Hamburg. Bei den Towers fehlte ihnen in der Zweiten Liga die Perspektive – drei sind jetzt in Klasse eins angekommen.

Der Weg ist noch weit, doch die Richtung scheint wieder zu stimmen bei den Zweitliga-Basketballern der Hamburg Towers. Nach den Siegen in Rostock (74:68) und gegen Karlsruhe (80:72) bleibt ihr Ziel in Wurfweite: der Sprung in die Erste Bundesliga. Mit dem Aufstieg hofft Sportdirektor Marvin Willoughby endlich auch den Weggang eigener Talente stoppen zu können, die Jahr für Jahr ihre Heimatstadt verlassen. „Wenn wir unsere Hamburger Jungs halten wollen, müssen wir in die Bundesliga“, sagt der ehemalige Nationalspieler.

Wer sich beim heutigen Towers-Gegner, dem Tabellenletzten Baunach Young Pikes (19.30 Uhr, airtango.live), den Kader des Bamberger Farmteams anschaut, findet einen Basketball-Auswanderer, der seine sportliche Perspektive seit zweieinhalb Jahren 600 Kilometer südlich in Franken sucht: Louis Olinde (20), eines der größten deutschen Talente, einst für den Nachwuchs der Towers und Kooperationspartner SC Rist Wedel auf Korbjagd. Der 2,05 Meter große Flügelspieler steht zwar weiter auf dem Meldebogen der „Jungen Hechte“, er dribbelt seit dieser Saison jedoch ausschließlich für das Bundesliga-Schwergewicht Brose Bamberg national und international übers Parkett.

Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten

Seit seinem Abschied 2016 hat sich einiges getan im Leben des früheren Winterhuders: Vergangenen Sommer holte Olinde mit der deutschen U 20 Bronze bei der Heim-WM in Chemnitz, auch A-Bundestrainer Henrik Rödl hat von ihm längst Notiz genommen. Beim neunmaligen Meister Bamberg hat er sich trotz Verletzungsproblemen etabliert, gilt vor allem für die Verteidigung als Hoffnungsträger.

Mit Olinde verließ sein Freund Lennard Larysz (21) das Towers-Projekt wegen fehlender sportlicher Entwicklungsmöglichkeiten. Den Spielmacher zog es erst nach Würzburg, seit 2017 steht er bei Bundesligist BG Göttingen unter Vertrag. Dort wartet der Hamburger, der wie Olinde sein Abitur auf der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg machte, noch auf seine sportliche Reifeprüfung.

Ebenfalls 2016 machte sich auch Bazoumana Koné (25) aus Hamburg auf, um die Basketballwelt zu erobern. Nach seinem Abschied erlebte der ehemalige Towers-Regisseur verletzungsbedingt bei den Bundesligisten Ludwigsburg und Gießen eine schwierige Zeit. Jetzt, wieder gesund, scheint er in Braunschweig Fuß gefasst zu haben. Dort warf er schon in der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) reichlich Körbe und gewann den heutigen NBA-Star Dennis Schröder (25) zum Freund.

Gute Entwicklung von Akpinar

Den größten Sprung aller Hamburger Talente machte Spielmacher Ismet Akpinar (23). Der Deutschtürke ging 2013, ein Jahr vor Gründung der Towers, den schwierigen Weg aus Wedel zum früheren Serienchampion Alba Berlin. Dort wurde er deutscher Meister, wertvollster Spieler der NBBL, anschließend überlebte er die unbarmherzige Defense-Schule von Bundesliga-Chefcoach Sasa Obradovic.

„Man kann nicht beschreiben, wie hart es war. Aber ich musste diesen Schritt gehen“, sagt der 1,90 Meter große Verteidigungsspezialist, der im Sommer 2017 nach Ulm wechselten und sich dort als Führungsspieler profilierte. Zur selben Zeit feierte Akpinar sein Nationalmannschaftsdebüt, warf sich beim Supercup in Wilhelmsburg ins internationale Rampenlicht. Nach nunmehr 27 Länderspielen darf er sich berechtigte Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme im September in China machen, zudem wurde er von den Basketball-Fans in die Nationalauswahl für das Allstar Game am 23. März in Trier gewählt.

Für Towers-Geschäftsführer Willoughby kommt der Werdegang seines Schützlings nicht überraschend: „,Izi' hat mit Abstand die beste Arbeitseinstellung, die ich bei den Towers jemals erlebt habe.“ Grundsätzlich, sagt der 41-Jährige, könne er sich auch die Rückkehr eines der verlorenen Talente vorstellen: „Die Jungs sind ja nicht im Unfrieden gegangen. Wir konnten ihnen nur sportlich zu wenig bieten. Und das wollen wir ja ändern.“ Akpinar jedenfalls wird schon dieses Wochenende nach Hamburg heimkehren – für einen kurzen Familienbesuch. (HA)