Hamburg. Die Zweitliga-Basketballer verloren 84:90 gegen Bundesliga-Absteiger Crailsheim. Um an den Schwächen zu arbeiten, fehle die Zeit.

Den finalen Beifallssturm hatte sich René Kindzeka wirklich verdient. Fast von der Mittellinie, aus rund 14 Metern Entfernung, versenkte der 21-Jährige in letzter Sekunde den Ball im Korb. Der Treffer hatte neben seiner Schönheit allerdings nur noch statistischen Wert.

Die Hamburg Towers verloren in der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA vor 2751 Zuschauern in der Wilhelmsburger Inselparkhalle 84:90 (44:53) gegen die Crailsheim Merlins. „Kampf und Wille stimmten, in der Defense waren wir dagegen nicht stabil genug“, klagte Towers-Trainer Hamed Attarbashi nach der zweiten Heimniederlage. Mit 4:5 Siegen liegen die Hamburger jetzt auf Tabellenplatz neun.

Basketballspiele sind selten nach zehn Minuten entschieden, was trotz des 22:29-Rückstandes natürlich auch an diesem Abend galt, gegen den Bundesliga-Absteiger zogen sich die bekannten Wurfschwächen der Towers jedoch durch die gesamte, recht einseitige Begegnung. Crailsheim traf im ersten Viertel sagenhafte 89 Prozent aller Zweipunktewürfe, eine Quote, die später auf immer noch gute 56 Prozent schrumpfte.

Adlers Einsatz unwahrscheinlich

Die Towers zielten nicht nur 40 Minuten lang schlechter (42 Prozent), sie leisteten sich mehr technische Fehler, und sie fanden vor allem in der Deckung zu selten zu jener effektiven Abstimmung und Aggressivität, die am Freitag Grundstein des 75:64-Erfolges über Gotha war. Zu oft konnten die Crailsheimer durch die Hamburger Abwehr dribbeln, ohne unterm Korb auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen. „Wir haben in der Verteidigung weiter Defizite. Aufgrund des engen Spielplans hatten wir aber kaum Möglichkeiten, an unseren Schwächen intensiv zu arbeiten“, sagte Attarbashi.

Mit Cornelius Adler (27) fehlte den Towers erneut derjenige, den zuletzt Treffsicherheit und Zweikampfstärke ausgezeichnet hatten. Den ehemaligen A-2-Nationalspieler plagt eine Reizung der Achillessehne, am heutigen Montag soll eine weitere Untersuchung folgen. „Es wird bei ihm jeden Tag besser“, gab Attarbashi Entwarnung. Adlers Einsatz am nächsten Sonnabend in Kirchheim scheint dennoch unwahrscheinlich.

Spannung im letzten Viertel

Nun waren die Saisonziele der Hamburger bereits vor dem ersten Tip-off bescheiden, doch in der augenblicklichen Verfassung könnte selbst das Erreichen der Play-off-Runde der besten acht in Gefahr geraten. Nach 9 von 30 Spielen mögen Prognosen verfrüht sein, im Vorjahr wirkte die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison spielerisch und taktisch reifer. Was sich aber sagen lässt: Derzeit hängt bei den Towers viel, vielleicht zu viel, von Form und Präsenz ihres Spielmachers Anthony Canty (25) ab. Diesmal erzielte er 20 Punkte, verwandelt dabei alle sieben Freiwürfe.

Spannung kam deshalb erst im letzten Viertel – kurz – auf, als die Towers in der 33. Minute nach zwei Ballverlusten der Crailsheimer in Folge den Rückstand, der beim 30:50 (18. Minute) 20 Punkte betrug, auf 68:71 verkürzten. Towers-Topscorer DeAndre Landsdowne (22 Punkte) netzte binnen zehn Sekunden zweimal ein, was die Fans hoffnungsfroh von ihren Sitzen springen ließ. Eine Minute später war diese Begeisterung wieder erloschen, Crailsheim hatte auf 85:78 erhöht und geriet nicht mehr in Gefahr, den Vorsprung noch zu verspielen. „Dafür ist das Team im Gegensatz zu unserem auch viel zu erfahren“, meinte Attarbashi.

Towers-Kooperationspartner SC Rist Wedel (2:5 Siege) verlor in der Zweiten Bundesliga Nord Pro B gegen Spitzenreiter Lok Bernau 76:85 (27:25, 14:28, 16:17, 19:15) und fiel auf den vorletzten Tabellenplatz zurück. Flügelspieler Moritz Hübner (16 Punkte), der auch im Kader der Towers steht, und US-Spielmacher Will Barnes (15) waren Wedel beste Werfer.