Hamburger Basketballer gewinnen in Rostock Spiel vier der Viertelfinalserie. Reicht diese Leistung gegen Chemnitz?

Rostock. Marvin Willoughby konnte sein Glück kaum fassen. Als die Schlusssirene ertönte, und der 91:85 (47:48)-Sieg der Hamburg Towers gegen die Rostock Seawolves perfekt war, stürmte der Geschäftsführer und Gesellschafter auf das Parkett, herzte Toptalent Justus Hollatz leidenschaftlich und lief laut jubelnd mit zwei hochgereckten Fäusten zu den 50 mitgereisten Fans, die mit „Halbfinale, Halbfinale, hey, hey“-Sprechchören die Stadthalle Rostock beschallten.

Durch den dritten Sieg in der Best-of-5-Serie machten die Wilhelmsburger Basketballer den ersten Halbfinaleinzug der jungen Clubgeschichte perfekt. Ab Karsonnabend treffen die Hamburger auf den Hauptrundenmeister Chemnitz 99ers. „Ich bin überwältigt und einfach super glücklich“, sagte der 41-Jährige mit Tränen in den Augen. „Die Mannschaft hat bis zum Ende gekämpft. Das werden wir auch in Chemnitz machen und ich glaube, es gibt ein, zwei Verantwortliche, die sich nicht gerade auf uns freuen. Wir sind jetzt mal der Underdog, aber das ist doch geil“, sagte Willoughby.

Über 40 Minuten lieferten sich beide Teams eine Nervenschlacht, in der sich vor allem der bisher so enttäuschende Spielmacher Carlton „Scootie“ Guyton als Führungsspieler hervortat. Mit 29 Punkten war der US-Amerikaner Topscorer. So gut hatte der Guard bisher noch nie aufgetrumpft. „Ich hatte nie Zweifel an mir: Ich bin glücklich aber noch nicht zufrieden. Es war nur ein Zwischenschritt für uns als Team. Wir haben ein großes Ziel“, sagte der 28-Jährige nach seiner Galavorstellung.

Hamburg Towers müssen sich steigern

Und das heißt mehr denn je: Bundesliga. Zwischenzeitlich sah es aber eher so aus, als würde es Mittwoch ein fünftes Spiel in Hamburg geben. Die Towers begannen wie zuletzt immer auswärts fahrig und unkonzentriert. Aber das Taylor-Team ließ sich nicht frustrieren und zeigte jene mentale Stärke, die nötig war, um ins Halbfinale einzuziehen. „Wir haben als Team viel durchgemacht. In der Schlussphase haben wir uns noch einmal gesammelt und wichtige Spielzüge am Ende durchgezogen. Ich bin unglaublich stolz, wie die Mannschaft das hier heute gemacht hat“, lobte Taylor, dessen Fokus bereits auf Chemnitz liegt.

Doch die Partie in Rostock offenbarte auch, dass sich die Towers steigern müssen, um gegen den bisher so dominanten Hauptrundensieger Chemnitz zu bestehen. Vor allem die erneut enttäuschende Leistung von Topscorer Andrew Barham (drei Punkte) und Beau Beach (Acht Zähler, 25 Prozent Trefferquote) gibt Rätsel auf. Die Towers haben den Weg ins Halbfinale geschafft, ohne konstante Leistungen ihrer beiden Topstars zu bekommen. „Aber es springt immer jemand anders ein. Es wird schwer, für Chemnitz, sich auf uns einzustellen. Das wird eine heiße Serie“, sagt Guard Malik Müller.

Und genau deshalb hielten sich die Feierlichkeiten innerhalb der Mannschaft auch in Grenzen. Nachdem die Mannschaft mit den mitgereisten Fans kurz gefeiert haben, rief Kapitän Achmadschah Zazai sein Team zusammen. „Es waren tolle Worte, die er gesagt hat. Das zeigt, dass die Jungs schon nach vorne schauen“, sagte Trainer Taylor.

Jetzt soll der Aufstieg folgen

Am Sonnabend steigt in Chemnitz das erste Halbfinalduell. „Auf dem Papier sind wir vielleicht der Underdog, in meinem Herzen aber nicht. Wir glauben an uns und wollen mehr“, sagte Guyton, der nicht auf dem Platz, sondern auch vor den Mikrofonen die Richtung vorgab.

Die Verantwortlichen der Towers haben bereits vor dem Spiel ihre Hausaufgaben gemacht. Zum ersten Mal in der Clubgeschichte reichten die Wilhelmsburger die umfangreichen Lizenzunterlagen, zu denen unter anderem ein erwarteter Haushaltsplan gehört, für die Basketball-Bundesliga (BBL) in Köln ein. Die Frist endete am Montagabend um Mitternacht. Auch für die 2. Bundesliga ProA haben die Türme alle benötigten Dokumente vorgelegt. Am 9. Mai fällt der Lizenzausschuss die Entscheidung, ob die Spielgenehmigung erteilt wird.

Doch zuvor müssen die Towers erst einmal die Finalrunde in der ProA erreichen. Diesem Ziel sind die Towers nach dem leidenschaftlich erkämpften Sieg bei den Rostock Seawolves einen kleinen Schritt nähergekommen.