Hamburg. Hamburger Zweitligist unterliegt im vierten Play-off-Viertelfinale mit 66:70. Drama um Koné, Häme für Völler-Sohn. Showdown am Sonntag.

Den Hamburg Towers scheinen im Kampf um den Einzug ins Halbfinale der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA die Kräfte auszugehen – kein Wunder bei einem Minikader von nur noch zehn halbwegs gesunden Spielern. Wie in der dritten Viertelfinalbegegnung am Dienstag in Gotha vergaben die Türme auch am Freitagabend vor 2600 Zuschauern in der Wilhelmsburger Inselparkhalle eine klare Halbzeitführung und verloren gegen die Thüringer nach einem Leistungseinbruch im letzten Viertel 66:70 (14:14, 23:15, 19:21, 10:20). In Gotha hatten sie nach 20 Minuten 13 Punkte Vorsprung herausgeworfen, diesmal acht. Bezeichnend: Towers-Spielmacher Bazoumana Koné, mit 18 Punkten der Topscorer, verstolperte sieben Sekunden vor Schluss den Ball.

Damit steht es in der Best-of-5-Serie nach Siegen 2:2, nach einer 2:0-Führung der Towers. Die Entscheidung fällt nun am Sonntag (17 Uhr) in der „Blauen Hölle“ in Gotha. Der Sieger trifft dann im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg auf Ligakrösus Rasta Vechta. „Wir gehen am Stock. Wir werden aber noch mal alles geben und hoffen, dass die Kraft irgendwie reicht“, sagte Trainer Hamed Attarbashi, dem die Enttäuschung noch Stunden nach der Niederlage anzusehen war. Nach Optimismus jedenfalls klangen seine ersten Aussagen nicht. Dafür ist die Personalsituation wohl auch zu angespannt.

Ausschlaggebend waren die Ballverluste

Die formalen Voraussetzungen für den Aufstieg haben die Hamburger immerhin geschaffen. Sie reichten fristgerecht ihre Unterlagen bei der Basketball-Bundesliga (BBL) ein – wie 18 Vereine aus der Ersten und vier aus der Zweiten Bundesliga. Gotha ist nicht dabei. Towers-Sprecher Jan Fischer stellte aber sofort klar: „Das ist für uns nur eine Standortbestimmung. Wir wollen mal sehen, wo wir stehen, welche Mängel wir noch haben. Ob wir von der Infrastruktur schon so weit wären, wo wir in ein, zwei Jahren sein wollen. Finanziell sind wir sicherlich noch nicht erstligafreif.“

Am Freitagabend konnten alle kränkelnden Leistungsträger, Anthony Canty, Bazoumana Koné und Jonathon Williams, mitwirken. Und auch Attarbashi, der sich angesteckt hatte, stand zum Tip-off gewohnt energetisch an der Seitenlinie – in seinem dunkelblauen Glücksanzug, den er zu jedem Heimspiel in dieser Saison trägt. Die Gothaer hatten als Glücksbringer nur einen thüringischen Plüschelch entgegenzusetzen, der aber im verregneten Wilhelmsburg hinter der Frontscheibe des Mannschaftsbusses kleben blieb.

Den Matchplan gegen Gotha hatten Attarbashi und sein vollbärtiger Hipster-Assistent Benka Berloschky mantraartig in dieser Play-off-Serie wiederholt: Das Duell um die Rebounds sei der Erfolgsschlüssel. Es ging diesmal unentschieden aus. Beide Mannschaften pflückten 36 Abpraller vom Korb. Ausschlaggebend waren diesmal vielmehr die Ballverluste: Die Towers leisteten sich 13, Gotha zehn. Beim ersten Heimspiel der Serie hatten die Hamburger nur sechs daraus resultierende schnelle Gegenangriffe zugelassen – ein klares Indiz für inzwischen nachlassende Konzentration.

Towers vergeben Führung in Schlussminuten

Dabei hatte es erneut gut für die Hamburger begonnen: Nachdem die Towers einen 0:5-Minifehlstart in eine 14:5-Führung umgewandelt hatten, verwarf der Rudi-Völler-Sohn und Gotha-Kapitän Marco Völler zwei Freiwürfe und das Publikum johlte gehässig: „Zugabe, Zugabe“. Die Partie bis zur Halbzeit war von Fehlerchen auf beiden Seiten geprägt. Die Thüringer machten meist noch einen mehr, zum Beispiel als sich US-Center Delvon Johnson gegen Ende des ersten Viertels bei einem Dunking „verstopfte“. Im dritten und vierten Viertel verloren die Towers mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel, die Fehlwürfe häuften sich. 3:28 Minuten vor Schluss führten sie dennoch mit 66:61. Danach warfen sie keinen Korb mehr.

„Von den vier Spielen haben wir vier dominiert und waren vier Mal die klar bessere Mannschaft. In den insgesamt 160 Minuten lagen wir etwa 155 Minuten in Führung. Wir haben eine Mannschaft, die uns qualitativ und quantitativ überlegen ist, an die Wand gespielt“, sagte Attarbashi und schickte seine Kampfansage hinterher: „Wir sind Krieger, noch sind wir nicht besiegt.“ Und Sportchef Marvin Willoughby mahnte: „Am Ende war es ein Energieproblem, und einigen Spielern fehlte wohl auch das Zutrauen. Wir dürfen jetzt keine Panik kriegen. Dann können wir es noch schaffen.“