Hamburg. Mit Louis Olinde und Lennard Larysz haben die zwei begabtesten Basketballer Hamburgs Zweitligaclub nun verlassen.

Ex-Bundesligastar Wilbert Olinde hat für sich, seine Frau Ursula und seinen jüngeren Sohn Jason wieder Dauerkarten für die Towers gekauft. Und Paul Larysz trainiert weiter engagiert die Nachwuchs-Bundesliga-Mannschaft (U19) der Wilhelmsburger Zweitligabasketballer. Ihre Söhne aber, die zwei größten Hamburger Talente und besten Freunde Louis Olinde und Lennard Larysz, haben die Towers mit 18 Jahren verlassen. Der deutsche Meister Bamberg mit seinem Pro-A-Farmteam Baunach sicherte sich Olinde, die Traditionstalentschmiede des Erstligisten Würzburg verpflichtete Larysz für seine Pro-B-Mannschaft TG Würzburg.

Von den vier Piraten-Eigengewächsen des vergangenen Towers-Kaders ist damit nur noch René Kindzeka (21) übrig, der bisher kaum aufhorchen ließ. Die Saison 2015/16 verpasste er verletzungsbedingt fast komplett. Janis Stielow wiederum, aus dem Quartett am weitesten, verkündete wegen anhaltender Rückenbeschwerden sein Karriereende – mit 21. „Das war ein Schock für uns“, sagt Towers-Sportchef Marvin Willoughby (38).

Aber warum verließen Olinde und Larysz schon direkt nach ihrem Abitur den Club? Zumal Towers-Headcoach Hamed Attarbashi (40) der erste Trainer des damals sechsjährigen Louis beim BC Hamburg war. Und als langjähriger Freund von Paul Larysz kennt er „Lenny“ schon von Geburt an. Befreundet sind auch Willoughby und Wilbert „The Black Pearl“ Olinde (60). Aber Profibasketball ist am Ende des Tages auch in der Towers-Familie ein Business.

Bei Larysz schwingt Enttäuschung mit: „Ich kann nicht sagen, dass sich die Towers bemüht haben. Zwar hatte ich zwei, drei Gespräche mit Marvin, aber Hamed, der hat sich nie gemeldet.“ Als Grund für seinen Wechsel nennt er neben dem Auf-eigenen-Beinen-Stehen: „Ich habe Hamburg verlassen, weil Würzburg die besseren sportlichen Möglichkeiten bietet. Zum einen kann ich in der Bundesliga mittrainieren, zum anderen spiele ich im Farmteam in der ProB, das darauf aus ist, junge Spieler auf Erstliganiveau heranzuführen. Ich denke nicht, dass ich eine Chance gehabt hätte, bei den Towers Spielzeit zu bekommen.“ Der spielintelligente Point Guard unterschrieb in Würzburg für ein Jahr. Danach will er auf ein US-College gehen.

„Wir haben genug mit Lenny geredet“, sagt Willoughby, der viel Demut von jungen Spielern verlangt. Er sieht es aber „mit einem lachenden Auge“, dass Larysz in Würzburg gelandet ist. Dort wurde er selbst an er Seite seines Jugendfreundes Dirk Nowitzki in zwei Jahren zum Nationalspieler geformt.

Towers bekommen keinen Cent Ausbildungsprämie

Zum Thema Olinde sagt Willough­by: „Louis ist eines der größten Talente Europas. Um ihn herum hätten wir unser neues Team gebaut.“ Vater Olinde dachte selbst bis in den Dezember, dass der 2,05 Meter große Small Forward (Flügelspieler) bei den „Türmen“ bleibt. Aber dann nahm der Frankfurter Agent Bennet Ahnfeldt von der internationalen Agentur YouFirst Louis im Frühsommer mit auf Deutschlandreise zu den Topclubs nach Berlin, Oldenburg, Frankfurt und Bamberg. „Louis war geflasht“, sagt Olinde Senior. „Und wenn Bamberg bei dir anklopft, kommst du ins Schwitzen.“

Dauerkartenbesitzer Wilbert Olinde sah bei den Towers nur die Kooperation mit Wedel kritisch. Auch Lennard Larysz meint: „Es wurde zu wenig untereinander abgesprochen.“ Willough­by weiß, dass die Kooperation besser werden muss. Nach dem Ausscheiden des Rist-Geschäftsführers Thorsten Fechner und dem Abschied des US-Coaches Michael Claxton setzt Willoughby nun auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Felix Banobre. Er gibt aber auch zu bedenken: „Wir sind zwei selbstständige Vereine. Das Farmteam Baunach existiert allein für Brose Bamberg.“

Bitter für die Towers ist, dass sie für Louis und „Lenny“ keinen Cent Ausbildungsprämie erhalten. 7000 Euro für Olinde (als künftig regelmäßigen ProA-Spieler) und 4000 Euro für Larysz (als ProB-Akteur) fließen laut BBL anteilig nach Ausbildungsjahren an ihren Stammverein BCH und an Rist Wedel, mit dessen Lizenz sie zuletzt spielten. Das Geld kommt aus einem Fonds, in den die Clubs der ersten drei Ligen Beiträge einzahlen. BCH und Wedel können noch auf einen Nachschlag hoffen. Sobald einer von beiden Bundesligaspieler ist, steigt die Prämie auf 10.000 Euro.

Willoughby weiß: „Wenn wir unsere Hamburger Jungs halten wollen, müssen wir irgendwann selbst in die Bundesliga.“ Auf einen Zeitplan will er sich aber nach wie vor nicht festlegen.