Hamburg. Die Basketballer der Hamburg Towers wollen am Freitagabend beim Letzten Rhöndorf den Playoffeinzug besiegeln.

Vor einer Woche beim Heimsieg gegen Nürnberg küsste Hamed Attarbashi seinen Shooting Guard Xavier Roberson nach einem wichtigen Dreier herzhaft auf die Wange. Ja, der iranischstämmige Coach der Hamburg Towers gab dem US-Boy einen Schmatzer. Die Wilhemsburger Zweitligabasketballer sind eine besondere Truppe. Das konnte man auch beobachten, als das „Türmchen“ Louis Olinde, 17, beim Rekordsieg gegen Leverkusen (96:68) im Februar seine ersten Punkte warf und alle zu ihm hin stürmten. „Das kam aus den Herzen“, sagt Attarbashi.

Diesen Geist erarbeiten sich die Towers professionell mit „Teamcoach“ Hinnerk Smolka, 33. Der Hohelufter ist kein Teampsychologe: „Viele Sportler haben leider Schwierigkeiten mit Psychologen und sagen: Mit mir ist alles in Ordnung.“ Er macht auch kein „Teambuilding“ in Hochseilgärten, „mir geht es immer um Basketball und konkrete Fälle im Training und Wettkampf“.

„Alles wird outgesourct“

Smolka schrieb seine Diplomarbeit an der Kölner Sporthochschule über „Teamcoaching einer Oberligamannschaft am Beispiel von Rheinenergie Köln“. Er erläutert: „Alles wird outgesourct: Physiotherapie, Krafttraining. Aber um die psychosozialen Prozesse im Team kümmert sich keiner explizit. Das soll der Trainer noch nebenbei machen.“ Bei Heimspielen sitzt er mit auf der Bank, er führt wöchentlich drei Einzelgespräche mit Spielern, alle zwei Wochen steht eine zweistündige Teamsitzung im Besprechungsraum der Towers an. Als „meine Bibel“ nennt er das Buch „Group Dynamics in Sport“ von Albert V. Carron und Mark A. Eys. Mit seinem Onkel gründete er Smolka-Teamcoaching – für Unternehmen und Sportteams. Er arbeitete auch schon im Hockey für den Großflottbeker THGC.

Bei den Towers gilt eine Schweigepflicht für die Vertrauensperson. Aber Smolka verrät, dass der punktemäßig schwächelnde Vincent Kittmann intern als „bester Teamplayer“ genannt wird. Kapitän Robert Ferguson, 30, sei „der Angelpunkt im Spiel und die gute Seele. Er spielt den selbstlosesten Basketball und ist der große Bruder“. Bei Dennis-Schröder-Kumpel Bazou Koné „sind wir so ehrlich zueinander, dass er in die Erste Liga will. Er bringt Energie und Fröhlichkeit, und wir müssen seine Ambition für uns nutzen.“ Attarbashi bezeichnet er als „Maniac. Er ist einer der besten Klienten, die ich je hatte“.

Und wie kam Smolka zu den Towers? Als der Kampfsportler zum Studium nach Köln zog, vermittelte ihm der Mann seiner Schwester Britta, Rist-Wedel-Idol Mac-Davis Duah, bei einem Freund einen Schlafplatz. Der Typ hieß Marvin Willoughby und dribbelte für Erstligist Köln. Daraus wurde später eine WG und an „langen Apfelschorlenabenden“ eine enge Freundschaft.