Hamburg. Ehemaliger Trainer der Hamburger analysiert die neue Saison in der Basketball-Bundesliga, die an diesem Freitag beginnt.
Es gibt derzeit wahrlich schlimmere Orte, um auf ein Jobangebot zu warten. Als das Abendblatt Mike Taylor erreicht, sitzt er in seinem Haus in Ponte Vedra Beach in Florida. „Es ist mit 24 Grad angenehm warm. Aber heute ist es mal etwas regnerisch und grau. Das kenne ich ja noch gut aus Hamburg“, scherzt der US-Amerikaner, der die Hamburg Towers 2019 zum Aufstieg in die Basketball-Bundesliga (BBL) geführt und im Sommer 2020 kein neues Vertragsangebot erhalten hatte.
Die Enttäuschung über sein Aus in Hamburg ist immer noch herauszuhören. Der 48-Jährige, der aktuell keinen Club trainiert und sich ausschließlich auf seinen Job als polnischer Nationaltrainer fokussiert, blickt dennoch voller Vorfreude auf die neue BBL-Saison, die an diesem Freitag beginnt. „Wegen der Corona-Pandemie wird es eine besondere Saison. Ohne Zuschauer, immer wieder Spiele, die ausfallen können. Ich finde aber, dass die BBL einen fantastischen Job macht, wenn man sieht, dass sie ein Konzept erstellt hat, das es erlaubt, den Ligabetrieb trotz der Pandemie zu starten“, lobt Taylor.
Gleich am ersten Spieltag fallen zwei Partien aus
Am Donnerstag wurde bekannt, dass gleich am ersten Spieltag zwei Partien ausfallen. Bei Medi Bayreuth, das Sonnabend gegen die Telekom Baskets Bonn hätte antreten sollen, endet die Quarantäne erst an diesem Freitag, nachdem es zwei Covid-19-Fälle im Kader gegeben hatte. Wegen der Kürze der Vorbereitung auf die Partie stimmte die BBL einer Verschiebung zu. Auch die Begegnung der Gießen 46ers gegen den Mitteldeutschen BC kann nicht stattfinden, nachdem ein namentlich nicht genannter Profi positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde. Die Gießener Mannschaft muss für zwei Wochen in Quarantäne. Deshalb wird auch die Partie bei den Towers verlegt. Sie war für den 15. November in Wilhelmsburg angesetzt. Zudem ist die Austragung des Spiels Alba Berlin gegen die Frankfurt Skyliners gefährdet.
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Die Crailsheim Merlins müssen gegen die Chemnitz Niners auf ihren Coach Tuomas Iisalo (38) verzichten, der sich in häuslicher Quarantäne befindet, nachdem er Kontakt zu einem positiv Getesteten hatte. „Das wird uns die Saison über begleiten. Die Clubs tun alles, um sich zu schützen, aber eine Garantie gibt es nicht“, sagt Taylor.
Eine Titelgarantie hat auch niemand. Die Favoritenrolle, daraus macht der Ex-Towers-Trainer keinen Hehl, teilen sich in der Spielzeit 2020/21 der FC Bayern und Titelverteidiger Alba Berlin. „Ich erwarte hinter diesem Duo eine ausgeglichene Liga. Es wird eine Überraschungsmannschaft geben, die in der Lage ist, die Großen zu ärgern. Mir gefällt beispielsweise Ulm sehr“, meint Taylor, der glaubt, dass die Umstände der Corona-Pandemie tabellarisch nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Ich denke nicht, dass Corona am Ende ein Faktor im Titelkampf wird. Es ist weniger Geld im Markt, die Kader sind nicht mehr so tief, aber am Ende wird das Team erfolgreich sein, das am besten seine Ausfälle kompensieren kann“, sagt Taylor.
"Die Erwartungshaltung im vergangenen Jahr war zu hoch"
Intensiv wird der Coach seinen ehemaligen Arbeitgeber beobachten. Das personell runderneuerte Team, das am Sonntag (15 Uhr, sportdeutschland.tv) gegen Brose Bamberg spielt, gilt bei Experten als Play-off-Kandidat. „Da sollte man vorsichtig sein. Die Erwartungshaltung im vergangenen Jahr war zu hoch und einfach nicht realistisch“, sagt Taylor. „Ich hoffe, dass man intern daraus gelernt hat. Es gibt viele neue Spieler, die zusammenfinden müssen. Die Towers hatten in der Vorbereitung viele Verletzte, aber trotzdem gute Testspielresultate. Ich denke, dass es in erster Linie darum geht, in der Liga zu bleiben.“
Bei den Towers gab es am Freitag gute und schlechte Nachrichten. Während Center-Talent Hendrik Drescher (20) mit einem Kreuzbandriss wohl bis zum Saisonende ausfällt, wurde Toptalent Justus Hollatz (19) von Bundestrainer Henrik Rödl (51) für die EM-Qualifikationsspiele gegen Montenegro (27. November) und Frankreich (29. November in den erweiterten Kader berufen. „Ich liebe Justus. Die zwei Jahre mit ihm haben unheimlich viel Spaß gebracht. Er hat noch viel Arbeit vor sich, aber sein Spielverständnis, seine lernwillige Art und seine Größe als Point Guard werden ihn weit bringen. Ich freue mich sehr über die Nominierung“, sagt Taylor.