlussabschnitt nicht ab. Caleb Homesley (15 Punkte) knickte in der 32. Minute ohne Gegnerkontakt mit dem rechten Fuß um, humpelte vom Feld, kam aber 90 Sekunden später mit neuem Schuh und kurz danach mit einem Dreier zum 78:79 (37. Minute) zurück. Bonn hatte schon 79:72 geführt. Zur Wende reichte es nicht. Die Bonner wirkten frischer, und als Jackson-Cartwright 90 Sekunden vor Schluss seine nächsten drei seiner insgesamt 41 Punkte zum 87:78 erzielte, war die Hoffnung der Towers auf eine finale Wende endgültig dahin.

Wird Calles' Assistent sein Nachfolger?

In der Frage, wer Calles’ Nachfolger bei den Towers wird, gibt es neue Wendungen. Nach Informationen des Basketball-Magazins „BIG“ favorisieren die Hamburger eine interne Lösung. Der bisherige Co-Trainer Benka Barloschky soll demnach auf den Chefposten aufrücken. Der 34-Jährige wechselte 2015 als Trainer des Regionalligaclubs VfL Stade zu den Towers, wurde in der 2. Bundesliga ProA Assistent Hamed Attarbashis, den er Mitte Februar 2018 nach einer Niederlagenserie als Cheftrainer für vier Monate beerbte.

Schon vor vier Jahren erkannte Sportchef Marvin Willoughby in dem gebürtigen Bremer das Potenzial, bei den Towers eine führende Rolle übernehmen zu können. „Wir wollen nicht nur Spieler aus der eigenen Jugend, sondern auch Trainer aus den eigenen Reihen entwickeln“, sagte Willoughby damals.

Benka Barloschky (34) arbeitet seit 2015 bei den Towers. Wird er nun Cheftrainer?
Benka Barloschky (34) arbeitet seit 2015 bei den Towers. Wird er nun Cheftrainer? © Witters

Warum Calles nach Oldenburg geht

Calles wiederum scheint sich mit Ligakonkurrent EWE Baskets Oldenburg einer Einigung zu nähern. Dass er innerhalb der Bundesliga wechselt, die Hamburger nicht wie von ihm zunächst geplant Richtung Spanien verlässt, könnte finanzielle Gründe haben.

Die Oldenburger sind mit dem ortsansässigen Energieversorger EWE als Namensgeber in der Lage, einen hochkarätigen Kader nach Calles’ Vorstellungen zusammenzustellen, während die Towers nach dem wahrscheinlichen Rückzug ihres Hamburger Hauptsponsors VTG (Eisenbahn-Logistik) bisher keine größere Budget-Erhöhung planen, sich daher nach krea­tiven Lösungen umschauen. Barloschky wäre so eine. „Es ist noch nichts entschieden“, sagt Willoughby, „jetzt spielen wir erst mal die Play-offs.“

Play-off-Viertelfinale (best of 5), 1. Spiel: Bonn – Hamburg 100:98 n. V., Berlin – Bamberg 114:89, München – Chemnitz 77:53, Ludwigsburg – Ulm 104:99 n. 2 V.; 2. Spiel: Bonn – Hamburg 89:81, Berlin – Bamberg, München – Chemnitz, Ludwigsburg – Ulm Di., 19 Uhr.