Hamburg. 79:59-Erfolg der Hamburg Towers gegen Tabellennachbar Paderborn – nur 16 Sitzschalen bleiben der Inselparkhalle frei.

Hamed Attarbashi glaubt an den Basketballgott. „Der sitzt da oben und schubst den Ball rein“, suchte der Coach der Hamburg Towers nach Erklärungen für den 79:59 (46:25)- Heimsieg gegen Paderborn – als das Team um Kapitän und Topscorer Robert Ferguson fast aus allen Lagen traf. Ganz anders als am Vorsonnabend in Hanau (51:64), als man fast aus allen Lagen verwarf. „Dabei hatte Rob’ in Hanau viel offenere Würfe – er hätte noch zu Hause anzurufen und Pizza bestellen können.“ Aber in Hanau schubste der liebe Gott die Bälle offenbar vom Ring.

Der heilfrohe Attarbashi war gut drauf im kompakten Pressekonferenzraum der Inselparkhalle. Mit seinen Sprüchen punktete er so sicher wie seine „Türme“ zuvor mit dem Ball. Der 40-Jährige reimte gar auf die Frage, weshalb die Zuschauer trotz verspielter Vorsprünge und schon zwölf Saisonpleiten immer noch zu seinen inkonstanten Wilhelmsburger Jungs strömen: „Wir gewinnen mit 20, wir verspielen 20, wir siegen mit zehn oder verlieren mit zehn – hier gibt’s immer was zu sehen!“

Diesmal kamen 3384 Fans, nur 16 Sitze blieben frei. Die Arena ist mit einem Schnitt von 2927 klar die bestbesuchte der Liga, gefolgt von Gotha (2219) und Chemnitz (2121). Weshalb die Anhängerschaft weiter wachse, obwohl die Towers in ihrer dritten Spielzeit erstmals den Erwartungen hinterherdribbeln? „Es ist dieses Ami-Entertainment-Ding“, glaubt Towers-Caterer Yashar Mokhtary. Die Lichtshow, das Dance Team, DJ Direction, die ganze Orga werde immer perfekter. „Es sind viele Sonnabendabend-Eventgänger“, schätzt er. „Und wir profitieren davon, dass die Freezers und die HSV-Handballer als Erstligisten verschwunden sind.“

„So kann uns niemand schlagen“

Simon Riedel (21), einer der zwei Trommler und Vize-Fanclub-Vorsitzender, erklärt sich den Zuspruch so: „Inzwischen wird mega viel Werbung gemacht – im Radio, im Fernsehen oder auf Plakaten, man kommt in der Stadt an den Towers nicht mehr vorbei. Und die Zuschauer bleiben – im Unterschied zu früher. Es hat sich ein sehr festes Publikum herauskristalisiert.“ Der Towers Fanclub feierte am 29. Januar mit 13 Anwesenden seine Gründungsversammlung. Sportjournalismus-Student Riedel hat bei aller Vereinsliebe Skepsis, ob es noch für den letzten Play-off-Platz acht reicht, am Sonnabend konnte er aber endlich mal wieder sorglos trommeln: „Das tat der Seele gut, dass man mal keinen Herzinfarkt bekam.“

Riedel gab das Megafon für die „Humba“ dem nachverpflichteten Volltreffer Roderick Camphor, mit seinen 15 Punkten neben Ferguson (24) der zweite Mann des Spiels. Und der lustige Kerl tut dem in dieser Saison noch nicht so eingeschworenen Team gut. Er klopfte sich mit einem „Yeah“ auf sein Herz, als er erfuhr, dass sein Nachname klinge wie das deutsche Wort „Kämpfer“ und was das bedeute. Der US-Guard berichtete freimütig von seiner „Girlfriend-Situation“: Die Düsseldorferin, mit der er seit seiner Leverkusener Zeit liiert war, sei passé. „Ich bin jetzt glücklicher.“ Schelmisch schwärmte der 24-Jährige, dass Hamburgs Frauen „very beautiful“ seien. Er bringt den Towers forsche Unbekümmertheit: „Wenn wir so spielen wie heute, kann uns niemand schlagen“, tönte er. „Dabei haben wir uns sogar noch 23 Ballverluste geleistet.“

Starke Rebound-Bilanz der Towers

Was aber super lief: Die „Türme“ reboundeten „unfassbar“ (Attarbashi). Das Abpraller-Duell gewannen sie 47:28. Und hatten einfach Top-Wurfquoten: 50 Prozent bei den Drei-Punkte-Würfen (!) und 54 Prozent bei den Zweiern. „Wir waren wütend nach dem Hanau-Spiel – und ich ganz persönlich auch auf mich“, sagte Ferguson. „Wir haben viele Extra-Würfe im Training genommen.“

Auch am Sonnabend in Nürnberg wollen die Towers Wiedergutmachung. Ferguson: „Oh ja, gegen Nürnberg haben wir zu Hause eine 23-Punkte-Führung verspielt und dann mit einem Punkt verloren. Das quält uns noch.“