Hamburg. Linebacker des Hamburger ELF-Teams verletzt sich bei 29:26-Sieg gegen Istanbul schwer. Vier Touchdowns für Runningback.

Unter den Klängen von „You’ll never walk alone“ wurde er ins benachbarte Universitätsklinikum Eppendorf abtransportiert. Und obwohl es nach 45 Minuten Verletzungspause nach noch Schlimmerem ausgesehen hatte, konnte Giovanni Nanguy, während er auf dem Spielfeld im Stadion Hoheluft in den Rettungswagen geschoben wurde, schon leichte Entwarnung geben. Der französische Linebacker der Hamburg Sea Devils, der sich beim 29:26 (0:0, 0:17, 13:0, 10:6, 6:3)-Sieg nach Verlängerung gegen die Istanbul Rams bei einem Tackle 2:22 Minuten vor der Halbzeit verletzt hatte, streckte seinen Daumen nach oben.

Seine Frau und die kleine Tochter, die ihren fixiert auf dem Rücken liegenden Vater noch fest gedrückt hatte, applaudierten wie die 3200 Zuschauer, als der 32-Jährige in die Klinik kam. Die erste Diagnose lautete Gehirnerschütterung, genauere Untersuchungen sollten folgen. Nach dem Sieg telefonierte das Team bereits mit dem Verletzten.

American Football: Trainer der Sea Devils warnte vor Gegner

Es war ein Vorfall, der unterstrich, dass Sieg oder Niederlage ins zweite Glied zurücktreten, wenn die Gesundheit eines Protagonisten in Gefahr gerät. Sport ist dann nur eine Nebensache, und am Sonntag war die Darbietung des Hamburger Teams aus der American-Football-Europaliga ELF über weite Strecken ein großes Stück davon entfernt, die schönste Nebensache der Welt zu sein. Man musste die Partie allerdings in zwei Hälften teilen: die vor und die nach Nanguys Unfall.

In der ersten Hälfte traute das Publikum seinen Augen kaum. Zwar hatte Sea-Devils-Cheftrainer Charles Jones eindringlich davor gewarnt, dass die Gäste aus der Türkei mit dem Team, das im Hinspiel vor drei Wochen beim 0:70 komplett überrollt worden war, nur noch wenig gemein haben würden. Mit dem US-Amerikaner Isaiah Green, der von den Kragujevac Wild Boars aus Serbiens Topliga geholt wurde, lenkt ein neuer Quarterback das Spiel der Rams – und das mit einer Qualität, die sich sofort in seinem 39-Yards-Pass auf den ebenfalls erstarkten Widereceiver Yilmaz Berk Güven zeigte, der zum ersten Touchdown der Gäste führte.

Sea Devils zeigen eine Reaktion in der zweiten Hälfte

Dennoch waren es die Hamburger selbst, die sich das Zustandekommen des Halbzeitresultats von 0:17 zuzuschreiben hatten. Die O-Line bot Quarterback Salieu Ceesay und Runningback Glen Toonga zu wenig Schutz. Ceesay, der nach harter Kritik zu Saisonbeginn auf dem Weg der Besserung schien, traf aber auch zu häufig falsche Entscheidungen, seine Pässe waren ungenau, er hielt den Ball zu lang und bewegte sich nicht gut genug. Dazu kamen in der bislang so starken Defense ungewohnte Lücken; eine nutzte Rams-Cornerback Atilla Isik nach Interception zu einem 67-Yards-Touchdownlauf.

Die Halbzeitpause allerdings half den Gastgebern, sich zu sammeln. Die Defensive um Aggressive Leader Kasim Edebali übte nun deutlich mehr Druck auf Green aus. Zunächst brachte Toonga zwei Minuten nach Wiederbeginn einen 18-Yards-Lauf in die Endzone, danach erzielte der Brite mit einem Ein-Yard-Lauf im vierten Versuch seinen zweiten Touchdown.

Es folgten Nummer drei nach einem weiteren Lauf und ein Fieldgoal von Kicker Eric Schlomm, das Istanbul allerdings mit Ablauf der Uhr mit eigenem Fieldgoal zum 23:23 konterte. Die Verlängerung musste die Entscheidung bringen, und dort wurde, nachdem die Gäste ein Fieldgoal vorgelegt hatten, Glen Toonga mit seinem vierten Touchdownlauf des Spiels – sein insgesamt 16., mit dem er die 1000-Yards-Marke knackte, endgültig zum erneuten Matchwinner.