Hamburg. Am Montag startet der Aufsteiger aus Hamburg in sein Bundesliga-Abenteuer. Einer weiß ganz besonders, worauf es in München ankommt.

Sonntagabend um 18 Uhr begann für die Hamburg Towers am Flughafen Fuhlsbüttel das Unternehmen Bundesliga. Erstmals in ihrer fünfjährigen Geschichte flog die Mannschaft zu einem Punktspiel.

Nach der Ankunft in München hatte Trainer Mike Taylor im Hotel eine weitere Taktikbesprechung anberaumt. Montagmorgen folgt dann im Audi Dome das Einwerfen auf die fremden Körbe und Bretter. Tip-off für die Erstligapremiere beim deutschen Basketballmeister FC Bayern München ist um 20.30 Uhr (kostenpflichtiger Livestream­ bei Magenta Sport).

Towers-Delegation reist hinterher

„Das erste Bundesligaspiel ist schon ein besonderer Moment. Da lässt du alles noch mal Revue passieren, was in den vergangenen Jahren so geschehen ist, die schwierigen Anfänge, der Aufstieg Ende April in Chemnitz, die Meisterfeier vier Tage danach gegen Nürnberg“, sagt Sportchef Marvin Willoughby. Er fliegt mit Hauptgesellschafter Tomislav Karajica, zwölf Geschäftsstellenmitarbeitern und seinem Geschäftsführerkollegen Jan Fischer heute dem Team hinterher.

„Von zehn Spielen gegen die Bayern gewinnst du vielleicht eins. Aber am Anfang der Saison sind die Chancen oft größer als später“, sagt Willoughby. Die Bayern waren erst Mitte vergangener Woche von einem PR-Trip nach Miami (Florida) und Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, zurückgekehrt, hatten das erste Mal am Donnerstag wieder in München trainiert.

Taylors Towers fühlen sich bereit

Für die Towers endet heute Abend ihre achtwöchige Saisonvorbereitung, in der sie zwölf Testspiele bestritten, das erste davon bei Kooperationspartner SC Rist Wedel (2. Bundesliga Nord ProB). Acht gewannen sie, darunter zwei der fünf Begegnungen gegen Bundesligakonkurrenten.

„Die Mannschaft hat sich in dieser Zeit enorm entwickelt, hat die erhofften Fortschritte gemacht und ist als Team zusammengewachsen. Wir sind bereit“, sagt Taylor (47), der nach der WM in China, dort coachte er die Nationalmannschaft Polens, erst Mitte September wieder in die tägliche Arbeit einstieg. Co-Trainer Benka Barloschky (31), zugleich seit dieser Saison Chefcoach in Wedel, hatte ihn bis dahin vertreten.

Was die Towers in München erwartet, weiß Marvin Ogunsipe nur zu genau. Der 23-Jährige wurde mit den Bayern 2018 und 2019 Meister und ist an die Towers – ohne Kaufoption – nur verliehen. „Es ist schön, ihn zu haben, das zeigt aber auch die Kräfteverhältnisse in der Liga“, sagt Willoughby. „Wenn die Bayern irgendwann keinen Spieler mehr an uns verleihen sollten, haben wir uns in der Bundesliga etabliert.“

Towers-Kluft zu den Bayern ist zu groß

Flügelspieler Ogunsipe, Vater Nigerianer, Mutter Österreicherin, seit September 2018 auch im Besitz eines deutschen Passes, kam in der vergangenen Saison für die Bayern in 27 Bundesligaspielen zum Einsatz, im Schnitt 6:57 Minuten pro Partie, und erzielte 43 Punkte. „Die Bayern haben von der Qualität her den besten Kader der Bundesliga, sind auf jeder Position doppelt bis dreifach besetzt. Es gibt keine Schwachpunkte. Da muss schon 40 Minuten lang bei uns alles stimmen, da darf keine Sekunde die Konzentration nachlassen, wir müssen Herz und Leidenschaft zeigen, alles muss optimal laufen, wenn wir eine Chance haben wollen“, sagt Ogunsipe.

Hoeneß führte Bayern-Basketballer nach oben

Was den gebürtigen Wiener an seinem Stammverein besonders beeindruckt, „ist die Professionalität, die im Club herrscht“. Die Spieler können sich auf Basketball konzentrieren, im Hintergrund wird vom Management und den Mitarbeitern alles für sie gemacht. Ohne Präsident Uli Hoeneß (67), sagt Ogunsipe, „stünden die Bayern-Basketballer nicht da, wo sie jetzt sind, an der deutschen Spitze“.

Dass sie es aber in der EuroLeague, einer Art Vereins-Europameisterschaft mit künftig 18 Teams, wie bisher alle anderen deutschen Clubs nicht in die Play-offs der besten acht geschafft haben, werde wohl weitere Anstrengungen auslösen. „Die Bayern wollen auch in Europa zu den Topteams gehören“, sagt Ogunsipe. Mit rund 25 Millionen Euro ist der Etat bereits heute etwa fünfmal höher als der der Towers. Und die Kluft wird weiter wachsen.

Ogunsipe ist mit Alaba befreundet

Die Münchner Fußballprofis, sonst oft Gast im Audi Dome, werden das Spiel gegen die Towers verpassen. Sie sind auf Dienstreise nach London zum Champions-League-Spiel bei den Tottenham Hotspurs. Mit seinem österreichischen Landsmann David Alaba ist Ogunsipe seit seiner Kindheit befreundet, beide Eltern kennen sich seit 30 Jahren.

„Als ich mit 18 nach München kam, hat sich David immer um mich gekümmert“, sagt Ogunsipe. Überhaupt sei der FC Bayern eine große Familie. Aber auch die Zusammengehörigkeit bei den Towers habe ihm von Beginn an imponiert. „Wir sind ein sehr gutes Team“, sagt er.