Hamburg. Hamburg Towers begeistern beim 82:74-Erfolg gegen Vechta auch den NBA-Star. Neuer Heimspieltermin kommt bei den Fans gut an.
Auf die Siegesfeier hat Hamed Attarbashi am Sonnabend verzichtet. Ausgehen sei sowieso nicht so sein Ding, ließ der Trainer der Hamburg Towers wissen. Lieber wollte er sich in Ruhe die Zusammenfassung der Fußball-Bundesliga anschauen. Das Spiel gegen Rasta Vechta war aufregend genug gewesen, und es hatte ihm und seiner Mannschaft alles abverlangt: Kraft, Nerven, Schmerzen, große Gefühle. Und dazu Aktionen, wie man sie selbst in spektakulären Basketballspielen nur selten sieht. „Die Jungs sollen den Abend genießen“, sagte Attarbashi, „das haben sie sich verdient.“
Mit 82:74 (17:21, 20:15, 22:15, 23:23) konnten die Hamburger den großen Aufstiegsfavoriten der Zweiten Bundesliga Pro A niederringen, und dieses Wort ist in diesem Zusammenhang keine Floskel. Vechtas Qualität setzten die Towers vor allem Intensität entgegen, und die sollte sich alsbald auf die Ränge der Wilhelmsburger Inselparkhalle, auf denen sich der Verlauf dieses Nordderbys widerspiegelte. Anfangs dominierte Vechta mit seinen 500 Fans, es fühlte sich an wie ein Auswärtsspiel. Aber dann gewannen die Towers und ihre 2300 Sympathisanten zunehmend die Kontrolle, anfangs fast unmerklich, dann aber mit Macht.
Natürlich haben die beiden Buzzer Beater zum Stimmungsumschwung beigetragen. Im Basketball nennt man Würfe so, die unmittelbar vor Ertönen der Schlusssirene die Hand verlassen und im Korb landen. Vor zwei Wochen hatten die Towers ihr Heimspiel gegen Heidelberg durch einen solchen Buzzer Beater für drei Punkte mit 75:77 unglücklich verloren, und möglicherweise wirkte dieser Schock bei der 65:78-Niederlage in Leverkusen vergangene Woche noch nach.
NBA-Star Schröder fieberte mit
Diesmal nun gelang den Towers ein solcher Kunstwurf gleich zweimal. Erst war es US-Neuzugang Xavier Roberson, der bei seiner Heimpremiere mit der Halbzeitsirene zur 30:29-Führung traf. Ausgangs des dritten Viertels dann erreichte der Geräuschpegel einen neuen Höhepunkt, als der starke Steffen Kiese ebenfalls per Dreipunktewurf die Führung auf 59:51 ausbaute.
„Es fühlte sich unglaublich an, die Halle ist richtig explodiert“, sagte Kiese. Natürlich war auch Glück mit im Spiel. Aber Attarbashi beharrte darauf, „dass diese Chancen kein Zufall waren. Wir haben sie uns erarbeitet.“ Bei so viel Leidenschaft konnte man getrost darüber hinwegsehen, dass die Freiwurfquote bei nur 57 Prozent lag und das Spiel der Towers auch sonst „weit davon entfernt war, perfekt zu sein“, wie Vincent Kittmann einräumte. Er selbst kam mit sechs Treffern aus sieben Versuchen aus dem Feld der Perfektion immerhin sehr nahe.
Fragt sich nur, warum die Towers nicht in jedem Spiel so auftreten. Dann nämlich „hätte keiner in der Pro A Bock, gegen uns zu spielen“, da ist sich der sportliche Leiter Marvin Willoughby ganz sicher. Selbst NBA-Star Dennis Schröder fieberte im fernen Atlanta vor dem PC mit und bescheinigte „meinem kleinen Bruder“ Bazoumana Koné als Towers-Spielmacher via Facebook „große Führungsqualität“.
Towers setzen auf neuen Heimspieltermin
Tatsächlich aber ist die Bilanz der Hamburger mit 2:3 Siegen noch immer negativ. Die Towers wissen jetzt, dass sie gut genug sind, um gegen die Besten zu gewinnen, aber auch schlecht genug sein können, um zum Beispiel kommenden Sonnabend in Paderborn zu verlieren. „Wir hatten in der Vorbereitung eine schwere Zeit aufgrund der vielen Ausfälle und haben sie immer noch“, sagte Attarbashi,, „aber wir wissen, woran wir arbeiten müssen.“
Und es gibt Hoffnung, dass Aufbauspieler Anthony Canty nach seiner Leistenverletzung bald für die Towers debütieren kann, vielleicht schon beim nächsten Heimspiel gegen Chemnitz am 31. Oktober. Der Sonnabendabend ist der neue Wunschtermin der Towers für die Heimspiele, nachdem in der Premierensaison noch meist sonntagnachmittags gespielt wurde. Er scheint gut anzukommen: Es gibt bereits 5000 Dauerkartenkunden, 100 mehr als im Vorjahr. „Aber wir müssen noch stärker um das Event-Publikum kämpfen“, sagt Willoughby.
Die am Sonnabend dabei waren, werden sicher wiederkommen.