Hamburg. Hamburger Basketballer gewinnen zweites Play-off-Halbfinale der 2. Bundesliga gegen Chemnitz mit der Schlusssirene 81:78.

Sportsenator Andy Grote hatte per Twitter vor der Begegnung „viel Glück“ gewünscht und angekündigt, man werde sich am Sonntag zum vierten Duell sehen. Er sollte recht behalten. Im zweiten Spiel der Play-off-Halbfinalserie der 2. Basketball-Bundesliga schafften die Hamburg Towers in einem Match voller Aufs und Abs mit 81:78 (16:22, 19:19, 17:10, 29:27) den ersten Erfolg gegen die Niners Chemnitz und glichen damit zum 1:1 nach Siegen aus. Drei sind zum Aufstieg in die Bundesliga nötig. Spiel drei folgt am Freitag (19.30 Uhr) in Chemnitz, das vierte Treffen ist für Sonntag um 17 Uhr wieder im Inselpark angesetzt. Center Jannik Freese war mit 19 Punkten bester Schütze der Towers.

„Das war ganz wichtig für den Kopf. Wir haben viele kritische Situationen überstanden und am Schluss die Nerven behalten. Jetzt ist alles möglich“, sagte Towers-Sportchef Marvin Willoughby.

Während die 3400 Zuschauer in der erneut ausverkauften Wilhelmsburger Edel-optics.de-Arena von der ersten Sekunde an alles gaben, trommelten, schrien, rhythmisch klatschten, setzten die Towers zunächst damit fort, womit sie bei der 81:87-Niederlage am Ostersonnabend in Chemnitz aufgehört hatten: mit Fehlwürfen und technischen Fehlern. Die ersten acht Angriffe der Hamburger führten zu keinem Korb, und als der zuletzt schwächelnde Topscorer Andrew Barham nach 4:06 Minuten das erste Mal den Ball in die richtige Flugbahn steuerte, lagen die Niners schon 8:0 in Front. Aber selbst dieser Treffer hauchte den Hamburgern vorerst kein neues Selbstbewusstsein ein, die Sachsen zogen auf 14:4 davon.

Towers bringen Dramatik ins Spiel

Nun sind zehn Punkte Vorsprung im Basketball ein Wimpernschlag, und wer sollte das besser wissen als die Towers, die zuletzt in Chemnitz im letzten Viertel ebendiesen Vorsprung verworfen hatten. Und so verschaffte der eingewechselte Max Montana mit dem ersten gelungenen Dreipunktewurf zum 7:14 einen Stimmungsumschwung, den seine Kollegen vorübergehend aufnahmen. Es blieb in dieser Phase allerdings ein kurzes Zwischenhoch. Am Ende der ersten zehn Minuten hatten die Towers beim Stand von 16:22 wenigstens etwas von ihrem Rückstand wettgemacht.

Die Aufholjagd setzten sie dann im zweiten Spielabschnitt fort – zwischenzeitlich mit mehr Erfolg. Die Verteidigung konnte jetzt wiederholt den Kombinationsfluss der Chemnitzer stoppen, Spielmachertalent Justus Hollatz, der erneut eine ganz starke Vorstellung bot, sorgte im Angriff für mehr Struktur, und als Center Freese in der 14. Minute zwei Freiwürfe zum 26:26 verwandelte, waren ihm die Ovationen von der Tribüne gewiss. Doch an diesem Abend schienen selbst diese Erfolgserlebnisse die Towers nicht sofort auf die rechte Bahn zu führen.

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Der Einsatz stimmte zwar, aber immer noch nicht die Justierung der Würfe, einige berührten nicht einmal den Ring, was selbst in der Zweiten Bundesliga die Ausnahme ist. Der Rückstand zur Halbzeit (35:41) blieb bei sechs Punkten, ernüchternd war zu diesem Zeitpunkt die Reboundbilanz. Die Chemnitzer griffen sich mehr als doppelt so viele Abpraller vom Korb (23:11). Die freundlichere Schlussstatistik von 37:32 für die Niners war dann auch Indiz der folgenden Leistungssteigerung der Wilhelmsburger.

Da die Chemnitzer ebenfalls keineswegs souverän auftraten, blieb die Auseinandersetzung nicht nur spannend, die Towers brachten nun zusätzliche Dramatik ins Spiel, und die war nach dem Geschmack ihrer Fans. Wieder war es Abiturient Hollatz, der seine Kollegen vorteilhaft in Szene setzte, und als Beau Beech die Hamburger in der 24. Minute zum 44:43 erstmals mit einem Korbleger in Führung warf, wurde es in der Halle laut, lauter, am lautesten. Ihre knappe Führung behauptete die Towers bis zum Ende des dritten Viertels (52:51).

Beech trifft mit der Schlusssirene

In den finalen zehn Minuten bauten sie ihren Vorsprung erst mal weiter aus, über 64:55 zum 68:59 (35.). Wer aber glaubte, das Spiel sei jetzt entschieden, kennt Basketball nicht. Mit drei erfolgreichen Dreipunktewürfe in den letzten 80 Sekunden, der letzte des Trios zehn Sekunden vor Schluss, glichen die Chemnitzer zum 78:78 aus. Dem Entsetzen unter den Towers-Fans sollte aber Beech im Gegenzug ein Ende bereiten. Mit der Schlusssirene landete sein Wurf von der rechten Außenlinie im Korb – 81:78. Spitze Schreie hallten durch die Arena, es gab Ovationen und Towers-Trainer Mike Taylor riss beide Arme in die Höhe.

„Die Jungs haben eine unglaubliche Moral und Widerstandskraft gezeigt“, sagte der US-Amerikaner später. „Unser Traum vom Bundesliga-Aufstieg lebt. Wir haben uns bewiesen, dass wir die Chemnitzer schlagen können. Das wird eine ganz spannende Serie.“ Am Schluss sei ein bisschen Glück dabei gewesen, „aber das haben uns erarbeitet. In den Play-offs wird nicht der beste Basketball gespielt, hier sind vor allem mentale Qualitäten gefragt. Und die haben wir.“