Hamburg. Sea-Devils-Cornerback Marloshawn Franklin Jr. entwirft neben dem Football Kleidungsstücke für sein eigenes Label.
An Energie mangelt es Marloshawn Franklin Jr. definitiv nicht, das wird beim Abendblatt-Termin im Sandtorhafen in der Hafencity schnell deutlich. Ob es möglich sei, auf das eine Boot dort zu gehen, fragt der Cornerback der Hamburg Sea Devils. Und wie sieht es eigentlich mit Angeln aus? Der Anleger sei der perfekte Platz dafür, findet er. In der American-Football-Europaliga ELF angelt sich der 24 Jahre alte US-Amerikaner in der Regel keine Fische, sondern gegnerische Pässe.
Dass Franklin Jr. keine Eingewöhnungszeit in Hamburg benötigte, bewies er mit seiner ersten Interception beim Saisonauftaktsieg gegen Frankfurt Galaxy. Der gebürtig aus Detroit (Michigan) stammende Defensivspieler wurde erst am 2. Juni verpflichtet, weniger als drei Wochen vor Saisonbeginn. „Nicht nur die Import-Spieler, sondern jeder einzelne hier hat mich mit offenen Armen empfangen, das hat wirklich Spaß gemacht“, erzählt Franklin Jr., der mit den US-Amerikanern des Teams in einer WG direkt an der Außenalster wohnt.
Alternative zu den Hamburg Sea Devils: Mode
„Wenn ich nicht den Anruf von den Sea Devils bekommen hätte, wäre ich wohl noch in den USA geblieben und hätte mich dort auf meine Firma konzentriert“, sagt er. Seine Firma, die Modemarke „Relentless Sacrifices“, gründete er, um Geld für sein gemeinnütziges Projekt zu sammeln. Franklin Jr. hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendlichen finanzielle Bildung zu vermitteln, entwickelte dafür Lehrpläne und bietet sie Colleges und Highschools an.
Erst designte er nur ein paar T-Shirts, um Aufmerksamkeit für sein Projekt zu erregen. Als er 15.000 Dollar eingenommen hatte, startete er sein Projekt. Mittlerweile investiert er weiter in „Relentless Sacrifices“, ein Teil des Gewinns wandert automatisch in das gemeinnützige Projekt.
Franklin Jr. entwirft Kleidungsstücke selbst
„Ich habe schon immer viel Wert auf gute Kleidung und meinen Style gelegt. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt“, erzählt Franklin Jr., der die Kleidungsstücke selbst entwirft und mit einem Team aus Los Angeles vertreibt. Nebenbei führt er ein weiteres Unternehmen, mit dem er Start-ups bei Themen wie Markenentwicklung, Marketing, Website- und Grafikdesign unterstützt.
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Sich nur auf eine Sache konzentrieren? Das kommt für ihn nicht infrage. „Mein Fokus liegt auf allen Bereichen. Momentan sind das Football, meine eigene Bekleidungsmarke, das Marketing-Unternehmen und meine gemeinnützige Arbeit“, sagt er. Zurzeit liege der Fokus dennoch auf der Spielzeit in der ELF. Nach Saisonende widme er sich dann wieder vornehmlich seinen anderen Projekten, erzählt er.
Hamburg Sea Devils bleiben Durchgangsstation
Daraus, dass die Sea Devils für ihn nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in die US-Profiliga NFL sein sollen, macht der 24-Jährige kein Geheimnis. Von 2016 bis 2018 spielte er für die California Golden Bears, das Universitätsteam der renommierten University of California, Berkeley, in der höchsten US-College-Liga. Seine erste Division-1-Partie war ein Gastspiel vor 80.000 Fans in Australiens Hauptstadt Sidney.
Wie sich die US-Eliteliga NFL anfühlt, durfte der Wahl-Kalifornier bereits 2018 im Trainingslager von Super-Bowl-Sieger Philadelphia Eagles erleben. Nach wenigen Wochen wurde Franklin Jr. wieder entlassen. Keine Schande, sondern das ganz normale NFL-Business. „Es hat damals einfach nicht funktioniert“, sagt er. „Mein Ziel ist es, zurückzukommen und es in der NFL in einen 55-Mann-Kader zu schaffen.“ Fest steht: Sollte ihm das nicht gelingen, lag es zumindest nicht an fehlender Energie.